Von Siegfried von Xanten
Was kann man eigentlich noch glauben? Und welche Rolle spielen Vögel im Allgemeinen und die Spottdrossel im Besonderen bei diesen Glaubensfragen? Nicht geheim ist, dass die Spottdrossel für den US-amerikanischen Geheimdienst arbeitet. Und in der Arena der öffentlichen Meinung ihre Interpretationen von Wirklichkeit vorzwitschert.
Vorgezwitschert wird uns vielleicht auch eine um beinahe 300 Jahre angereicherte Geschichte. Von 614 sprang man in den August 911. Sagt Heribert Illig. Und Karl den Großen und Ludwig den Frommen hat es nie gegeben. Kaiser Otto III. und Papst Silvester II. waren mit den Jahrhunderten großzügig. Weil Otto nicht um 700, sondern schrecklich gerne um 1000 leben wollte. Wegen dem Messias.
Aber was ist mit den Sachsenkriegen und mit der Zerstörung von Irminsul? Und wenn es Karl gar nicht gegeben hat, wer sitzt dann im Untersberg? General Hans Kammler? Und warum sitzt der General dort schon so lange? Oder sitzt er dort noch gar nicht so lange, weil die Zeit für ihn langsamer vergeht? Auf einer anderen Zeitlinie? Und greift er bei uns ein, sobald die Dohlen den Untersberg verlassen haben?
300 Jahre. Gut. Aber was ist mit der übrigen Geschichte?
„Es wird gerne behauptet, dass Hitler 1936 einfach so in das entmilitarisierte Rheinland einmarschierte. Die Wahrheit ist, dass damals die Sowjetunion und Frankreich eine Zusammenarbeit erörterten, die vorsah, dass Frankreich in das von deutschen Soldaten entblößte Rheinland einmarschiert und in Richtung Tschechoslowakei vorstößt, wo eine Vereinigung mit sowjetischen Truppen vorgesehen ist. Hitler entschloss sich, präventiv das nicht geschützte Rheinland zu besetzen. Auch der Anschluss Österreichs wird als Willkürhandlung Hitlers angesehen.“ |
Ein machtlüsterner Irrer, der Österreich heim ins Reich holte. Allerdings wurde in der Wiener Nationalversammlung bereits am 2. März 1919 fast einstimmig beschlossen, Österreich als Bestandteil Deutschlands anzusehen. Was die Siegermächte jedoch missachteten und verboten. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker.
„Damit alle Welt sehen könne, dass hier eine freiwillige Vereinigung vollzogen wurde, marschierten auch österreichische Truppen damals nach München, Dresden, Stuttgart und Berlin. In den Nürnberger Prozessen wurde nach dem Krieg der Reichsregierung Rechtsbruch und Eroberung bezüglich des Anschlusses Österreichs vorgeworfen.“ |
Und Polen?
„1930 schrieb die Zeitung ›Mocarstwowiec‹: »Unser Ideal ist, Polen mit den Grenzen an der Oder im Westen und der Neiße in der Lausitz abzurunden und Preußen vom Pregel bis zur Spree einzuverleiben. In diesem Krieg werden keine Gefangenen gemacht. Es wird kein Platz für humanitäre Gefühle sein. Wir werden die ganze Welt mit unserem Krieg gegen Deutschland überraschen.«“ |
Überrascht reagierte auch die Südosteuropa-Gesellschaft, als sie herausfand, dass ein Vogel zu Beginn des Polenfeldzuges gelobt hatte, mit dem Führer durch dick und dünn zu gehen. Rudolf Vogel. Namensgeber des Journalistenpreises der Südosteuropa-Gesellschaft.
„Wie konnte es geschehen, dass ein Mann wie Rudolf Vogel zum Namensgeber eines Journalistenpreises wurde? Dass der Preis künftig anders heißen soll, ist selbstverständlich.“ |
Gut. Aber in „der offiziellen Geschichtsschreibung wird erzählt, dass der Zweite Weltkrieg nur deshalb ausbrach, weil damals Deutschland über Polen hergefallen ist, Polen nur das Opfer sei, Frankreich und England dem bedrängten Polen helfen und die USA die Helfer unterstützten.“ Sagt die Spottdrossel.
Überhaupt ist nicht alles wahr, was geschehen ist. Und nicht alles geschehen, was wahr ist. Mit anderen Worten: „Manche Ereignisse geschehen, sind aber nicht wahr. Andere sind wahr, finden aber nie statt.“
Weiß man da noch, wo einem der Kopf steht?
