Geld und Glauben (Teil 2) – Fragen und Antworten

Fragen und Antworten zu Teil 2

(Aktualisiert Stand 12. Juli 2018, 10:00 Uhr)

Fragen und Antworten zu Teil 1 finden sich hier.


Zur einfacheren Handhabung dieser Seite finden sich im Folgenden zunächst alle im zweiten Teil neu gestellten Fragen aufgelistet. Diese sind mit einem Sprungverweis versehen, sodass ein Klick auf die Frage direkt zu den gegebenen Antworten führt.

58. Worauf begründet sich “Gottesgnadentum“?
59. Wieso nimmt der Bischof von Rom dies für sich in Anspruch?
60. Welche Auswirkungen hat das „Gottesgnadentum“ auf den Kaisertitel?

61. Was war bis zu diesem Zeitpunkt die Reichskirche?
62. Was war für den römisch-deutschen König notwendig, um die Kaiserwürde zu erhalten?
63. Welche Bedeutung hatte der Kaiser-Titel wirklich?

64. Wem dienten die Kreuzzüge ins “Heilige Land“?
65. War Frieden im “Heiligen Land“ der wirkliche Beweggrund für die Kreuzzüge?
66. Wo waren die dort vermeintlich Heimatvertriebenen in dieser Zeit?

67. Was ist eine „Bulle“?
68. Wer hatte die Legitimation Bullen herauszugeben?
69. Was ist ein Ritterorden?
70. Warum wurde dem Deutschritterorden ausgerechnet das Kulmer Land zugesprochen? [!]

71. Warum hatte England Lehen in Frankreich?
72. War Frankreich zu dieser Zeit ein homogenes Königreich?
73. Was war das Resultat des Hundertjährigen Krieges?

74. Welche Auswirkungen hatte die Goldene Bulle?
75. Welchen wirklichen Sinn erfüllte die Verbreitung des katholisch-römischen Glaubens?
76. Was ist Expansionspolitik?

77. Welche politische Funktion hatten Papst- und Kaisertum in dieser Epoche?
78. Warum konnte nur ein deutscher König das Schisma beenden?
79. Worum ging es beim Abendländischen Schisma wirklich?

80. Welche Funktion hatten Geldmünzen in dieser Epoche?
81. Warum kam es über lange Zeit zu keiner nachhaltigen Einigung oder Festlegung der Münzwerte?
82. Welche Auswirkungen hatte die Förderung von Metallen auf den Wert des Geldes?

83. Was ist eine Bank?
84. Seit wann gibt es Banken?
85. Wer konnte Inhaber einer Bank sein?
86. Wie stand die katholisch-römische Kirche zum Thema Zins?

87. Welche historisch bedeutende Veränderung zeigte sich in der Königs- und Kaiserwahl Maximilian I.?
88. Welche politische Notwendigkeit gab es für die Ausweitung der kaiserlichen Familie auf die spanische Krone?



58. Worauf begründet sich “Gottesgnadentum“?

sherina: Das Gottesgnadentum ist eine Begründung für monarchische Herrschaftsansprüche. Der Begriff entwickelte sich aus dem lateinischen Titelzusatz Dei gratia („von Gottes Gnaden“).

Das Konzept des Gottesgnadentums hat seinen Ausgangspunkt bei den karolingischen Königen des Frankenreichs. Deren Vorgänger aus der Dynastie der Merowinger gründeten ihren Herrschaftsanspruch noch allein auf das Geblütsrecht und das Königsheil, das vom rechtmäßigen König auf seine leiblichen Nachkommen übertragen wurde. Pippin der Jüngere, der erste Karolinger auf dem fränkischen Thron, der seinen merowingischen Vorgänger abgesetzt hatte, benötigte daher eine neue Herrschaftslegitimation. Er holte die Zustimmung des Papstes zum Dynastiewechsel ein und ließ sich im Jahre 751 in Soissons in einer sakralen Krönungszeremonie nach dem Vorbild der biblischen Herrscher Israels zum König salben. Seit dieser Salbung, einer Neuerung im Akt der Königserhebung, enthalten die fränkischen Königsurkunden die Formel Dei gratia.

Das christlich fundierte Legitimationskonzept des Gottesgnadentums erwies sich als überzeugender als die schon in vorchristlicher Zeit bei den Germanen nachweisbare Idee des Königsheils.

Salische und staufische Kaiser des Heiligen Römischen Reichs versuchten die christliche Vorstellung, dass der Herrscher von Gott über seine Untertanen eingesetzt sei, zur Begründung der Auffassung zu nutzen, dass der weltliche Herrscher gegenüber dem Papst über einen eigenständigen Herrschaftsanspruch verfüge (Zweigewaltenlehre).

Das Gottesgnadentum wird im Neuen Testament konkretisiert. Der Brief des Paulus an die Römer (Röm 13,1–7, Pflichten gegenüber dem Staat EU) erläutert die christliche Vorstellung, dass jede staatliche Gewalt von Gott verliehen und Widerstand gegen diese Gewalt ein Verstoß gegen den Willen Gottes sei:

„Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt. Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird dem Gericht verfallen.“

Gottesgnadentum [de.wikipedia.org]


59. Wieso nimmt der Bischof von Rom dies für sich in Anspruch?

sherina: Gemäß (can. 331 CIC) lebt im Papst als Bischof von Rom das von Jesus Christus an Simon Petrus übertragene Amt fort. Der Papst hat nicht nur einen Ehrenvorrang vor den übrigen Bischöfen, er ist vielmehr Haupt des Bischofskollegiums und als solcher mit wirklichen Kompetenzen über die Gesamtkirche ausgestattet.

Papst – Kirchenrechtliche Stellung [de.wikipedia.org]

„Der Bischof der Kirche von Rom, in dem das vom Herrn einzig dem Petrus, dem Ersten der Apostel, übertragene und seinen Nachfolgern zu vermittelnde Amt fortdauert, ist Haupt des Bischofskollegiums, Stellvertreter Christi und Hirte der Gesamtkirche hier auf Erden, deshalb verfügt er kraft seines Amtes in der Kirche über höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt, die er immer frei ausüben kann.“

Papstprimat [de.wikipedia.org]

Als Stellvertreter Christi und Nachfolger des ersten Apostel, Petrus, muss der Bischof von Rom zwangsläufig von Gott direkt erwählt sein. Sein Anspruch von Gottes Gnaden eingesetzt zu sein, leitet sich aus dieser Sichtweise ab.


60. Welche Auswirkungen hat das „Gottesgnadentum“ auf den Kaisertitel?

sherina: Da der Kaiser wie der Bischof von Rom mit Gottes Gnaden gesegnet waren, konnten sie sämtliche Ansprüche, Entscheidungen als von Gott gewollt ansehen. Eine größere Macht als diese, konnte es auf Erden nicht mehr geben. Jedes Infragestellen des Kaisers war ein Infragestellen Gottes. Und welcher Mensch konnte sich derart erdreisten und erheben?

Bedeutungen:

[1] von Gott gegebene Legitimität eines monarchischen Herrschers als Begründung für Herrschaftsansprüche

Beispiele:

[1] „Bei Kriegsausbruch beriefen sich der deutsche wie der österreichische Kaiser auf ihr altherbegrachtes »Gottesgnadentum«, indem beide ihre Entscheidungen als Einvernehmen mit der »göttlichen Vorsehung« ausgaben.“


61. Was war bis zu diesem Zeitpunkt die Reichskirche?

Mohnhoff: Gefunden auf Wikipedia zu „Reichskirchensystem im HHR“:

Die mittelalterlichen römisch-deutschen Könige mussten erkennen, dass das Lehnswesen nicht genügte, um das Land zu verwalten, da es unter den Vasallen die Tendenz gab, Lehnsgut in erbliches Eigengut zu verwandeln und es damit dem Zugriff des Königs zu entziehen. Deshalb gingen die Könige und Kaiser dazu über, Bischöfe mit Territorien und Rechten zu belehnen, da sie kinderlos bleiben mussten, wodurch sich das Problem der Erblichkeit nicht stellte. Um das Prinzip noch zu verstärken, achtete der Kaiser in der Regel sorgfältig darauf, einen Mann zum Bischof eines Gebiets zu ernennen, der aus einem anderen Gebiet stammte.

Alle weltlichen und regionalen Kräfte, die Herzöge, Grafen und adeligen Grundbesitzer, die dem Machtanspruch des Kaisers entgegenstanden, bedrohten zwangsläufig auch die Interessen des vom Monarchen abhängigen Bischofs. Problematisch wurde dieses Verhältnis, als die Kirchenreform von Cluny den seelsorgerischen Auftrag der Kirche ernster nahm und forderte, Geistliche – auch die Bischöfe – unabhängig von weltlichen Herrschern einzusetzen. Dies führte zu erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Papst und Kaiser, dem Investiturstreit (siehe auch De civitate Dei).

