Ein gemeinschaftlicher Beitrag von Magnus und dem Nachtwächter
Vorwort
Die Beitragsreihe “Geld und Glauben“ zeigt in komprimierter Form die “zeitgenössische Geschichtsschreibung“ auf und bietet dem geneigten Leser mit weiterführenden Fragen erhebliche zusätzliche Erkenntnisgewinne. Die Ereignisdichte erhöht sich beim Gang durch die Geschichte zwangsläufig, je mehr wir uns der Jetztzeit nähern.
Zum möglichst umfassenden Verständnis der vielen Zusammenhänge, ist die Lektüre der vorherigen Beiträge sowie der Fragen und Antworten dringend zu empfehlen:
Geld und Glauben (Teil 1)
Fragen und Antworten GuG Teil 1
Geld und Glauben (Teil 2)
Fragen und Antworten GuG Teil 2
Geld und Glauben (Teil 3)
Fragen und Antworten GuG Teil 3
Geld und Glauben (Teil 4)
Fragen und Antworten GuG (Teil 4)
Geld und Glauben (Teil 5)
Fragen und Antworten GuG (Teil 5)
Dieser sechste Teil beschäftigt sich mit den Geschehnissen des frühen 19. Jahrhunderts, deren Verständnis eine wichtige Grundlage zur Erfassung der sich aus dieser Zeit massiver Umwälzungen ergebenen Verhältnisse in Europa bis in die heutige Zeit liefert.
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss des Jahres 1803 war das Kaiserreich maßgeblich umstrukturiert worden und die Abspaltung Badens, Bayerns und Württembergs und die damit einhergehende Bündnispolitik hatte die drei Herzogtümer im Nachgang des Dritten Koalitionskrieges zu neuen Königreichen von Napoléons Gnaden gemacht.
Österreich war einmal mehr geschlagen worden und die Kaiserkrone war mit der von Napoléon angestrengten Schaffung des Rheinbundes nicht mehr zu halten. Der habsburgerische “Doppelkaiser“ Franz legte die Kaiserkrone nieder, löste das Heilige Römische Kaiserreich auf und zog sich bis auf Weiteres in sein in die Schranken gewiesenes Österreich zurück.
Spannungen zwischen Preußen und Großbritannien
Die preußische Besetzung Kurhannovers auf Druck Frankreichs 1801/1802 hatte Großbritannien bereits gegen Preußen aufgebracht. Durch die im Jahre 1806 durch Napoléon angeordnete preußische Übernahme des in Personalunion durch den britischen König Georg III. regierten Kurfürstentums Hannover sowie die ebenfalls angeordnete Sperrung der Häfen für britische Schiffe, kam es zur Kriegserklärung Großbritanniens und auch Schwedens gegen Preußen, welche jedoch keine nennenswerten Kampfhandlungen zur Folge hatte.
Das von Großbritannien abgelehnte Angebot Napoléons zur Rückgabe Kurhannovers im Gegenzug für einen Friedensschluss, die Gründung des Großherzogtums Berg unter Landnahme ehemals preußischer Gebiete sowie die Bildung des Rheinbundes, offenbarte Preußen die Unverlässlichkeit Frankreichs und führte zu Verhandlungen mit Russland. Der russische Kaiser Alexander I. sagte König Friedrich Wilhelm III. von Preußen den Schutz seiner Integrität und der Preußens zu und vermittelte einen Frieden mit Schweden und im Januar 1807 kam es auch zum Friedensschluss mit Großbritannien.
218. In welcher Verbindung stand das britische Königshaus zu den Herrschern Preußens und Russlands?
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Vierter Koalitionskrieg
Die stetig zunehmenden Spannungen mit Frankreich veranlassten König Friedrich Wilhelm III. von Preußen am 9. August 1806, nur 3 Tage nach der Niederlegung der Reichskrone durch Kaiser Franz II./I., die Mobilmachung anzuordnen. Anlässlich des von Preußen geforderten Rückzugs der französischen Truppen hinter den Rhein, erklärte Napoléon Preußen am 9. Oktober 1806 den Krieg.