„Wir wollen nicht lügen und wollen nicht schwindeln. Ich habe deshalb es abgelehnt, jemals vor dieses Volk hinzutreten und billige Versprechungen zu geben. Ich will Ihnen nicht versprechen, daß diese Wiederauferstehung unseres Volkes von selbst kommt. Wir wollen arbeiten, aber das Volk selbst, es muß mithelfen. Es soll nie glauben, daß ihm plötzlich Freiheit, Glück und Leben vom Himmel geschenkt wird. Alles wurzelt nur im eigenen Willen, in der eigenen Arbeit. Glaube niemals an fremde Hilfe […].“ |
Sagt der Führer. Und schon gar nicht an die Hilfe von Vögeln, möchte man hinzufügen.
Anfang der 50er Jahre nahm der CIA einen Vogel auf die Gehaltsliste. Die Spottdrossel. Mimus polyglottos. Oder englisch mockingbird. Und damit begann das postfaktische Zeitalter. Die Spottdrossel kann mit ihrem Gesang die Rufe anderer Tiere und Geräusche nachahmen.
CIA-Chef Allan Dulles beauftragte Frank Wisner und Cord Meyer damit, dem Vogel zuzuarbeiten und „im In- und Ausland ein diskretes Netz aus einflussreichen Journalisten und Meinungsführern zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung aufzubauen.“
Spindoktoren. Für falsche Nachrichten und Desinformation. Im Gewand „echter Nachrichten“. Frank Wisner baute ein Mediennetzwerk aus über 400 Journalisten auf. Mighty Wurlitzer. Wie Frank Wisner seine Jukebox mit der Spottdrossel nannte.
„Einige dieser Journalisten sind Pulitzer Preisträger, bekannte Reporter, welche sich selber als unabhängig bezeichnen. Viele waren aber weniger exaltiert, ausländische Reporter die meinten die Verbindung zum Geheimdienst würde ihnen bei der Arbeit helfen, Freelancer die meinten, es wäre aufregender im Spionagegeschäft mitzumischen, statt langweilige Artikel zu schreiben und Vollzeit CIA-Angestellte, die sich als Journalisten im Ausland getarnt haben.“ |
Über 40 Jahre ist das her. Pulitzer Preisträger als Spindoktoren.
Und was hat Josef Pulitzer gesagt?
„Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht von Geheimhaltung lebt. Bringt diese Heimlichkeiten ans Tageslicht, beschreibt sie, macht sie vor aller Augen lächerlich, und früher oder später wird die öffentliche Meinung sie hinwegfegen. Bekanntmachung allein genügt vielleicht nicht; aber es ist das einzige Mittel, ohne das alle anderen versagen.“ |
Das Church-Komitee meldete dann in den 70ern Bedenken gegen die CIA-Drossel an. Wegen Irreführung der Öffentlichkeit. Und wegen Schadens an der Glaubwürdigkeit der Medien.
Gut. In der Folge wurde die Spottdrossel mächtig aufgepimpt. Um ihr unglaubliches Gezwitscher noch glaubwürdiger klingen zu lassen. Künstler, Kulturschaffende und Intellektuelle wurden auf die Bühne in der Arena der öffentlichen Meinung geholt. Um gemeinsam mit der Spottdrossel zu musizieren.
Und wer den Kanal immer noch nicht voll hat, kann sich auch noch einen vermeintlichen Führer gechannelt antun. Das Spottdrossel-Gezwitscher aus dem Jenseits.
„Und wo man [heute] hinfasst: Soros.“ Medien, Kunst und Kultur auf einer Linie. Lügen auf der ganzen Linie. Finanziert auch mit Milliardenzahlungen aus den steuergeldfinanzierten öffentlichen Haushalten.
„Dass ausgerechnet das Ur-Biotop der Spottdrossel-Operation, das CIA-Hausblatt ‚Washington Post‘ […] jetzt eine Kampagne gegen ‚Fake News‘ anführt und eine schwarze Liste von 200 Webseiten propagiert, um vor falschen Nachrichten zu warnen, entbehrt nicht einer gewissen Komik.“
Einer gewissen Komik entbehrt auch nicht, dass es Braunau heute mit einem Vogel hält. Einem Laufvogel. „Die Stadt: ein Vogel Strauß“. Der größte lebende Vogel der Erde. Im Allgemeinen für den Menschen wegen seiner Federn, seines Fleisches und seines Leders interessant. In Braunau eher interessant wegen seiner Politik. Der Vogel-Strauß-Politik: den Kopf in den Sand stecken, die Augen vor unangenehmen Realitäten verschließen und bestimmte Tatsachen einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen.