Das war für mich eine neue Erkenntnis, dass die Lehensvergabe an Geistliche eher ein Bestreben des Kaisers war und nicht der Kirche. Wobei das noch zu hinterfragen wäre. Damit wird natürlich auch klar, dass der Kaiser um so mehr darauf achten muss, welcher Kirchenknecht unter ihm Vasall wird (er bestimmt, wer Bischof wird), und der Papst wiederum hat die Möglichkeit, auf einen Haufen einflussreicher Agenten zurückzugreifen, umso mehr, wenn er bestimmt, wer Bischof wird und somit die Verfügung über ein Lehen im HRR erhält.

Die „Reichskirche“ war also bis dahin eine Art Patronagesystem, in dem der König/Kaiser ihm willfährige Untergebene in einflussreichen Positionen befördern konnte, von wo aus sie seine Herrschaft wiederum stützten, da sie ihm unmittelbar verpflichtet waren. Durch den Investiturstreit, der letztlich vom Vatikan gewonnen wurde, ging diese Stütze des deutschen König/Kaisertums verloren, was sicher nicht zuletzt auch dazu führte, dass sich das deutsche Gebiet über Jahrhunderte in einen politischen Flickenteppich auflöste, der nach außen hin handlungsunfähig war. Also „Teile und Herrsche“ in bester Manier.


62. Was war für den römisch-deutschen König notwendig, um die Kaiserwürde zu erhalten?

Erenion: Nichts.

Zitat (Aulo Engler, Canossa Die große Täuschung, Türmer-Verlag, 1988, S. 230 und 231):

„Es entstand das Ottonianum. Und das war das Ergebnis: Es gab keinen Papst mehr ohne die Zustimmung des deutschen Königs. Nicht des Kaisers! Ausdrücklich des Königs. Darüber hinaus wurde die Kaiserkrone Erbbesitz des deutschen Königtums, und niemals mehr – so verpflichtete sich Papst Johannes – durfte sie von der Kurie dem deutschen König streitig gemacht werden. Damit war das Recht zur Krönung, zur Verleihung der Kaiserwürde zu einer zeremoniellen Farce herabgesunken. Nicht mehr der Papst machte den Kaiser. Es war originäres königliches Recht diese Krone zu besitzen. Ein Gesichtspunkt der im allgemeinen übersehen wird.“

Außerdem, Zitat:

„Ein zweiter Teil regelte die Papstwahl: Der Papst sollte kanonisch (nach Kirchenrecht) vom römischen Klerus und Volk gewählt, jedoch erst nach Ablegung eines Treueeids vor kaiserlichen Gesandten geweiht werden.“

Privilegium Ottonianum [de.wikipedia.org]


63. Welche Bedeutung hatte der Kaiser-Titel wirklich?


64. Wem dienten die Kreuzzüge ins “Heilige Land“?

Clara Schumann: Sie dienten der Lateinischen Kirche, dem Adel, der Landbevölkerung (ihnen wurde vom Papst das Ende der Leibeigenschaft in Aussicht gestellt). Auch Verbrecher und Gesetzlose folgten den Aufrufen, weil sie sich durch ihr Kreuzzugsgelübde der Strafverfolgung entziehen konnten und sich ein neues Leben oder Beute erhofften.

Kreuzzug [de.wikipedia.org]


65. War Frieden im “Heiligen Land“ der wirkliche Beweggrund für die Kreuzzüge?

Clara Schumann: Das Papsttum versprach sich von der Kontrolle über das Heilige Land eine massive Stärkung seiner Machtposition. Letztlich haben die Päpste wohl auch auf die Wiedervereinigung mit der, bzw. auf die Kontrolle über die Ostkirche gehofft.

Aufbauend auf den Kreuzzugsaufruf Papst Urbans II. auf der Synode von Clermont im Jahr 1095 (begleitet von dem Zuruf „Deus lo vult“ – Gott will es) waren viele Kreuzfahrer überzeugt, durch die Vertreibung der Muslime aus dem Heiligen Land Gottes Willen zu erfüllen und die Erlassung all ihrer Sünden zu erreichen (Ablass, Gnadenschatz).

Der abendländische Adel erhoffte sich durch die Eroberung neue Besitztümer.

Auch und gerade traf das auf die jüngeren Söhne des Adels zu, die nicht erbberechtigt waren und nun die Chance sahen, doch noch über ein eigenes Gebiet herrschen zu können. Dies war ebenso ein Ziel der Kirche, da der Kirchenfrieden (eine päpstliche Regel, die streng vorschrieb, wann und wie gekämpft werden durfte; an Weihnachten und anderen hohen Feiertagen durfte beispielsweise nicht gekämpft werden) immer wieder durch Konflikte gestört wurde, in denen es in erster Linie um Gebietsstreitigkeiten ging. So boten die Kreuzzüge auch eine willkommene Beschäftigung für die überzähligen Söhne, die nicht im Kloster oder im Klerus untergebracht werden konnten oder wollten.

Kreuzzug [de.wikipedia.org]


66. Wo waren die dort vermeintlich Heimatvertriebenen in dieser Zeit?

Morlock: … zu Frage 66 finde ich nur unter: mittelalter-lexikon.de/wiki/J*den:

„Aus England sind die J*den 1290 vertrieben worden, aus Frankreich 1306 und 1394, aus Spanien 1492 und aus Portugal 1497. […] Die äußerst grausamen und verlustreichen ®J*denpogrome des 13. und 14. Jh. wurden gemäß landes- oder stadtherrschaftlicher Interessenlage gefördert oder gebremst. Im 15. Jh. wurde der J*denschutz seitens verschiedener Landesherren und Reichstädte gänzlich aufgekündigt. Insgesamt ging die Zahl der J*dengemeinden und die Gesamtzahl der J*den in Deutschland stark zurück, nicht zuletzt auch durch Abwanderung nach Osten, in polnische, litauische, westrussische und rumänische Gebiete. Die geistige Führung des aschkenasischen J*dentums ging von Deutschland auf Polen über.“

Die vermeintlich Heimatvertriebenen waren wohl gerade nicht Zuhause (beruflich unterwegs?), später wurde dann angeblich ihr Aggregatzustand geändert … Das würde erklären warum sie überall sind.

Schwabenmädel: So richtig fündig geworden bin ich bei meinen Recherchen nicht. Das Einzige, das ich gefunden habe auf Zeittafel der Kreuzzüge [kreuzzug.de]:

„1096-1099, 1. Kreuzzug, Ziel ist Jerusalem. Zu diesen Kreuzzug hatte Papst Urban II. 1095 aufgerufen. Er sollte die Rückeroberung Palästinas von den Moslems erreichen. Angeführt wird der 1. Kreuzzug durch Gottfried von Bouillon. Er endet 1099 mit der erfolgreichen Einnahme Jerusalems durch ein Kreuzritterherr und einem fürchterlichen Blutbad.“

„1099, 13. Januar: Das restliche Kreuzfahrerheer bricht in Richtung Jerusalem auf. Juni: Sie erreichen Jerusalem, das sich seit 1098 unter der Herrschaft der ägyptischen Fatimiden befindet. 13. Juni: Erster, aber erfolgloser Angriff auf Jerusalem. 15. Juli: Nach einem fünfwöchigen, verlustreichen Kampf nehmen die Kreuzfahrer Jerusalem ein. Die muslimische und j*dische Bevölkerung Jerusalems wird umgebracht. Der christliche Staat Jerusalem wird gegründet, dessen Beschützer (sein Nachfolger nannte sich schließlich König) wird Gottfried von Bouillon.“

Hier heißt es, dass die muslimische und j*dische Bevölkerung umgebracht wurde. Was mir dann aber noch so in den Sinn gekommen ist:

Damals wurde mit „leeren Versprechungen“ (Sünden-/Schuldenerlass) und aus scheinbar „hehren Gründen“ (Befreiung Jerusalems) die Bevölkerung aufgefordert auf Kreuzzug (in den Krieg) zu ziehen. Entlang dieser langen Wege wurde wohl größtenteils geplündert (Nahrungsbeschaffung) und es entstand bestimmt auch eine Vermischung mit der jeweiligen Bevölkerung, dies ebenso am Bestimmungsort.

Und heutzutage findet das ganze Theater andersrum statt. In den südlichen Ländern wird „Werbung“ gemacht für das Leben in Deutschland. Die „Werbung“ erfolgt gemäß dortigem IQ mit einem „guten Leben“, das Hauptziel ist (inzwischen fast offiziell) die Bevölkerungsvermischung. Und wiederum macht sich die Kirche stark, damit auch hier bei der einheimischen Bevölkerung viele mitmachen.

Hmm… was für ein perfider Plan. Durch Lug und Betrug werden Menschen über den halben „Erdball“ geschickt, um die Pläne von irgendwelchen Hintergrundmächten umzusetzen, ohne Rücksicht auf Menschenleben. Damals waren es Glaubensgründe, die die Menschen auf Kreuzzug gehen ließen, heute darf der Islam Europa „erobern“, hat also auch mit Glauben zu tun. Und dass solche „Völkerwanderungen“ mit sehr viel Geld verbunden sind, das sieht man ja an unseren leeren Staatskassen.

