Geld und Glauben (Teil 6) – Fragen und Antworten

Fragen und Antworten zu Teil 6

(Aktualisiert Stand 7. Juli 2019, 15:20 Uhr)

Geld und Glauben (Teil 1)
Fragen und Antworten (Teil 1)

Geld und Glauben (Teil 2)
Fragen und Antworten (Teil 2)

Geld und Glauben (Teil 3)
Fragen und Antworten (Teil 3)

Geld und Glauben (Teil 4)
Fragen und Antworten (Teil 4)

Geld und Glauben (Teil 5)
Fragen und Antworten (Teil 5)


Zur einfacheren Handhabung dieser Seite finden sich im Folgenden zunächst alle im sechsten Teil neu gestellten Fragen aufgelistet. Diese sind mit einem Sprungverweis versehen, sodass ein Klick auf die Frage direkt zu den gegebenen Antworten führt.


218. In welcher Verbindung stand das britische Königshaus zu den Herrschern Preußens und Russlands?
219. In welcher Verbindung stand das schwedische Königshaus zu den Herrschern Preußens und Russlands?
220. Welche Familie saß zu der Zeit auf dem russischen Thron?
221. Welche Funktion hatte die Gründung des Großherzogtums Berg?
222. Welche Rolle spielte Kurhannover im kontinentalen Konflikt?

223. Was veranlasste Friedrich Wilhelm III. von Napoléon die Rückgabe der rechtsrheinischen Gebiete zu fordern?
224. Wie kam das Bündnis zwischen Preußen und Russland für diesen Zeitraum zustande?
225. Weshalb verhandelte Napoléon nur mit Alexander I. und nicht mit Friedrich Wilhelm III.?

226. Welches Ziel verfolgte Napoléon mit der Schaffung der Kontinentalsperre?
227. Welche Bedeutung hatte die Schaffung des Königreichs Westphalen?
228. Welche Zweck hatte die Schaffung des Herzogtums Warschau?
229. Aus welchen Mitteln musste Preußen die Kriegsentschädigungen ausgleichen und welche Folgen hatte dies?
230. Wie gestalteten sich die Reformen in Preußen nach dem Verlust des Krieges?

231. Was waren die Anlässe für Österreich, erneut gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen?
232. In welcher Situation befanden sich Norditalien und der Kirchenstaat im Jahre 1809?
233. Wen wollte Napoléon ursprünglich heiraten, bevor er der Ehe mit Marie Louise zustimmte?
234. Welche Ziele verfolgte Napoléon mit seiner ursprünglichen Heiratsabsicht?

235. Wie gestaltete sich der russische Außenhandel?
236. Was ist das Herzogtum Oldenburg?
237. Welchen Einfluss hatte das Haus Oldenburg zu dieser Zeit?
238. Wer war Jean Baptiste Bernadotte?
239. Was war das Herzogtum Warschau?
240. Was führte zum Friedensschluss zwischen Russland und dem Osmanischen Reich?
241. Wie kam es dazu, dass Vorpommern zu dieser Zeit in schwedischer Hand war?

242. Wie setzte sich die Grande Armée zusammen?
243. Welche Folgen hatte die Zusammensetzung der Grande Armée?
244. Weshalb wartete Napoléon in Moskau auf Verhandlungen?
245. Welche Auswirkungen hatte der Russlandfeldzug auf die Bündnispolitik Frankreichs?

246. Welche Familie stand hinter dem Herzogtum Mecklenburg-Schwerin?
247. Warum zogen die Russen so weit gen Westen?
248. Warum zog Napoléon in Richtung des Königreichs Sachsen?
249. Welchen Hintergrund hatte der Plan, Europa in den Grenzen von 1805 wiederherzustellen?

250. Was wurde im Kieler Frieden von 1814 vereinbart?
251. Welchen Hintergrund hatte die Rückversetzung Frankreichs auf den Stand von 1792?
252. Weshalb wurde Napoléon Elba als Fürstentum vermacht?
253. Wer waren die “Bourbonen“?