Anstatt auf seinen Verbündeten Russland zu warten, stellte sich die preußische Armee bei Auerstedt und Jena der Grande Armée Frankreichs und wurde vernichtend geschlagen. Nur zwei Wochen später besetzten französische Truppen Berlin und verbrachten symbolträchtig die Quadriga als Kriegsbeute nach Paris. Die königliche Familie war derweil nach Königsberg geflohen.
Der französische Vormarsch wurde erst im Februar 1807 von überwiegend russischen Truppen bei Preußisch-Eylau in Ostpreußen aufgehalten. Die ebenfalls verheerende Niederlage russischer Streitkräfte in der Schlacht bei Friedland im Juni 1807 zwang Alexander I. zum Waffenstillstand und in der Folge zum Frieden von Tilsit, bei welchem König Friedrich Wilhelm III. zum Zuschauer degradiert wurde.
223. Was veranlasste Friedrich Wilhelm III. von Napoléon die Rückgabe der rechtsrheinischen Gebiete zu fordern?
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Für Preußen endeten die Verhandlungen in Tilsit zwischen Alexander I. und Napoléon geradezu in einer Katastrophe. Das Land entging nur aufgrund Alexanders Fürsprache der völligen Auflösung und wurde letztlich praktisch halbiert. Alle Gebiete westlich der Elbe gingen verloren und wurden dem Königreich Westphalen sowie dem Großherzogtum Berg zugeschlagen, beides Vasallenstaaten Frankreichs.
Polnische Gebiete gingen an das Herzogtum Warschau, welches vom ehemals mit Preußen verbündeten Sachsen regiert wurde. Sachsen war bereits 1806 von Napoléon vom Kurfürstentum zum Königreich erhoben worden. Das restliche Gebiet sollte von Frankreich besetzt bleiben, bis die Kriegsentschädigungen abgetragen waren. Zudem musste Preußen sich an Frankreichs Kontinentalsperre gegen Großbritannien beteiligen, was einer enormen wirtschaftlichen Schwächung gleichkam – nachhaltige Reformen des Landes wurden in der Folge unausweichlich.
Somit begann für Napoléon im Jahre 1807 der Höhepunkt seiner Macht. Preußen war geschlagen, Vasallenstaaten und -königtümer waren erschaffen worden und Russland war gezwungen, den Rheinbund und das Herzogtum Warschau anzuerkennen sowie sich an der Kontinentalsperre zu beteiligen, welche Großbritannien vom europäischen Festlandshandel praktisch vollständig abschnitt.
226. Welches Ziel verfolgte Napoléon mit der Schaffung der Kontinentalsperre?
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Fünfter Koalitionskrieg
Österreich unter Kaiser Franz I. war nach dem Zerfall des römisch-deutschen Kaiserreiches und der Gründung des Rheinbundes nachhaltig geschwächt. Württemberg und Bayern waren von Napoléon ebenso zu Königreichen gemacht worden wie Sachsen und Westphalen. Die Beistandspakte für Napoléon in seinen Vasallenstaaten sollten Österreich jedoch ein weiteres Mal Anlass geben, militärisch gegen Frankreich vorzugehen.
In der Hoffnung, Volksaufständen in den “befreiten“ deutschen Gebieten Auftrieb zu verleihen, griff Österreich im Frühjahr 1809 das mit Frankreich verbündete Königreich Bayern an. Unter völliger Fehleinschätzung von Napoléons Stärke ging abermals Schlacht um Schlacht verloren und einmal mehr marschierte Napoléon im Mai in Wien ein und brachte seinen Gegner letztlich dazu, um einen Waffenstillstand zu bitten.
In der Folge kam es zum Frieden von Schönbrunn, doch Napoléons Ruf als unschlagbarer Feldherr hatte einigen Schaden genommen, nachdem er in der Schlacht bei Aspern gegen Erzherzog Karl das erste Mal überhaupt eine Feldschlacht verloren hatte. Angesichts der für Österreich erforderlich gewordenen neuen Bündnispolitik, stimmte Kaiser Franz I. der Eheschließung zwischen Napoléon und seiner Tochter Marie Louise zu. Die Hochzeit fand zunächst in Abwesenheit Napoléons am 11. März 1810 in Wien statt und wurde, nach Marie Louises Reise nach Compiègne, am 1. April 1810 in Paris nochmals offiziell vollzogen.