Winterkind: Auch ich bin nicht eindeutig fündig geworden, wohin die aus Jerusalem vertriebenen, schiitischen Fatimiden flüchteten. Im Grunde blieben sie Vertriebene, bis Offizier Saladin 1171 die Fatimiden stürzte und die Dynastie der Ayyubiden begründete.

Clara Schumann: „…Andererseits kam es [in den Kreuzfahrerstaaten] zu einem durchaus bemerkenswerten Wandel im Verhältnis zwischen Christen und Moslems: Fortan lebten sie meistens durchaus friedlich miteinander.“

„Die in den zeitgenössischen Quellen als Franken bezeichneten Westeuropäer, die sich nach dem Ersten Kreuzzug in der Region ansiedelten, stellten dabei eine privilegierte Minderheit dar, während die Mehrheit der Bevölkerung nicht-katholische Christen, J*den und Muslime umfasste.“

Kreuzzug [de.wikipedia.org]

„Die aus Palästina/Syrien nach Zypern vertriebenen Johanniter eroberten ab 1306 Rhodos, das sie bis zur Eroberung durch die Osmanen 1522 beherrschten.“

Kreuzfahrerstaaten [de.wikipedia.org]

„Der Johanniterorden entstand nach der Eroberung Jerusalems durch das Heer des Ersten Kreuzzuges im Jahre 1099 als Orden vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem …“

Johanniterorden [de.wikipedia.org]


67. Was ist eine „Bulle“?

Sonnenfels: Päpstliche Bulle oder kurz Bulle ist die Bezeichnung für Urkunden, die wichtige Rechtsakte des Papstes, also des Heiligen Stuhls, verkünden. Sie wurden in der päpstlichen Kanzlei ausgefertigt und besiegelt. Kennzeichnend ist der Ersatz der Salutatio durch die Formel „ad perpetuam rei memoriam“ (zum immerwährenden Gedächtnis der Sache).

N8Waechter: Ja, aber: Papst ≠ Heiliger Stuhl!

Päpstliche Bulle oder kurz Bulle ist die Bezeichnung für Urkunden, die wichtige Rechtsakte des Papstes verkünden. Sie wurden in der päpstlichen Kanzlei in feierlicher Form ausgefertigt und besiegelt. Kennzeichnend ist der Ersatz der Salutatio durch die Formel ad perpetuam rei memoriam („zum immerwährenden Gedächtnis der Sache“).

Päpstliche Bulle [de.wikipedia.org]

sherina: Eine Bulle, von lateinisch bulla „Blase“, ist ein Dekret eines Papstes oder eine Urkunde des Mittelalters mit einer Bulle als Siegel.

Insbesondere das Siegel des Papstes wird als Bulle bezeichnet und hat diesen Namen auf die damit besiegelten Dokumente übertragen. Es ist aus Blei. Der dominierende Typus trägt auf einer Seite den Namen des regierenden Papstes. Auf der Rückseite sind die Köpfe der Apostel Petrus und Paulus abgebildet. 1878 wurde es durch einen Stempel ersetzt. Bei besonders bedeutenden Urkunden wird weiterhin eine Bleibulle verwendet, so zuletzt bei der Ausschreibung des Heiligen Jahres 2000 durch Johannes Paul II.

Bulle (Urkunde) [de.wikipedia.org]

(Der Heilige Stuhl bildet als „nichtstaatliche souveräne Macht“ ein eigenes Völkerrechtssubjekt und vertritt in internationalen Beziehungen den Staat Vatikanstadt und die ganze römisch-katholische Kirche.)


68. Wer hatte die Legitimation Bullen herauszugeben?

sherina: Dazu habe ich nicht viel gefunden. Der Papst hatte die Legitimation und auch der Kaiser Karl IV.

Die Goldene Bulle bezeichnet ein in Urkundenform verfasstes kaiserliches Gesetzbuch und war von 1356 an das wichtigste der „Grundgesetze“ des Heiligen Römischen Reiches. Es regelte vor allem die Modalitäten der Wahl und der Krönung der römisch-deutschen Könige und Kaiser durch die Kurfürsten bis zum Ende des Alten Reiches 1806.

Der Name bezieht sich auf die goldgearbeiteten Siegel, die an sechs der sieben Ausfertigungen der Urkunde angehängt waren; er wurde allerdings erst im 15. Jahrhundert gebräuchlich. Karl IV., in dessen Herrschaftszeit das in lateinischer Sprache abgefasste Gesetzeswerk verkündet wurde, nannte sie unser keiserliches rechtbuch. […]

Die Goldene Bulle ist das wichtigste Verfassungsdokument des mittelalterlichen Reiches. Im Jahr 2013 wurde sie zum Weltdokumentenerbe erklärt, mit den entsprechenden Verpflichtungen für Deutschland und Österreich.

Goldene Bulle [de.wikipedia.org]

Ergänzend zur Goldenen Bulle:

Erenion: Zur Goldenen Bulle und den daraus entstehenden Folgen.

Lieber Leser, für die Betrachtung dieser Angelegenheit behalte Bitte die Mitteleuropäische Landkarte im Auge.

Kaiser Karl IV. war König von Böhmen und Graf von Luxemburg. Sowohl Luxemburg als auch das Königreich Böhmen waren damals größer als das heutige Großherzogtum und das heutige Tschechien. So gehörte zu Böhmen nicht nur Mähren, sondern auch Schlesien und die Lausitz.

Wen ernannte Karl IV. zu Kurfürsten?

Die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier sowie den Pfalzgraf bei Rhein. Diese waren alle von der Grafschaft Luxemburg aus gut zu erreichen. Dann Markgrafen von Brandenburg sowie den Herzog von Sachsen (Sachsen-Wittenberg um genau zu sein. Damals noch von einem Askanier beherrscht und nicht vom silberreichen Markgrafen von Meißen). Diese konnte man gut von Böhmen aus unter Kontrolle halten.

Die Goldene Bulle war also auf die persönlichen Interessen von Karl IV. zugeschnitten und nicht auf die des Reiches. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Kurfürsten einen, für ihre Zwecke, geeigneteren Kandidaten aussuchten. Die Gebiete der Habsburger lagen weit genug entfernt, um für diese keine Bedrohung zu sein. Österreich war weit weg und in Flandern und Böhmen konnte man gut Unfrieden stiften.

Dazu kam eine neue theologische Position, welche von den deutschen Bischöfen (damals fast immer aus dem deutschen Hochadel) bis 1806 vertreten wurde:

– Das Reich ist heilig aus sich selbst heraus.
– Daher sind auch die Institutionen des Reiches heilig und deren Entscheidungen (wie die Wahl des Kurfürstenkollegiums) der direkte Wille Gottes.
– Demzufolge ist eine Krönung des Königs und Kaisers durch den Papst nicht notwendig.

Damit wurde der Kaiser von den Kurfürsten abhängig und die Päpste vergaßen einfach, dass sie ja dem König und Kaiser zur Treue verpflichtet waren. Der Korruption wurde so Tür und Tor geöffnet.

Übrigens waren vor der Goldenen Bulle alle Freien zur Königswahl berechtigt (zumindest theoretisch).


69. Was ist ein Ritterorden?

Sailor: Man unterscheidet u. a. zwischen geistlichen und weltlichen Ritterorden, historisch und aktuell existierend.

Die geistlichen Ritterorden rekrutierten ihre Mitglieder zumeist aus dem Adel. Die Ritterorden waren durch ein ordensähnliches Gemeinschaftsleben in Armut, Gehorsamkeit und Keuschheit gekennzeichnet, welches verknüpft war mit caritativen Aufgaben, bewaffnetem Pilgerschutz und militärischem Einsatz gegen äußere und gelegentlich auch innere Feinde der Christenheit.

Die ersten geistlichen Ritterorden sind während der Kreuzzüge entstandene Ordensgemeinschaften, die ursprünglich zu Schutz, Geleit, Pflege der Pilger ins Heilige Land und Verteidigung der heiligen Stätten gegen den Islam gegründet wurden.

Weltliche Ritterorden

Ab der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden höfische Ritterorden, die König Artus’ legendärer Tafelrunde nachempfunden waren.

Unter der Protektion des Heiligen Stuhles sind ausschließlich der Malteserorden und der Ritterorden vom Hl. Grab anerkannt. Alle anderen Ritterorden unterstehen anderen Protektoren oder sind als Ordensinstitute konstituiert.

Netzverweis: Ritterorden – Weltliche Ritterorden [de.wikipedia.org]

sherina: Die ersten geistlichen Ritterorden sind während der Kreuzzüge entstandene Ordensgemeinschaften, die ursprünglich zu Schutz, Geleit, Pflege der Pilger ins Heilige Land und Verteidigung der heiligen Stätten gegen den Islam gegründet wurden.