Weimar hat Goethe, Salzburg Mozart und Braunau den Führer. Und über den Führer spricht man in Braunau eher weniger gern:
„Doch bei dieser Stadt gibt es überregional einfach kein zweites Konnotat. Sicher, für die Einheimischen ist es das Bankerl vorm Schüdlhaus, auf dem schon Napoleon sich die Pfeife ausgeklopft hat. Oder das eiserne Ross oben am Weinhansgiebel, das ganz durchlöchert ist, weil die Amerikaner darauf geschossen haben, als ihnen fad war.“ |
Der polnischen Sockenfirma Nanushki war der Führer dagegen ein willkommenes zusätzliches Konnotat wert:
„Die sonst mit Kühen, Hühnern und Schweinen bedruckten Nanushki-Socken haben nun nämlich ein neues Crew-Mitglied – den kleinen, wolligen Adolf. Er habe, laut seinem Hersteller, „den Auftrag, die Sockenschublade zu überwachen“. Außerdem schmiede er in seiner Freizeit Pläne, die Welt zu erobern. Lustig.“ |
Nachdem Kritik laut wurde, reagierte Nanushki und benannte die Socken um. Sie heißen nun Patrick. Mit Zweifingerbart.
Der Führer selbst hält es nicht mit einer Spottdrossel oder einem Laufvogel, sondern mit einem Hagen Vogel. Hagen Vogel, ein 24-jähriger Student aus Wilmersdorf hatte den Führer porträtiert. Um gegen staatliche Einschränkungen in der Kunst zu protestieren. Auf 1,90 m x 2,80 m Leinwand. Drei Jahre hatte der Student am Führer-Bildnis gemalt. Nie hatte es seine Wohnung verlassen.
Bis ein 15-köpfiges schwer bewaffnetes Sondereinsatzkommando der Berliner Polizei die Wohnung Hagen Vogels stürmte und den Öl-Hitler verhaftete, über den Hinterhof abseilte und mit dem LKW abtransportierte. Der Öl-Führer steht nun beim Landeskriminalamt:
„‘Die haben an meine Tür gehämmert, geklingelt, gebrüllt, eine Tür-Platte eingetreten. Und plötzlich hatte ich eine Maschinenpistole im Gesicht‘, so Vogel, der seit 2009 an der Universität der Künste studiert.“ |
Ein anderer Vogel – Hans-Jochen Vogel – war zwar in der Hitlerjugend, hatte den Führer aber „nie mit eigenen Augen gesehen […,] kannte ihn im Wesentlichen nur von den Reden. Von denen ging schon eine gewisse Faszination aus. Aber ein Unbehagen blieb wegen der Lautstärke und der Intonation.“
Dem Führer sind Vögel ansonsten ziemlich egal, Hauptsache, sie gehen zu Fuß:
“Die Amerikaner haben uns verboten, Flugzeuge zu bauen, ich sage, wir werden so viele Flugzeuge bauen, dass der Himmel schwarz ist und die Vögel zu Fuß gehen müssen!” |
Auch wenn 1936 der „‘Reichsverband deutscher Vogelpfleger und Züchter‘ mit Fachschaften für einheimische bzw. fremdländische Vögel“ entstand.
Aber was ist nun mit der Spottdrossel? Es ist ja nicht damit getan, dass sie zu Fuß gehen muss. Man muss die Heimlichkeiten, Lügen und Verbrechen ans Tageslicht bringen. Man muss sie öffentlich lächerlich machen „und früher oder später wird die öffentliche Meinung sie hinwegfegen. Bekanntmachung allein genügt vielleicht nicht; aber es ist das einzige Mittel, ohne das alle anderen versagen.“
Und: „Freiheit, Glück und Leben [werden einem nicht] vom Himmel geschenkt […]. Alles wurzelt nur im eigenen Willen, in der eigenen Arbeit.“
Die Dinge werden sich ändern.
Phantastereien?
„Wenn manche sagen: »Sie sind ein Phantast!«, dann kann ich ihm nur antworten: »Sie Idiot!«“ |
Sagt der Führer.
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