231. Was waren die Anlässe für Österreich, erneut gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen?
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Neue Spannungen
Seit dem Frieden von Tilsit des Jahres 1807 waren sowohl Preußen, als auch Russland mit Frankreich verbündet und durch den Frieden von Schönbrunn und die Eheschließung Marie Louises mit Napoléon nun auch Österreich. Dass diese erzwungenen Bündnisse nur sehr geringen Wert hatten, zeigte sich beispielsweise am Verhalten Russlands während Österreichs Feldzug gegen das Herzogtum Warschau im Zuge des Fünften Koalitionskriegs 1809, als Russland zwar unübersehbar militärisch Präsenz zeigte, in weiten Teilen Galiziens einrückte und es einvernahm, Österreich und Russland jedoch von gegeneinander gerichteten Kampfhandlungen absahen.
Da Russland auf Warenein- und -ausfuhren angewiesen war, unterlief es die von Napoléon angeordnete Kontinentalsperre gegen Großbritannien zunächst insofern, dass neutrale Handelsschiffe in Russland anlanden konnten, britische Waren ins Land brachten und russische an Bord nahmen. Die Verlegung französischer Truppen an die russische Grenze und vor allem Napoléons Annektion des mit dem russischen Zarenhaus familiär verbundenen Herzogtums Oldenburg Anfang 1811 führten zum Ausscheren Alexanders I. aus der Kontinentalsperre sowie zum Beginn beiderseitiger Vorbereitungen auf einen erwarteten, neuerlichen Krieg.
Am 17. Oktober 1811 wurde ein Bündnisvertrag zwischen Russland und Preußen für den Fall geschlossen, dass Frankreich Preußen angreifen würde, welcher sich jedoch gegenstandslos erwies, da ein Angriff Napoléons auf Preußen ausblieb. Österreich lehnte ein Bündnis mit Russland und Preußen Ende 1811 ab, Schweden einigte sich dagegen am 5. April 1812 mit Russland, nachdem Napoléon im Februar 1812 Schwedisch-Vorpommern und Rügen besetzen ließ. Am 28. Mai 1812 kam es zum Friedensschluss zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, was zusätzliche Truppenkontingente für Alexander I. freimachte.
235. Wie gestaltete sich der russische Außenhandel?
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Der Russlandfeldzug
Im Frühsommer des Jahres 1812 sammelte Napoléon seine Grande Armée im litauischen Kaunas, überquerte ab dem 25. Juni 1812 mit rund 475.000 Mann die Memel und betrat somit russischen Boden und eröffnete den Russlandfeldzug. Während sich die russischen Truppenkontingente kontrolliert zurückzogen, rückte die Grande Armée mit Hochdruck nach, was innerhalb von wenigen Tagen dazu führte, dass die Versorgungslinien bereits frühzeitig ihren Dienst versagten. Nachhaltiger Regen ließ Fuhrwerke im Schlamm steckenbleiben und Mangel an Essen und Wasser führten zu Massenerkrankungen an der Ruhr.
Trotz bereits dramatischer Verluste an Soldaten und Pferden, ohne dass es dabei zu nennenswerten Kampfhandlungen gekommen war, wurde weiter vorgerückt und bereits am 8. Juli besetzten französische Truppen Minsk. Zwischenzeitlich wurde der Regen von großer Hitze abgelöst und in den ersten zwei Wochen hatte Napoléon bereits rund 135.000 Mann eingebüßt.
Die Russen hatten sich immer und immer wieder zurückgezogen und so Napoléons Plan vereitelt, in einer großen Feldschlacht die Entscheidung zu suchen. Erst Anfang September bekam er, was er von vornherein angedacht hatte, als es rund 115 km vor Moskau zur Schlacht bei Borodino kam. Unter erheblichen Verlusten gelang ihm ein zumindest taktischer Sieg, da sich die Russen letztlich zurückziehen mussten. Nach der Schlacht verblieben dem französischen Kaiser noch rund 100.000 Mann, doch der Weg nach Moskau war nun endgültig frei und die Grande Armée marschierte am 14. September 1812 in der zuvor weitgehend geräumten Stadt ein.