Die geistlichen Ritterorden rekrutierten ihre Mitglieder zumeist aus dem Adel. Die Ritterorden waren durch ein ordensähnliches Gemeinschaftsleben in Armut, Gehorsamkeit und Keuschheit gekennzeichnet, welches verknüpft war mit caritativen Aufgaben, bewaffnetem Pilgerschutz und militärischem Einsatz gegen äußere und gelegentlich auch innere Feinde der Christenheit. Die Orden bestanden aus ritterlichen Vollmitgliedern, die mit einer Ahnenprobe ihre adelige Abstammung nachzuweisen hatten, Priesterbrüdern (Kleriker), dienende Laienbrüder (die auch Waffendienst leisteten), Schwestern (siehe dazu: Deutschordensschwestern) und Bruderschaftsmitgliedern. Ritterorden waren streng hierarchisch organisiert. Hoch- bzw. Großmeister standen an der Spitze eines weitgespannten Netzes von Provinzen, Balleien und Kommenden. Dies bildete die Voraussetzung für die vor allem in Grenzgebieten, in Palästina, Syrien, auf der Iberischen Halbinsel und Ostseeraum zu erfüllende Aufgabe eines schnell einsetzbaren stehenden Heeres. Die dazu erforderliche Infrastruktur schufen die Ritterorden durch ein ausgedehntes Burgensystem.

Ritterorden [de.wikipedia.org]

Also preiswerte Rekrutierung von Adligen zu Söldnern, die für Treu und Glauben ihr Leben ließen und ihren „Herren“ unermeßliche Macht und Reichtum verschafften.


70. Warum wurde dem Deutschritterorden ausgerechnet das Kulmer Land zugesprochen? [!]

Sailor: Zugesprochen als Dank für die Hilfestellung im Kampf gegen heidnische Preussen …

1226 bat Herzog Konrad I. von Masowien den Deutschen Orden unter seinem Hochmeister Hermann von Salza um Hilfe gegen die heidnischen Pruzzen (Preußen) und überließ ihm dafür das Kulmer Land um Kulm – dem heutigen Chelmno – in Ostpreußen.

1223 war das „Grundgesetz“ für das Ordensgebiet, die „Kulmer Handfeste“ erlassen worden, die fast unverändert bis 1794 in Westpreußen und 1857 in Danzig in Geltung war.

Kaiser Friedrich II. ermächtigte den Orden 1226 zudem in der „Goldbulle von Rimini“, das heidnische Gebiet im Norden zu erobern, die Bewohner zu bekehren und selbst die Herrschaft in dem eroberten Gebiet auszuüben. Damit war die Grundlage für den Deutschordensstaat geschaffen.

Deutscher Orden [heiligenlexikon.de]

sherina: Der Deutsche Orden, auch Deutschherrenorden oder Deutschritterorden genannt, ist eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft.

Ein um 1225 erfolgtes Ersuchen des Herzogs Konrad von Masowien an den Deutschen Orden um Hilfe im Kampf gegen die heidnischen Prußen bot Hermann von Salza neue Perspektiven. Konrad bot dem Orden das Kulmer Land als Ausgleich für militärische Hilfeleistung an.

Bereits 1226 garantierte der durch Hochmeister Salza im Sinne des Ordens beeinflusste Kaiser Friedrich II. dem Ritterorden in der Goldenen Bulle von Rimini die absolute Landeshoheit über das zu erobernde Land der Prußen. Diese staatsrechtlich umstrittene Verbriefung bildete eine wesentliche Grundlage des späteren Ordensstaates.

Kulmerland [de.wikipedia.org]
Deutschordensstaat [de.wikipedia.org]

In ihrem Buch „Die Prussen“ erzählen Gisela Graichen und Matthias Gretzschel die Geschichte eines Volkes, das lange Zeit erfolgreich darum kämpfte, seine eigene Identität und Selbstbestimmtheit zu wahren. Doch diese heidnische Enklave konnte im christlichen Europa nicht bestehen.

Jahrhundertelang verteidigte das baltische Volk der Prussen mutig sein Land, seine Sprache und seine Götter, bis es im späten 13. Jahrhundert schließlich vor der Übermacht des Deutschen Ordens kapitulieren musste. Die Sieger eigneten sich den Namen der Besiegten an, der später in die Weltgeschichte einging: Preußen.

Was die Preußen mit den Prussen zu tun haben [deutschlandfunkkultur.de]

Der Chronist Peter von Dusburg beschrieb die prußische Religion als Naturreligion:

„Weil sie also Gott nicht kannten, deshalb verehrten sie in ihrem Irrtum jegliche Kreatur als göttlich, nämlich Sonne, Mond und Sterne, Donner, Vögel auch vierfüßige Tiere, ja sogar die Kröte. Sie hatten auch Wälder, Felder und Gewässer, die sie so heilig hielten, dass in ihnen weder Holz zu hauen noch Äcker zu bestellen oder zu fischen wagten.“

Die Prußen glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod. Nach den Quellen schien der Tote in eine anderen Welt überzugehen und dort in derselben Aufmachung weiterzuleben wie im Diesseits.

Prußen [de.wikipedia.org]

Mit der Goldbulle von Rimini, üblicher Goldenen Bulle von Rimini, von 1226 oder 1235 verlieh der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. dem Deutschen Orden die Herrschaft über das Kulmer Land östlich der unteren Weichsel, zwischen dem Gebiet des Herzogs von Masovien und dem Gebiet der Prußen. Der Kaiser beauftragt darin den Orden mit dem Kampf gegen diesen heidnischen Volksstamm und sicherte ihm die absolute Landeshoheit über dessen noch zu eroberndes Gebiet zu. Dies zeigt sich in der peniblen Regelung der Regalien, der königlichen Herrschaftsrechte. Die Bulle erklärt, das gesamte Land sei Teil des römisch-deutschen Reiches.

Goldbulle von Rimini [de.wikipedia.org]

Mein Erkenntnis aus dem kleinen Studium des Kulmer Landes und der Prußen:

Sie standen der katholischen Religion mit ihrer Naturreligion im Weg. Sie besaßen ihre Hoheitsrechte, Freiheit und Souveränität als reine Ethnie und wollten diese auch behalten. Sie widerstanden viele Jahrzehnte der Christianisierung, Taufe und ihrer Auslöschung als Volk.

Der Deutschritterorden erhielt das Kulmer Land als Beuteland für seine militärische Unterstützung zur Unterwerfung der Prußen für die katholische Kirche.

Lucia: Im Jahr 1226 residiert der Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza, in einem burgähnlichen Palast am Lido in Venedig. Hier trifft ein Brief Konrads von Masowien, der seit 1199 im Teilfürstentum Masowien und Kujawien herrscht, ein. Der polnische Fürst bittet den christlichen Ritterorden um militärische Hilfe. Immer noch sind die heidnischen Pruzzen eine Bedrohung für das polnische Reich. Das Ansinnen des polnischen Herzogs ist für die beschäftigungslosen Kreuzritter ein Geschenk des Himmels.

Für Polen erweist sich der Brief und seine Folgen als Verhängnis, das das Verhältnis zwischen Polen und Deutschen für viele Jahrhunderte belasten wird. Er löst jene Kette von Ereignissen und Taten aus, die den Mythos vom “deutschen Drang nach Osten“ begründen, jenen Mythos, auf den sich Bismarck, Wilhelm II. und der deutsche Faschismus berufen werden, ein Stereotyp, das nahezu bis zur 2.Jahrtausendwende das polnische Verhältnis zu Deutschland prägen wird. Als Gegenleistung für die Unterwerfung der Heiden bietet Konrad dem Ritterorden das zu missionierende Kulmer Land am rechten Weichselufer zwischen Graudenz und Thorn zum Eigentum an, ohne daran zu denken, seine eigene Hoheit dort aufzugeben.

Quellen:

Deutscher Orden geht nach Polen [deutscheundpolen.de]
Die Pruzzen [preussenweb.de]


71. Warum hatte England Lehen in Frankreich?

Ulrich: Im 11. Jahrhundert hatte der normannische Herzog Wilhelm I. England erobert und sich dort selbst zum König ausgerufen. Neben ihm kamen auch viele Aristokraten aus Frankreich auf die Insel, die nicht nur eine neue Aristokraten-Schicht in England aufbauten, sondern durch ihre Besitztümer in Frankreich auch an dieses Land gebunden waren. Auch der englische König hatte neben seinem eigenen Königreich noch weitreichenden Grundbesitz in Frankreich, war aber dort als Herzog oder Graf, je nach Besitztum, dem französischen König untergeben. Ende des 12. Jahrhunderts stellten solche Besitztümer, die in englischer Hand waren, mehr als die Hälfte des französischen Staates.

Quelle: Der Hundertjährige Krieg [militaer-wissen.de]

 


72. War Frankreich zu dieser Zeit ein homogenes Königreich?

Ulrich: Im 12. Jahrhundert war Frankreich kein homogenes Königreich, da mehr als die Hälfte des französischen Staates in englischer Hand waren.