218. In welcher Verbindung stand das britische Königshaus zu den Herrschern Preußens und Russlands?

kg200:

Georg III. Wilhelm Friedrich, König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland sowie König von Hannover war Mitglied des Fürstengeschlechts der Welfen (Haus Hannover).

Friedrich Wilhelm III., König von Preußen entstammte dem Haus Hohenzollern.

Alexander I., Kaiser von Russland, entstammte aus dem Haus Romanow-Holstein-Gottorp.

Die einzige Verbindung, die ich finden konnte, war folgende: Sophie Charlotte von Hannover, Tochter des ersten Kurfürsten von Hannover, Ernst August von Braunschweig-Calenberg, dessen Sohn (also ihr Bruder) Georg Ludwig als Georg I., König von Großbritannien wurde.

Sie heiratete 1684 den Kurprinzen Friedrich von Brandenburg, der als Kurfürst Friedrich III. regierte und sich 1701 zum König von Preußen krönte. Aus dieser Linie entstammt Friedrich Wilhelm III.

Eine Verbindung zwischen dem britischen Königshaus und Russland habe ich nicht finden können, erst für einen späteren Zeitraum (z.B. Georg V. (Großbritannien), der Cousin von Zar Nikolaus II. sowie Kaiser Wilhelm II. war).

Heidi:

Nikolaus II ( Russlands) war ein Cousin des britischen Königs Georg V. Kaiser Friedrich III. war mit Victoria von Großbritannien und Irland verheiratet.

Markward:

Nun, hier ergeben sich ganz interessante Einblicke im Zusammenhang mit dem Geschlecht „Sachsen-Coburg-Saalfeld“, dem späteren Haus „Sachsen-Coburg und Gotha“.

Juliane von Sachsen-Coburg-Saalfeld war mit dem Bruder Zar Alexanders I., Konstantin, verheiratet, war also des Zaren Schwägerin. Ihre Schwester, Maria Louise Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld, war Mutter der Queen Victoria. Ihr Bruder Ernst war Herzog von Sachsen-Saalfeld und Vater von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, dem späteren Gemahl Queen Victorias. Sie war also sowohl die Tante Victorias als auch die Tante Alberts.

Was die Preußen angeht, so haben wir mit Friederike von Preußen, Tochter von Friedrich Wilhelm II. (Neffe und Nachfolger des Alten Fritzen), die Gattin des zweiten Sohnes von George III., Prinz Friedrich August von Großbritannien und Irland. Sie war die Halbschwester von Friedrich Wilhelm III. von Preußen und über ihren Gatten die Tante von Queen Victoria.

219. In welcher Verbindung stand das schwedische Königshaus zu den Herrschern Preußens und Russlands?

kg200:

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war mit Karl XIII. (welcher später Jean Baptiste Bernadotte adoptierte und damit das Geschlecht Bernadotte zu Herrschern in Schweden machte) ein Mitglied des Hauses Holstein-Gottorp König von Schweden.

Liste der Könige von Schweden [de.wikipedia.org]

1725 heiratete Karl Friedrich von Holstein-Gottorf Anna Petrowna, Tochter von Zar Peter dem Großen. Daraus ging später die Linie Romanow-Holstein-Gottorf hervor.

Zur Verbindung zwischen dem schwedischen Königshaus und Preußen habe ich jedoch nichts stichfestes finden können. Weder zu der Holstein-Gottorf-Linie/Hohenzollern noch der Bernadotte/Hohenzollern.

Heidi:

Luise Auguste Wilhelmine Amalie von Preußen war eine Prinzessin von Preußen aus dem Haus der Hohenzollern und durch Heirat Prinzessin der Niederlande. Er war der älteste Sohn von Zarewitsch Alexander, des späteren Zaren Alexander III., und dessen Gemahlin Maria Fjodorowna (geborene Dagmar von Dänemark).