Moskau selbst wurde innerhalb der nächsten vier Tage von verheerenden Bränden heimgesucht, welche vermutlich von russischen Saboteuren gelegt worden waren und bis zum 18. September drei Viertel der Stadt vernichteten. Napoléon wartete derweil im unversehrt gebliebenen Kreml auf Verhandlungsangebote von Seiten Alexanders I., welche jedoch ausblieben. Darauf folgende, mehrfache Gesprächsangebote der Franzosen wurden, wie vom Zar befohlen, von der russischen Generalität abgelehnt, was Napoléon dazu veranlasste, am 18. Oktober 1812 den Befehl zum Abmarsch zu geben.
Die Russen hatten zwischenzeitlich ihre Truppenkontingente neu sortiert und setzten den abziehenden Franzosen nach. Diese wurden gezwungen, sich auf mehr oder weniger demselben Weg zurückzuziehen, welchen sie auf dem Weg nach Moskau genommen hatten. Da diese Route jedoch bereits auf dem Hinweg geplündert worden war, gab es weder für Menschen, noch für Pferde ausreichend Nahrung. Hinzu kam der einsetzende Winter, welcher den unterversorgten und hierfür nicht ausgerüsteten Franzosen weitere erhebliche Verluste bescherte.
Zum Ende des Feldzugs überquerte, Schätzungen zufolge, bestenfalls ein Zehntel des ursprünglich insgesamt 610.000 Soldaten umfassenden Heeres die Grenze Russlands zu französisch kontrolliertem Gebiet. Napoléon selbst war bereits am 5. Dezember 1812 auf direktem Weg nach Paris aufgebrochen und begann sofort damit, neue Soldaten auszuheben. Doch das Ende seiner Herrschaft über Europa zeichnete sich bereits zu diesem Zeitpunkt ab, da sich infolge der Niederlage in Russland reihenweise Verbündete und Vasallen loszusagen begannen.
242. Wie setzte sich die Grande Armée zusammen?
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Befreiungskriege
Mit der Lossagung Preußens von seinem erzwungenen Vasallentum gegenüber Frankreich und seiner Zuwendung zu Russland mit dem Vertrag von Kalisch am 28. Februar 1813, kam es zur Bildung einer neuen Koalition gegen Napoléon. Preußen und Russland forderten zudem Österreich und auch Großbritannien auf, sich an der Koalition zu beteiligen. Russische Truppen zogen am 4. März 1813 in Berlin ein und am 17. März 1813 erklärte der preußische König Friedrich Wilhelm III. in Anwesenheit von Zar Alexander I. Frankreich den Krieg.
Zahlreiche Aufstände und innere Unruhen in den französisch beherrschten Gebieten offenbarten den Willen im Volk, sich vom Joch Napoléons zu befreien und mit dem Herzogtum Mecklenburg-Schwerin verlor der Rheinbund sein erstes Mitglied, als sich der Herzog am 14. März 1813 der preußisch-russischen Koalition anschloss. Die Franzosen sahen sich gezwungen, sich hinter die Elbe zurückzuziehen, während vornehmlich russische Truppen weiter nach Norden und Westen vorrückten und das Königreich Sachsen besetzten.
Napoléon führte seine neu aufgestellte Armee Richtung Sachsen und nahm das Königreich vorläufig wieder ein. Großbritannien und Schweden schlossen sich derweil der preußisch-russischen Koalition an und nach längeren, jedoch gescheiterten Verhandlungen, erklärte auch der österreichische Kaiser seinem Schwiegersohn am 11. August 1813 den Krieg. In den Allianzverträgen von Teplitz vom 9. September 1813 wurde zwischen Österreich, Preußen und Russland die Wiederherstellung Europas in den Grenzen von 1805 vereinbart, was im weiteren Verlauf auch den verbliebenen Rheinbundstaaten den Anschluss an die Koalition erleichterte, da sie nicht um den Verlust ihrer Territorien zu fürchten brauchten.
246. Welche Familie stand hinter dem Herzogtum Mecklenburg-Schwerin?
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Völkerschlacht
Im August 1813 standen in der Koalition noch 184.000 Soldaten aus Russland, 160.000 aus Preußen, 127.000 aus Österreich, 23.000 aus Schweden und 15.000 vornehmlich aus Mecklenburg und dem ehemals britischen Kurhannover, einem Heer von insgesamt 442.000 Franzosen und deren Verbündeten gegenüber.