Quelle: Der Hundertjährige Krieg [militaer-wissen.de]

Erenion: Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Frage falsch gestellt ist. Ist es möglich das die Frage lauten sollte:

„Warum war das Königreich England ein Lehen Frankreichs?“

Wie ich darauf komme? Am 11.7.911 wird der Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte zwischen Karl III., ostfränkischer König, und dem Jarl der Normannen geschlossen. Darin erhalten die Normannen die Normandie als Lehen des Königs. Der Jarl leistet einen Treueeid. Jedoch weigert er sich vor dem König zu knien.

Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte [de.wikipedia.org]

1066 wird England von Wilhelm dem Eroberer, Herzog der Normandie (Vasall des französischen Königs) König von England.

Normannische Eroberung Englands [de.wikipedia.org]

1152 heiratet Eleonore von Aquitanien Heinrich II. Kurzmantel König von England. Dadurch wird dieser ein Herzog in Aquitanien. Sowohl die Normandie, als auch Aquitanien, sind Lehen des Königs von Frankreich.

1328 beansprucht Eduard III. den französischen Thron, da er ein Enkel Philips IV. von Frankreich ist.

Eduard III. (England) [de.wikipedia.org]

Von da an findet sich die französische Lilie im Wappen der Könige von England. Bis zur Französischen Revolution.

Royal coat of arms of the United Kingdom [de.wikipedia.org]

Danach verschwindet es aus dem Wappen des Vereinigten Königreichs.

Warum sollte die britische Krone die französische Lilie aus ihrem Wappen entfernen? Die britische Monarchie ist felsenfest. Niemand rüttelt an britischen Traditionen! Da wurde gar nichts verändert! Warum hat man die Lilie entfernt? Wegen der französischen Revolution etwa?

Sinn ergibt das nur, wenn der englischen König ein Vasall des ostfränkischen (französischen) Königs war und dieser seinen Lehnsherrn, um jeden Preis, los werden wollte.


73. Was war das Resultat des Hundertjährigen Krieges?

kph: Den Hintergrund der andauernden Kämpfe bildeten:

1. Ein lehensrechtlicher Streit um die Besitzungen und die Rolle der englischen Könige als Herzöge von Aquitanien im Königreich Frankreich und
2. Der sich daran anschließende Streit um die Thronfolge in Frankreich zwischen dem englischen König Edward III. (Haus Plantagenet) und dem französischen König Philippe VI. (Haus Valois) sowie
3. Ein innerfranzösischer Konflikt um Macht und Einfluss zwischen den Parteien der Armagnacs und der Bourguignons.

Letzten Endes waren es die Valois’, die siegreich aus der langjährigen Auseinandersetzung hervorgingen. Die Engländer hatten mit der Niederlage und dem Tod des Heerführers John Talbot bei Castillon eine vernichtende Niederlage erlitten. Bordeaux wurde 1453 von den Franzosen erobert. Mit diesem Sieg fielen fast alle von den Engländern beherrschten Territorien auf dem Festland an Frankreich zurück, lediglich Calais verblieb bis 1559 in englischem Besitz.

Das Ende des Hundertjährigen Krieges hatte eine große Zahl beschäftigungsloser Söldner nach England zurückgeführt, welches in den folgenden 31 Jahren in den Rosenkriegen zwischen den Häusern Lancaster und York versank. Dennoch gaben die englischen Könige ihren Anspruch auf die französische Krone, die sie stets im Titel führten, erst während der Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich Anfang des 19. Jahrhunderts auf.

Der Hundertjährige Krieg trug entscheidend zur endgültigen Herausbildung eines eigenen Nationalbewusstseins sowohl bei den Franzosen als auch bei den Engländern bei, wie auch zu einer abschließenden Aufspaltung von Frankreich und England in zwei separate Staatswesen.


74. Welche Auswirkungen hatte die Goldene Bulle?

sherina: Die Goldene Bulle dokumentiert, formalisiert und kodifiziert eine sich in Jahrhunderten herausgebildete Praxis und Entwicklung hin zur Territorialisierung. Die Etablierung sowohl der weltlichen als auch der geistlichen Landesherrschaften etwa vom 11. bis zum 14. Jahrhundert und parallel dazu der schleichende Machtverlust des Königs im Zuge der Territorialisierung werden festgeschrieben. Norbert Elias spricht bezüglich dieser langfristigen Entwicklung vom Konflikt zwischen „Zentralgewalt“ und den „zentrifugalen Kräften“ im Zuge der Entwicklung vom feudalen Personenverband zum administrativ-verrechtlichten Staat.

Die wesentlichen Privilegien der Kurfürsten, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet und gewohnheitsrechtlich verfestigt hatten, werden kodifiziert:

– Die Kurfürstenterritorien werden ungeteilt an den Erstgeborenen vererbt.
– Privilegium de non evocando: Untertanen dürfen nur zum kurfürstlichen Gericht geladen werden.
– Privilegium de non appelando: Untertanen dürfen kein anderes Gericht anrufen.
– Die wichtigsten Regalien fallen an die Kurfürsten.

Territorialisierung (von Territorium, lat. Herrschaftsgebiet oder auch Staat) bezeichnet in Deutschland die Herausbildung und Etablierung sowohl der weltlichen als auch geistlichen Landesherrschaften etwa vom 11. bis zum 14. Jahrhundert und parallel dazu den langfristigen Machtverlust des Königs.

Goldene Bulle – Unmittelbare Wirkungen und langfristige Folgen [de.wikipedia.org]

Das erste „Grundgesetz“

Die Goldene Bulle regelte die Immunität der Kurfürsten sowie die Vererbung dieses Titels. Ihre Gebiete wurden zu unteilbaren Territorien erklärt. Als Thronfolger des Kurrechts war immer der erstgeborene eheliche Sohn vorgesehen. Mit der Bulle sollten Thronfolgefehden sowie die Aufstellung von Gegenkönigen verhindert werden.

Ein Kurfürst bekam das Münzrecht, das Zollrecht, das Recht zur Ausübung der Rechtsprechung sowie die Pflicht, das Judentum gegen die Zahlung von Schutzgeldern zu beschützen. Außerdem gab es Bestimmungen über den Landfrieden, Beschränkungen des Fehderechts sowie das Verbot, andere Bündnisse abzuschließen mit Ausnahme von Landfriedenvereinigungen.

In der Bulle wurde eine jährliche Versammlung aller Kurfürsten festgelegt. Dort sollten Beratungen mit dem Kaiser stattfinden.

Die Goldene Bulle – Das erste Grundgesetz des Reiches [wasistwas.de]


75. Welchen wirklichen Sinn erfüllte die Verbreitung des katholisch-römischen Glaubens?

sherina: Ich habe hier ein paar Zitate einer sehr interessanten Seite hineinkopiert:

„Jesus wollte nie eine Kirche, nie eine Hierarchie und keine Priester, die sich als Vermittler zwischen Mensch und Gott ausgeben. Aber da die ersten mächtigen Christen in dieser aufkommenden und sehr populären Religion eine Chance zur Macht sahen, begannen sie, die Lehre von Jesus zu manipulieren.

Man sagte den Menschen, dass Jesus für unsere Sünden gestorben sei und uns so einen riesigen Schatz an Erlösung geschenkt hat. Dieser Schatz ist allerdings nicht für alle Menschen verfügbar. Dazu braucht es Kanäle, die diesen Schatz für die Menschen erreichbar machen. Diese Kanäle heißen Sakramente. Durch die Sakramente fließen den Gläubigen die Gnade und das Heil Gottes zu. Diese Kanäle mussten natürlich verwaltet werden.

Und so wurde dieser ganze Erlösungsschatz der Kirche, genauer den Priestern, zur ausschließlichen Verwaltung anvertraut. Nur Priester durften die Sakramente spenden. Denn nur den Priestern ist von Gott die Macht gegeben worden, die Sakramente wirksam spenden zu können. Dies ist die Lehre der katholischen Kirche, die damit die Menschen, die Gott suchen, entmündigt und abhängig macht.“ (Kurt Meier, Ex-Priester, zit. nach sein.de, 25.9.2015)

Sich dem römischen Papst zu unterwerfen, ist für alle Menschen unbedingt zum Heile notwendig. Das erklären, behaupten, bestimmen und verkünden Wir.

Wer daher sagt, der heilige Apostel Petrus sei nicht von Christus, dem Herrn, zum Fürsten aller Apostel und zum sichtbaren Haupt der ganzen streitenden Kirche aufgestellt worden oder er habe nur einen Vorrang der Ehre und nicht einen Vorrang der wahren und eigentlichen Rechtsbefugnis von unserem Herrn Jesus Christus direkt und unmittelbar erhalten, der sei ausgeschlossen. „… der sei ausgeschlossen“, das heißt im Original „anathema sit“, was bedeutet: Der sei nach seinem Tod ewig verdammt. Und das ist die bis heute gültige römisch-katholische Lehre.