220. Welche Familie saß zu der Zeit auf dem russischen Thron?

kg200:

Die Familie Romanow-Holstein-Gottorf, siehe Stammliste des Hauses Romanow-Holstein-Gottorp [de.wikipedia.org]

Markward:

Die Familie hieß seit dem Tode Elisabeths I. (der Tochter Peters des Großen) im Jahr 1761 Romanow-(Betonung auf der zweiten Silbe, also Romanow) Holstein-Gottorp. Seit Peter dem Großen (Russisch Petr Velikij) lautete der korrekte Titel des Herrschers Russlands ab 1721 „allrussischer Kaiser“ (imperator vserossijskij).

Da alle russischen Kaiser des 19. Jahrhunderts ausländische (vorzugsweise deutsche) Frauen heirateten, verringerte sich der Anteil russischen Blutes von Generation zu Generation, so dass dem Herrscherhaus während WK I mit Recht seine deutsche Abstammung vorgehalten werden konnte. (Nikolaus II. war lediglich zu einem 64. Anteil russisch).

N8waechter:

Romanow [de.wikipedia.org]:

„Auch die Mitglieder des Hauses Romanow-Holstein-Gottorp, die auf die Romanows folgten, werden häufig als Romanows bezeichnet und trugen auch weiterhin den Familiennamen Romanow“

Elisabeth (Russland) [de.wikipedia.org]:

„Mit Elisabeth starb die ursprüngliche Dynastie der Romanows aus. […] Das Haus Romanow war aber in seiner männlichen Linie bereits 1730 mit Peter II. ausgestorben.“

Peter III. (Russland) [de.wikipedia.org]:

„Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf […]. Da seine Tante, Kaiserin Elisabeth, keine eigenen Kinder hatte, ernannte sie Peter am 18. November 1742 zum Thronfolger.“

Katharina II. [de.wikipedia.org]:

„Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst […]. Katharina II. […] war eine Tochter von Fürst Christian August von Anhalt-Zerbst aus dem Geschlecht der Askanier, dem damaligen preußischen General und Gouverneur von Stettin, und dessen Gemahlin Johanna Elisabeth von Holstein-Gottorf, der jüngeren Schwester von Adolf Friedrich, der 1751 schwedischer König wurde. Somit war Katharina eine Verwandte des neuen schwedischen Herrscherhauses Holstein-Gottorf. […] 1762 starb Elisabeth. Daraufhin kam Katharinas Ehemann als Zar Peter III. an die Macht. […] Katharina […] ließ […] sich am 9. Juli 1762 zur Zarin ausrufen, während Zar Peter III. für abgesetzt erklärt wurde.“

Haus Romanow[???]-Holstein-Gottorp [de.wikipedia.org]

221. Welche Funktion hatte die Gründung des Großherzogtums Berg?

kg200:

„Zunächst von Joachim Murat und dann von Napoléon selbst regiert, war das de jure souveräne Großherzogtum de facto ein Satellitenstaat des Kaiserreichs Frankreich. Neben dem Königreich Westphalen sollte es als Modellstaat für die übrigen Rheinbundstaaten dienen und als Pufferstaat („État intermédiaire“) Frankreich gegen Preußen absichern.“

Großherzogtum Berg [de.wikipedia.org]

Dies ist auch gut auf der Karte zu erkennen.