Nach teils verlustreichen Gefechten im August und September traten ab dem 15. Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig rund 208.000 Franzosen gegen etwa 400.000 Koalitionstruppen an. In den Morgenstunden des 16. Oktober wurde die Schlacht eröffnet und fand, nach beiderseitig hoch verlustreichen Gefechten, erst mit Einbruch der Dunkelheit ihr vorläufiges Ende. Der 17. Oktober 1813 war ein Sonntag und abgesehen von kleineren Gefechten im Norden Leipzigs pausierte der Kampf und die sich bietende Gelegenheit zum umfassenden Rückzug ließ Napoléon ungenutzt verstreichen.
In der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober gruppierte er seine Verbände um und zog sie vornehmlich südlich von Leipzig zusammen. Die Koalitionsverbände und inzwischen eingetroffene Verstärkung hatten Napoléons Armee im Norden, Osten und Süden eingeschlossen und Verteidigungsstellungen für den sich anbahnenden Rückzug nach Westen wurden eingenommen. Am 18. Oktober hielten die Franzosen der erdrückenden Übermacht der Koalition noch in Teilen stand, wurden jedoch bis in die Stadtgrenzen Leipzigs gedrängt. In der folgenden Nacht begann der Rückzug des französischen Heeres und die vorzeitige Sprengung der einzigen Brücke über die Elster schloss die verbliebenen Franzosen in Leipzig ein und die Schlacht fand ihr Ende.
Der Sieg der Koalition war mit hohen Verlusten erkauft worden: Über 50.000 Tote und Verwundete waren allein durch die unmittelbaren Kampfhandlungen unter Preußen, Russen und Österreichern zu beklagen. Frankreich verlor 38.000 Mann und weitere 15.000 gingen in Gefangenschaft. In den folgenden Tagen erlagen weitere Tausende auf beiden Seiten ihren Verletzungen oder der auf die Schlacht folgenden Typhus-Epidemie.
Folgen der Völkerschlacht
Napoléons Ambitionen zur Beherrschung der deutschen Lande und Osteuropas waren nach der verheerenden Niederlage in der Völkerschlacht beendet. Mit 100.000 Mann, bestehend aus den Armeen Frankreichs und des Herzogtums Warschau, zog er sich nach Frankreich zurück. Weitere 80.000 Mann wurden in verschiedenen Festungen außerhalb Napoléons Kontrollbereich von der Koalition belagert und waren bald gezwungen aufzugeben.
Auch der Rheinbund brach nun auseinander, als am 2. November 1813 zunächst Württemberg, am 20. November Baden und am 23. November Hessen und Nassau und in der Folge auch die kleineren Länder zur Koalition übertraten. Bayern war bereits kurz vor der Schlacht am 8. Oktober ausgeschert, einzig der sächsische König Friedrich August I. war, selbst angesichts des Überlaufens der überwiegenden Teile seiner Armee während der Völkerschlacht, Napoléon ergeben geblieben, was seine Inhaftierung und die Fremdbestimmung Sachsens durch Russland und Preußen zur Folge hatte.
Napoléons vorläufiges Ende
Während sich der französische Kaiser in Paris wachsenden Widerständen ausgesetzt sah und dennoch neue Truppen mobilisierte, einigten sich die Koalitionäre nach einigen Unstimmigkeiten darauf, Frankreich in den Grenzen von 1792 wiederherzustellen. Der Krieg um die Befreiung Europas wurde in Frankreich weitergeführt, als die Koalitionsarmeen in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein überschritten und so französischen Boden betraten.
Paris wurde Ende März eingenommen, Napoléon musste am 11. April 1814 als Kaiser abdanken und wurde auf die Mittelmeerinsel Elba verbannt, welche ihm vertraglich als “Fürstentum auf Lebenszeit“ zugestanden wurde. Am 30. April 1814 wurde mit dem wiedereingesetzten Bourbonen-König Ludwig XVIII. der Erste Pariser Frieden geschlossen, mit welchem die Koalitionskriege endeten und Frankreich auf den Stand von 1792 zurückgesetzt wurde. Die sonstigen Regelungen wurden dem am 18. September 1814 beginnenden Wiener Kongress überlassen.