„Es ist ja die Angst, mit der ein System wie die Kirche zusammengehalten wird.“ (Dr. Monsignore Krzysztof Charamsa, Kaplan Seiner Heiligkeit und von 2003-2015 als Theologe in der Glaubenskongregation des Vatikan tätig, zit. nach Stern Nr. 18/2017)

Der Glaube der Kirche – Verbindliche Dogmen und Originaldokumente [theologe.de]

Meine Gedanken dazu:

Alle „Ungläubigen“ wurden von der Kirche ausgeschlossen. Sie fungierte wie eine große Sekte. Wer nicht spurte, aufbegehrte oder einfach nur seinen Glauben weiter leben wollte, wurde ausgeschlossen, bzw. diesem widerfuhr Schlimmes. Dadurch, dass die Kirche die Menschen in Angst und Schuld vor Ausschluss aus der Gemeinschaft der Christen, ewiger Verdammnis und Vernichtung ihrer Existenz hielt, konnte sie nach und nach Land um Land sich aneignen und damit die Menschen ihrer (Sekten-)Gemeinschaft zuführen.

Natürlich wurde den Menschen mit Christianisierung, also der Taufe (dies ist für mich aus heutiger Sicht ein schwarz-magisches Ritual), ihre Menschenrechte als Freie genommen. Gelungene Enteignung. Die Versklavung der Christen nahm ihren Lauf.

Über Sklaven kann man Macht ausüben und sie in „ewiger“ Gefangenschaft halten. Wegnahme von Eigentum ist nur ein Teil der Machtausübung, Mittel zum Zweck, damit sich die Menschen nicht befreien können. Besonders wichtig ist, dass die Menschen ihren Glauben nicht mehr ausüben, ihre Kultur nicht mehr leben durften. Sie wurden ihrer natürlichen Anbindung an ihre spirituellen Quelle beraubt, die für das Leben an sich steht. Die Menschen sollten dem Gott der römisch-katholischen Kirche folgen und nur diesem.

Meiner Meinung nach ist dies der Sinn überhaupt in diesem ganzen Geschehen. Dieser Gott repräsentiert keinesfalls die Schöpfung.

Auf gute Zusammenarbeit! Der Kirchenheilige und der Teufel [Bilddatei].


76. Was ist Expansionspolitik?

Sailor: „Was bedeutet Expansionspolitik auf Deutsch: Kolonialismus.

Mit Kolonialismus bezeichnet man eine Herrschaftsbeziehung zwischen Kollektiven, in der die zentralen Entscheidungen über das Leben der Kolonisierten durch eine kulturell verschiedene und nicht anpassungswillige Minderheit von Kolonialherren beschlossen werden. In der Neuzeit kommen noch sendungsideologische Rechtfertigungsdoktrinen seitens der Kolonialherren hinzu, die von ihrer eigenen kulturellen Höherwertigkeit überzeugt sind.

Grundlage waren Eroberungskriege und Feldzüge, um den Machtbereich auszuweiten und Tribute von den Unterworfenen einzufordern, die wiederum den Wohlstand der Herrscher, der Hauptstadt und ihrer Bewohner sicherten und den Wohlstand auch durch die Kriegsbeute übers Land verteilten. Das Prinzip war seit Urzeiten bekannt und wurde von allen verfolgt, die den Einfluss der Herrschaft, eines Staates oder einer See- oder Handelsmacht erweitern wollten und damit ein „Reich“ aufbauten. Siehe dazu auch Colonia als Namensgeberin. Als Kolonialzeit bezeichnet man heutzutage gemeinhin die Epoche des neuzeitlichen Kolonialismus, der mit dem Übergreifen von Portugal und Kastilien/Spanien auf Afrika und Südamerika gegen Ende des 15. Jahrhunderts [begann].“

Netzverweis: Expansionspolitik [educalingo.com]


77. Welche politische Funktion hatten Papst- und Kaisertum in dieser Epoche?


78. Warum konnte nur ein deutscher König das Schisma beenden?

sherina: Um Himmel und Erde neu zu ordnen und dem beklagenswerten Zustand der Kirche ein Ende zu bereiten, ruft der römisch-deutsche König Sigismund (1368 – 1437) als ranghöchster katholischer Herrscher Europas die weltlichen und geistlichen Würdenträger der Christenheit nach Konstanz.

Erenion: Lieber Leser. Bitte beachte dazu auch meinen Beitrag Nr. 51: Privilegium Ottonianum [de.wikipedia.org]

Hier sind noch wichtige Hinweise zu finden. Zitat:

„Im so umschriebenen Kirchenstaat werden dem Papst die dauernde Herrschaft und der Schutz des Kaisers garantiert. […] Nicht bestätigt wurde zudem die von päpstlicher Seite reklamierte Existenz der Konstantinischen Schenkung.“

Das in dieser Urkunde die „Konstantinische Schenkung“ (Diese ist ein Fälschung. Nicht einmal die Katholische Kirche wagt es noch, sie als echt zu bezeichnen.) nicht (!) bestätigt wurde, lässt einen Schluss zu:

Der römisch-deutsche König und Kaiser ist der Lehensherr und der Bischof von Rom der Vasall. Sollte das so sein, dann kann dieser Vasall natürlich kein Interesse an einer „Rückkehr des Königs“ haben.


79. Worum ging es beim Abendländischen Schisma wirklich?

Lena: Es ging um nicht weniger als die Überwindung der Spaltung der Kirche, das Große Abendländische Schisma, auf dem vierjährigen Konzil zu Konstanz. Und sie kamen zu Tausenden aus allen Teilen der westlichen Welt: Kardinäle, Patriarchen, Bischöfe, Äbte, Hunderte Universitätsdoktoren, Herrscher und Fürsten Europas.

600 Jahre Konzil in Konstanz [deutschlandfunk.de]

sherina: Im 14. Jahrhundert ging ein tiefer Riss durch die Christenheit. Gut 1.300 Jahre sind seit der Kreuzigung Christi vergangen – und die Welt jener Menschen, die an ihn glauben, steckt in einer tiefen Krise. Es ist die Zeit des abendländischen Schismas, der großen Spaltung der europäischen Christenheit, in der das Papsttum am Abgrund steht und die katholische Kirche zu zerfallen droht.

Der Gehorsam gegenüber dem Papst ist unter diesen Umständen keine Frage des Glaubens mehr, sondern nur noch politisches Kalkül. Die Abhängigkeit von den Fürsten dieser Welt erschüttert die universelle Sendung des Papstes und untergräbt die Autorität des Heiligen Stuhls. Und noch schlimmer: Die Repräsentation des Papsttums durch zwei miteinander konkurrierende Amtsträger spaltet die abendländische Christenheit, da die Katholiken je nach Land, Territorium oder Diözese jeweils einem anderen Papst gehorchen.

Von nun an ist alles doppelt in der Kirche, von oben nach unten, vom Papst über die Bistümer bis in die kleinste Pfarrei. Doppelt sind die Kirchenstrafen und Verbote – und zum noch größeren Ärgernis die geistlichen Ämter und Stellen von Kardinälen, Bischöfen, Prälaten, die Geld- und Vermögensforderungen.

Der deutsche König Sigismund erkannte, welche Sprengkraft in religiösen Konflikten schlummerte. Solange es drei Päpste gab, war nicht nur die Kirche geschwächt, sondern auch das fragile christliche Reich. Deshalb erklärte Sigismund die Einheit der Kirche zur Chefsache und berief – nach intensiver diplomatischer Vorbereitung – das erste und bislang letzte Konzil nördlich der Alpen ein.

Dass dabei auch handfeste Machtinteressen im Spiel waren, steht außer Frage. Da Welt und Kirche im christlichen Abendland eins waren, brauchte der deutsche König eine starke Kirche hinter sich, um die Osmanen, die große Bedrohung aus dem Osten, zu bekämpfen. Zudem liebäugelte der Luxemburger mit der Kaiserkrone – und die konnte ihm nur ein Primas der Kirche aufs Haupt setzen, der von der gesamten Christenheit anerkannt wurde.

Konzil von Konstanz – verdammt zum Erfolg [spektrum.de]


80. Welche Funktion hatten Geldmünzen in dieser Epoche?

Lena: Der Raum des heutigen Bayerns war Teil des von Karl dem Großen geschaffenen einheitlichen Währungsraums, dessen Hauptmünze der silberne Pfennig war. Die seit dem 10. Jahrhundert fortschreitende Zersplitterung des Münzrechts auf viele geistliche und weltliche Landesherren führte zur Herausbildung immer kleinerer Währungsgebiete. Erst im späten Mittelalter begannen Reich und Territorien durch Münzkonventionen gegenzusteuern und wieder größere Währungsgebiete zu schaffen. Gleichzeitig nahm die Vielfalt der umlaufenden Wertstufen zu, bis um 1500 vollständige Nominalsysteme entwickelt wurden, wie wir sie noch heute kennen. Die Schaffung einer reichsweit einheitlichen Währung, im 16. Jahrhundert durch drei Reichsmünzordnungen angestrebt, konnte bis zum Ende des Alten Reichs nicht voll verwirklicht werden.