Heidi:

Trennung von Verwaltung und Rechtsprechung in der französischen Revolution

Das Großherzogtum Berg (auch Großherzogtum Kleve und Berg, französisch Grand-Duché de Berg) war ein von 1806 bis 1813 bestehender napoleonischer Satellitenstaat. Er ging im Kern aus dem Herzogtum Berg hervor und wurde aus zahlreichen weiteren Territorien mit unterschiedlichen, gemischtkonfessionellen Traditionen gebildet. Als Gründungsmitglied des Rheinbundes trat das Land am 1. August 1806 aus dem Heiligen Römischen Reich aus.

mimi c.:

Der Name „Großherzogtum Berg“ geht auf das alte Herzogtum Berg zurück. Anfangs war es mit diesem räumlich wie begrifflich zwar identisch. Tatsächlich aber handelt es sich bei dem noch im Sommer 1806 vom Herzogtum zum „Großherzogtum“ umbenannten Herrschaftsgebiet um eine von Napoléon vorgenommene staatliche Neuschöpfung. Sie folgte auf die Auflösung des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation (1806), in dessen Standesordnung es den Titel eines „Großherzogs“ nicht gegeben hatte. Man bezeichnet daher das Großherzogtum Berg auch als einen der vom „Kaiser der Franzosen“ persönlich abhängigen „Napoléoniden“.

Die Entstehung des Großherzogtums war eine Folge der Ausbreitung der französischen Revolutionstruppen rechts des Rheins und der nachfolgenden Herrschaftsübernahme Napoléons im „Direktorium“ (Regierungsorgan) in Paris. Im Herzogtum Berg folgte nun ein Intermezzo unter der Herrschaft des Kurfürsten Maximilian IV. von Bayern (1799-1806), dem Rechtsnachfolger des letzten Herzogs von Berg, Karl Theodor.

Die historische Ausgangslage für die Entstehung des Großherzogstums Berg schufen die Schlacht bei Austerlitz und der Friede von Pressburg, mit dem Frankreich den Dritten Koalitionskrieg erfolgreich beendete und damit begann, eine Reihe von deutschen Staaten in ein Bündnis unter französischer Hegemonie einzubinden, was wenige Monate später zum Untergang des Heiligen Römischen Reichs und zur Gründung des Rheinbundes führte. Am 15. März 1806 trat König Maximilian I. Joseph von Bayern sein Herzogtum Berg an Napoléon ab. Kurbayern hatte sich 1805 im Vertrag von Schönbrunn im Tausch gegen das Fürstentum Ansbach dazu verpflichtet. Napoléon übertrug noch am selben Tag die Souveränität über die Herzogtümer Berg und Kleve an seinen Schwager, den französischen Prinzen Joachim Murat, der dadurch zunächst noch für wenige Monate ein deutscher Reichsfürst wurde. Mit der Verpflichtung Murats verschaffte Napoléon gleichzeitig seiner seit 1800 mit Murat verheirateten jüngsten Schwester Caroline (1782-1839) einen standesgemäßen Unterhalt.

1806 eignete sich Napoléon das Herzogtum jedoch an, indem er im Vertrag von Schönbrunn in Wien (15.3.1806) den inzwischen zum König erhobenen Maximilian von Bayern veranlasste, Berg gegen das im vierten Koalitionskrieg (1806-1807) von Preußen eroberte Fürstentum Ansbach zu tauschen. Weder jetzt noch später aber wurde Berg rechtlich dem französischen Kaiserreich zugeschlagen.

Mit der Erhöhung des Herzogtums zum Großherzogtum verband Napoléon die erste von mehreren Gebietsveränderungen. Schon 1806 fügte er im Norden den verbliebenen rechtsrheinischen Teil des Herzogtums Kleve hinzu. Im Südosten ergänzte er das Großherzogtum um die Fürstentümer Nassau und Dillenburg. Im Nordosten schlug er ihm einen Gebietsteil aus westfälischen Herrschaften um Steinfurt zu, der mit dem Großherzogtum keine geographische Verbindung besaß.

Am 3. März 1809 ernannte Napoléon seinen vierjährigen Neffen Napoléon Louis Bonaparte zum Großherzog von Berg. Er war der älteste lebende Sohn des Königs von Holland und der Bruder des späteren Napoléon III. Da Napoléon Louis noch nicht volljährig war und da Napoléon seinem Bruder Louis, dem König von Holland, die Regentschaft über das Großherzogtum Berg wegen schwerwiegender Meinungsverschiedenheiten über die Durchsetzung der Kontinentalsperre nicht überlassen wollte, zog es der Kaiser vor, die bergische Regentschaft selbst zu übernehmen.