250. Was wurde im Kieler Frieden von 1814 vereinbart?
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Die Herrschaft der hundert Tage
Angesichts der ihm berichteten Führungsschwäche des französischen Königs, beendete Napoléon Bonaparte am 26. Februar 1815 seine Verbannung und segelte zurück nach Frankreich, wo er am 1. März in Antibes mit seinen 1.000 Soldaten anlandete. Auf seinem Marsch nach Paris vermochte er königliche Truppen hinter sich zu vereinen und veranlasste Ludwig XVIII. zur Flucht aus Paris. Napoléon übernahm die Macht und war wieder der “Kaiser der Franzosen“.
Die Nachricht von der Rückkehr Napoléons erreichte auch die Delegierten am Wiener Kongress, welche ihn am 13. März als geächtet erklärten und die Koalition erneuerten, um nochmals gegen ihn in den Krieg zu ziehen. In den südlichen Niederlanden wurden eine britisch-niederländische Armee unter dem Herzog von Wellington und eine preußische unter Generalfeldmarschall von Blücher zusammengezogen. Am 15. Juni überschritt Napoléon die Landesgrenze zum Königreich der Vereinigten Niederlande und unterlag am 18. Juni 1815 letztmalig mit seinem Heer gegen Wellington und Blücher bei Waterloo.
Die verlorene Schlacht beendete seine Herrschaft der hundert Tage und nach seiner Rückkehr nach Paris dankte der Kaiser der Franzosen endgültig ab und Ludwig XVIII. wurde wiedereingesetzt. Für Frankreich hatte der neuerliche Krieg einige Gebietsverluste sowie Reparationszahlungen zur Folge, welche mit dem Zweiten Pariser Frieden zu Papier gebracht wurden. Napoléon wurde als Kriegsgefangener der Briten von diesen auf die Südatlantikinstel St. Helena verbracht, wo er am 5. Mai 1821 in Verbannung verstarb.
Unmittelbare Nachwirkungen für Europa
Spätestens mit dem Auftreten von Napoléon Bonaparte traten bereits lange vorher vorhandene Spannungen innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zunehmend an die Oberfläche. Als Ursache des Auseinanderbrechens der alten Ordnung ist Napoléon unschwer auszumachen, doch zeigte sich nach dessen endgültigem Scheitern, wie sehr insbesondere die deutschen Fürsten und die neuen Könige, im Zuge der Bestrebungen der Siegermächte eine Ordnung auf dem Kontinent wiederherzustellen, an ihrem teils erst wenige Jahre zuvor gewonnenen Status festzuhalten gedachten.
Besonders das über die vorausgegangenen Jahrzehnte immer einflussreicher gewordene russische Kaiserreich spielte diesen, durchaus auch in erheblichem Maße familiär bedingten Einfluss, zum eigenen Vorteil aus. Der Wiener Kongress von Herbst 1814 bis Sommer 1815 ordnete die Landkarte in großen Teilen neu und mit der Deutschen Bundesakte wurde der vielen bekannte “Flickenteppich deutscher Staaten“ geschaffen.
Zudem wurde ein Gleichgewicht der Kräfte auf dem europäischen Kontinent hergestellt, welches für die nächsten Jahrzehnte für eine oberflächliche Ruhe sorgte, doch unter der Oberfläche gärten bereits neue Konflikte …
Anmerkungen der Autoren
Dieser sechste Teil der Beitragsserie “Geld und Glauben“ baut auf die in den ersten fünf Teilen dargelegten Grundlagen auf, dies nicht nur bei der Betrachtung der weiterführenden Geschichte, sondern auch in Bezug auf die Hintergründe der Geschehnisse.
Wir begrüßen auch zu diesem Beitrag ausdrücklich die Unterstützung der Leser bei der Beantwortung der Fragen und danken ausdrücklich für die Mitarbeit bei der Herausarbeitung und Verknüpfung der Zusammenhänge. Antworten aus dem Forum auf die Fragen dieses sechsten Teils werden hier begleitend eingepflegt:
Die Serie wird mit dem siebten Teil fortgesetzt.
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