Währung (bis 1800) [historisches-lexikon-bayerns.de]

andreas(2): Brakteatenzeit wird vielfach als das goldene Mittelalter bezeichnet und zwar die Zeitspanne von ca 1150 – 1450 in Verbindung mit dem Begriff des „fließenden Geldes“.

Die Brakteatenzeit wird mit dem Erzbischof Wichmann von Madgeburg (1110-1192) in Verbindung gebracht, siehe: „Das goldene Mittelalter 1150 bis 1450“ [expresszeitung.com]. Kurzform: durch den Münzverruf wird das Geldhorten erschwert, lieber wurde in werterhaltende Dinge investiert, daraus soll es zu Wohlstand, Prosperität und Frieden während 300 Jahren gekommen sein.

Dieser These widerspricht folgender Artikel Dr. Paul C. Martin vom 04. Juni 2000: „ Das Brakteaten-Märchen der Freiwirte“ [userpage.fu-berlin.de]

kph: Neben der Funktion als Zahlungsmittel und Tauschmittel, gab es weitere Funktionen. So wurden die Brakteaten in regelmäßigen Abständen verrufen und mussten gegen neues Geld eingetauscht werden. In Magdeburg geschah dies im 12. Jahrhundert zweimal jährlich. Dabei waren z. B. drei neue gegen vier alte Münzen zu wechseln. Die einbehaltene 4. Münze wurde als Schlaggeld bezeichnet und war oft die einzige Steuereinnahme des Münzherrn (Renovatio Monetae).

Gelegentlich wird der Begriff „Pfennig“ auch auf Wertmarken verwendet, bei denen es sich nicht um Geld im engeren Sinne handelt. Dabei kann es sich zum Beispiel um sogenannte „Brotpfennige“ handeln, die eine Stadt in Notzeiten herausgab um für Bedürftige den Einkauf von Brot zu subventionieren oder um Wertmarken innerhalb des Trucksystems.

Es gab auch starke Einschränkungen im Handel und der Region, Stichwort Marktabschottung. Der Pfennig galt nur da, wo er geschlagen wurde. Der Handel auf dem Markt war nur mit einheimischen Münzen erlaubt, deren Herstellungsort zumeist mit dem Marktort identisch ist. Wer aus einem anderen Währungsgebiet kam, um zu handeln, musste seine mitgebrachten Münzen mit Verlust in gängige eintauschen.

Die Wechselgebühr entsprach zum Beispiel für das Eintauschen in Freiberger Pfennigen im meißnischen Währungsraum einer Vermögenssteuer von 25 %. Die Umtauschgebühr zählte dort zu den Einkünften des Münzmeisters. Um stabile Verhältnisse für Handel und Gewerbe zu schaffen, waren hauptsächlich die Handelsstädte daran interessiert, die Münzprägung in die eigenen Hände zu nehmen, um den „Ewigen Pfennig“ zu prägen und damit die jährliche Münzverrufung und die territorial eingeschränkte Gültigkeit der Brakteatenpfennige verbunden mit Zwangsumtausch und Gebührenpflicht zu beseitigen, sowie die ständige Münzverschlechterung abzuschaffen.

Ewiger Pfennig [de.wikipedia.org]
Brakteat [de.wikipedia.org]


81. Warum kam es über lange Zeit zu keiner nachhaltigen Einigung oder Festlegung der Münzwerte?

kph: Die Beantwortung der Frage ist eng mit der Frage 80, der Funktion der Geldmünzen, dieser Epoche verbunden.

Durch die Herausgabe von eigenen Münzen, im eigenen kleinen Wirtschaftsraum, blieben alle Gewinne, Zölle und sonstige Einnahmen, diesem erhalten. Durch die Entwertungen und Abwertungen konnten so leistungslose Einnahmen generiert werden. Die Münzen hatten keinen „inneren“ Wert. Daran ist gut zu erkennen, dass der Wert der Münzen nur der Glaube der Menschen daran ist, mit dem Druck der herrschaftlichen Macht dahinter.

Dies widersprach natürlich denen, die Handel betrieben, der über verschiedene Gebiete, bzw. Grenzen ging. Aus diesen Händlern und Handelshäusern sind die ersten Banken entstanden. Ihr Interesse: Freihandel mit möglichst wenig Einschränkungen. Die Gewinne wurden aus dem Handel generiert.

Später als Bank verschob sich dies in Richtung Kreditwesen, Schuldbriefe zur Generierung des Zinses. Mit der Einführung von wertigen Münzen aus Silber und später aus Gold konnten erst einheitliche Währungsgebiete geschaffen werden. Leider wurde der Anteil des Edelmetalls auch immer geringer. Die vorhandenen Geldsysteme verlangten durch den Fehler Zins stetiges Wachstum. Dies konnten Eroberungen, die Wirtschaft oder Krieg sein. Dies ist bis in die heutige Zeit gültig.

Quelle: eigene Gedanken


82. Welche Auswirkungen hatte die Förderung von Metallen auf den Wert des Geldes?

kph: „Eine Zeit der Vorherrschaft auf Silber gestützter Währung war das Frühmittelalter, als der Silberdenar den noch aus der Römerzeit übernommenen Goldsolidus ablöste und im europäischen Bereich ein Wertverhältnis beider von 12:1 festgelegt wurde. Um 775 gaben die Könige von Sachsen Silbermünzen heraus, die als Sterlingsilber bekannt wurden. Karl der Große führte vor 800 eine Münzreform durch, die von der Gold- und Silberwährung hin zur einheitlichen Silberwährung führte (siehe Schilling). Es wurde der Denar oder Pfennig als die nahezu ausschließlich geprägte Münze neu eingeführt. Zwischen 750 und 1200 wurden in Mitteleuropa Silbervorkommen entdeckt, darunter im slowakischen Schemnitz (heute Banská Štiavnica) und am Rammelsberg im Harz, südlich der Stadt Goslar. Um 800 begann im Erzgebirge und in Böhmen der Silberabbau. […]

In China begann 1024 die Zentralregierung der Song-Dynastie monopolisiert offizielle staatliche Banknoten in Umlauf zu bringen. Sie waren durch kaiserliches Gold und Silber gedeckt und konnten sich im 12. Jahrhundert als wichtigstes Zahlungsmittel etablieren. Die mongolische Yuan-Dynastie schaffte die Edelmetalldeckung ab und führte damit die weltweit erste Fiat-Währung ein. […]

Nach 1492 brachten die Spanier große Mengen von Gold und Silber aus Amerika, unter anderem aus der sagenumwobenen Mine von Potosí, nach Europa. Aus den Minen in Mexiko, Bolivien und Peru kamen über 85 Prozent der weltweiten Silberproduktion. Auch Japan war im 16. Jahrhundert Silberexporteur. Durch das gestiegene Angebot sank der Silberwert in der alten Welt. Die Zunahme der Gold- und Silbermenge blieb nicht ohne Folgen für die Volkswirtschaften der Erde. Die allgemeinen Preise begannen weltweit zu steigen. In Spanien betrug die Inflation im gesamten 16. Jahrhundert 400 Prozent. Das sind 1,6 Prozent pro Jahr. Die Preisrevolution breitete sich von dort über ganz Europa und bis nach Asien aus. Das Phänomen der stetigen Inflation, wie es heute als normal gilt, hatte es in Europa vor dem 16. Jahrhundert so nicht gegeben.“

Silberpreis [de.wikipedia.org]

Die Förderung von Silbererzen brachte den Regionen recht großen Reichtum. Maßgeblich war hier der Wert des Metalls. Leider waren die Kosten für die Förderung recht hoch. Durch Importe stieg das Angebot weiter an. Die Folge waren sinkende Preise der Edelmetalle (Überangebot). Gleichzeitig entwickelte sich eine allgemeine Inflation (Preissteigerung) für Güter und Dienstleistungen. Dazu das aktuelle Stichwort: Goldpreisdrückung, dadurch soll gezeigt werden, dass das so genannte Fiatgeld noch einen Wert hat.


83. Was ist eine Bank?

Sonnenschein: Das Wort Bank ist von dem Tisch abgeleitet, auf dem im Mittelalter die Geldwechsler auf dem Markt und an öffentlichen Plätzen ihre Münzschalen stehen hatten. Der Sprachgebrauch hat historisch geschwankt und ist auch heute noch nicht eindeutig festgelegt. In England versteht man z.B. unter Bank nur solche Anstalten, die Gelder sammeln und austeilen, in Deutschland auch alle anderen Geld-, Kredit- und Effektengeschäfte. Die Form dieser geschäftlichen Unternehmungen kann ganz verschieden sein: Lange Zeit betrieben nur Privatpersonen solche Geschäfte, vor allem zu Beginn der Neuzeit große deutsche und italienische Familien. Sie werden als Bankiers oder Bankherren bezeichnet. (Quelle: Meyers Lexikon 1927)

Lena: Eine Bank ist ein Kreditinstitut, das entgeltliche Dienstleistungen für den Zahlungs-, Kredit- und Kapitalverkehr anbietet. Je nach Typ betreibt eine Bank Kreditgeschäft, Spareinlagenverwaltung (Passivgeschäft), Verwahrung von und Handel mit Wertpapieren. Im Falle einer Universalbank werden alle Bereiche abgedeckt. In Deutschland ist ein Kreditinstitut in § 1 Kreditwesengesetz (KWG) gesetzlich definiert als ein kaufmännisches Unternehmen, das Bankgeschäfte betreibt. Die Bezeichnung „Bank“ dürfen nach § 39 KWG nur Unternehmen führen, die eine Banklizenz besitzen. Die Gesamtheit aller Kreditinstitute sowie die gesetzlichen Regelungen dazu bezeichnet man als Bankwesen.

Bank [de.wikipedia.org]

Elricz: Sie ist ein Instrument um möglichst Viele, durch den Glauben (an Geld), in Abhängigkeit zu halten, bzw. Macht über diese zu haben. Also ist eine Bank „nur“ die Nachfolgeinstitution einer Kirche.


84. Seit wann gibt es Banken?

LenaDie ältesten Geldhäuser der Welt [wiwo.de]

Banca Monte dei Paschi di Siena

Die Bank wurde 1472 in Siena als ein Monte di Pietà unter dem Namen Monte Pio gegründet und erhielt 1624 den heutigen Namen. Sie diente zunächst der Vergabe von Kleinkrediten gegen Zinsen, die niedriger waren als sonst üblich. 1568 kam es zu einer ersten Reform; 1624 wurden die Statuten erneut geändert. Großherzog Ferdinand II. besicherte die Bank mit staatlichen Einnahmen aus den Domänenweiden in der Maremma, den sogenannten Paschi. Zugleich dehnte das Haus seine Aktivitäten auf Gebiete außerhalb Sienas in die Toskana aus.

kph: In Europa blühten die ersten europaweit tätigen Banken im 13. Jahrhundert auf, als Florenz zu einer Handelsmacht aufstieg und das dortige Bankgeschäft zu florieren begann. Zu den ersten und damals bedeutendsten Bankiersfamilien zählten die Bardi, die Peruzzi und die Acciaiuoli aus Florenz. Diese unterhielten Anfang des 14. Jahrhunderts Filialen in praktisch sämtlichen wichtigsten Städten Europas und hielten de facto das Monopol der päpstlichen Finanzen. Als der englische König Eduard III. sich 1345 weigerte, seine durch den Hundertjährigen Krieg angehäuften Schulden zurückzuzahlen, gerieten diese in enorme Schwierigkeiten und verloren schließlich ihren Einfluss. Nach dem Bankrott der damaligen wichtigsten Bankhäuser baute Vieri di Cambio de‘ Medici zwischen 1348 und 1392 ein weit verzweigtes Bankhaus mit mehreren Filialen in den wichtigsten europäischen Städten auf.

Bank [de.wikipedia.org]


85. Wer konnte Inhaber einer Bank sein?

kph: Als ursprüngliche Warengroßhändler, Kommissionäre oder Spediteure wandten sich die ersten Bankiers, über das mit dem Warengeschäft zusammenhängende Kredit- und Wechselgeschäft, dem Bankgeschäft zu. 1407 wurde in Genua die Banco di San Giorgio gegründet. Im Unterschied zu den bisherigen Familien-Bankhäusern war diese Bank in einer gesellschaftsähnlichen Form organisiert. Sie gilt als eine der ältesten Banken der Welt und geschäftete lange Zeit einzig in ihrer Art als Disconto- und Zettelbank. 1805 wurde sie von Napoleon nach seiner Machtergreifung geschlossen. 1462 wurde in Perugia die erste Monte di Pietà gegründet, etliche weitere folgten in verschiedenen italienischen Städten. Diese waren voneinander unabhängig. Die Monte di Pietà waren dazumal von Franziskanern als Leihhäuser gegründet worden, um so arme und bedürftige Personen finanziell zu unterstützen, während sich die damaligen Bankiersfamilien wie die Medici oder die Strozzi vor allem dem mit dem Warengeschäft zusammenhängenden Kredit- und Wechselgeschäft widmeten. Die 1472 als Monte di Pietà in Siena gegründete Banca Monte dei Paschi di Siena ist die älteste noch existierende Bank der Welt.

Bank [de.wikipedia.org]

sherina: Der Banco Medici war das Bankhaus der Familie Medici. Es bildete die Basis für die Macht und den Einfluss der Florentiner Familie und galt um die Mitte des 15. Jahrhunderts als eine der größten Banken Europas.

Die damaligen Bankhäuser befanden sich im Familienbesitz und wurden entweder vererbt oder es wurden Familienangehörige in neue Bankhäuser eingesetzt. Die Banken blieben somit immer in einer Familie.

Banco Medici [de.wikipedia.org]


86. Wie stand die katholisch-römische Kirche zum Thema Zins?

Lena: „Was hat die Schuldenkrise von heute mit dem biblischen Zinsverbot von damals zu tun? – Dr. Wilhelm Guggenberger ist Sozialethiker und nimmt zum wichtigsten Wirtschaftsthema der letzten Monate Stellung.“

„Du sollst keine Zinsen nehmen!“

„Ein Zinsverbot in seiner überlieferten Form ist heute wohl nur noch in bestimmten Bereichen (etwa Verschuldung der ärmsten Länder) rechtfertigbar. Der Geist des biblischen Zinsverbotes, der auf Gerechtigkeit hin ausgerichtet ist und vor einer Vergötzung des Geldes bewahren soll, dürfte aber aktueller sein denn je.“


87. Welche historisch bedeutende Veränderung zeigte sich in der Königs- und Kaiserwahl Maximilian I.?

sherina: Wahl von 1486 Maximilian I., Römischer König, später Kaiser

Die Wahl fand am 16. Februar 1486 im Kaiserdom St. Bartholomäus zu Frankfurt am Main statt. Maximilian I., Erzherzog von Österreich, wurde zum Römischen König gewählt und folgte seinem Vater, dem Kaiser Friedrich III., nach dessen Tod am 19. August 1493 auf dem Thron. Da Maximilian aufgrund einer Blockade der Republik Venedig nicht zur Kaiserkrönung nach Rom reisen konnte, verlieh ihm Papst Julius II. im Jahre 1508 den Titel „Electus Romanorum Imperator“, „Erwählter Römischer Kaiser“. Spätere Gewählte nannten sich ebenfalls auch ohne päpstliche Krönung Kaiser statt lediglich König.

Liste der Wahlen der römisch-deutschen Könige [de.wikipedia.org]


88. Welche politische Notwendigkeit gab es für die Ausweitung der kaiserlichen Familie auf die spanische Krone?

sherina: Kaiser Maximilian I. und Maria von Burgund; ihre Ehe brachte den Habsburgern das burgundische Erbe, aber auch anhaltende Konflikte mit Frankreich ein.

Als habsburgisch-französischen Gegensatz bezeichnet die Geschichtswissenschaft den von 1516 bis 1756 dauernden Konflikt zwischen dem Haus Habsburg und dem Königreich Frankreich um die Vorherrschaft in Europa. Sowohl offen als auch verdeckt ausgetragen, prägte er 240 Jahre lang die gesamte europäische Macht- und Bündnispolitik und mündete in zahlreiche Kriege, von denen der Dreißigjährige Krieg der verheerendste war.

Die Ursprünge des Konflikts waren dynastischer Natur und entsprangen der erfolgreichen Heiratspolitik der Habsburger. Auf diese ging das geflügelte Wort zurück Bella gerant alii, tu felix Austria nube! – Kriege mögen andere führen. Du, glückliches Österreich, heirate!

1496 verheiratete Maximilian seinen und Marias Sohn, Philipp, mit Johanna, der Infantin von Spanien. Deren beider Sohn wiederum, der spätere Kaiser Karl V., trat 1515 die Herrschaft im burgundischen Flandern und im Jahr darauf im Königreich Spanien an. Damit sah sich Frankreich an nahezu allen Landgrenzen von habsburgischen Territorien umgeben.

Bereits seit 1494 kämpften Frankreich und Spanien um die Vorherrschaft in Italien. Zu diesem bereits schwelenden Konflikt kam seit 1516 das Bestreben der französischen Krone, sich aus der drohenden Umklammerung durch die habsburgischen Besitzungen zu lösen. Um das Haus Habsburg als Konkurrenten um die Vorherrschaft in Europa auszuschalten, führte allein König Franz I. von Frankreich vier Kriege (Italienische Kriege). Ihnen folgten unter seinen Nachfolgern viele weitere. Sie suchten und fanden dafür immer wieder Unterstützung bei einzelnen deutschen Reichsfürsten (siehe etwa Vertrag von Chambord), aber auch beim Osmanischen Reich, mit dem sie das französisch-osmanische Bündnis eingingen.

Habsburgisch-französischer Gegensatz [de.wikipedia.org]