1810 nahm Napoléon eine letzte, einschneidende Umgestaltung des Großherzogtums vor, als er den norddeutschen Raum an das Kaiserreich anschloss. Dabei schnitt er den Nordteil des Großherzogtums auf einer Linie oberhalb von Dinslaken, Recklinghausen und Warendorf ab. Sein Ziel war es, die französische Wirtschaft zu schützen, der „Kontinentalsperre“ (Sperrung Großbritanniens vom europäischen Kontinent) Geltung zu verschaffen und somit den Handel von und nach England zu unterbinden. Das flächenmäßig größte Ems-Departement wurde nun vom Großherzogtum abgetrennt und mit seiner Hauptstadt Osnabrück als Département EmsSupérieur dem Kaiserreich zugeschlagen. Insgesamt kann kein Zweifel daran bestehen, dass das Großherzogtum in den Augen Napoléons von Anfang bis Ende vorrangig militärische Zwecke hatte.

Nach der Abdankung des Königs von Holland am 1. Juli 1810 war das Großherzogtum Berg einige Tage lang in Personalunion mit dem Königreich Holland verbunden, weil infolge der Abdankung seines Vaters der fünfjährige Großherzog von Berg auch König von Holland geworden war. Diese Personalunion fand ihr rasches Ende durch die französische Annexion Hollands am 9. Juli 1810. Das Großherzogtum blieb zunächst von einer Annexion verschont. Erst am 13. Dezember 1810 beschloss der französische Senat zur Durchsetzung der Kontinentalsperre die Annexion der klevischen und bergischen Gebiete nördlich einer Linie von der Lippe über Haltern, Telgte bis Borgholzhausen, um sie den neu geschaffenen Departements Ober-Ems und Lippe einzugliedern.

Das Ende des Großherzogtums folgte auf die schweren Niederlagen der napoleonischen Armeen im Russlandfeldzug 1812/1813 und in der Völkerschlacht bei Leipzig (Oktober 1813). Das Großherzogtum wurde schon am 15.11.1813 formell aufgelöst und durch Preußen in Person von Justus Gruner (1777-1822) als „Generalgouvernement Berg“ in Besitz genommen. Dieses provisorische Gebildete fiel auf Beschluss des Wiener Kongresses (September 1814 – Juni 1815) dauerhaft dem preußischen Staat zu und verteilte sich künftig auf die Provinz Westfalen und die später sogenannte Rheinprovinz.

Excerpt:
Großherzogtum Berg [de.wikipedia.org]
Großherzogtum Berg [rheinische-geschichte.lvr.de]

Diskowolos:

Ergänzend dazu aus dem Portal „Rheinische Geschichte“ zum Großherzogtum Berg [rheinische-geschichte.lvr.de]:

„Dar­über hin­aus hat­te die ri­gi­de Wirt­schafts­po­li­tik Na­po­lé­ons in den stark auf den Ex­port ori­en­tier­ten Ge­wer­be­or­ten der Re­gi­on ei­ne mas­si­ve Ver­schlechterung der so­zia­len Ver­hält­nis­se be­wirkt.

Na­po­leéon be­or­der­te von der Fes­tung We­sel ein mas­si­ves Mi­li­tär­kom­man­do, das die Auf­stän­de der im Volks­mund so ge­nann­ten „Knüp­pel­rus­sen“ mit Ge­walt nie­der­schlug und nach­fol­gend stand­recht­li­che Be­stra­fun­gen der Auf­rüh­rer vor­nahm.

We­nig spä­ter, in der zwei­ten Ok­to­ber­hälf­te 1813, nah­men ver­ei­nig­te Trup­pen das Ge­biet des Gro­ßher­zog­tums ein. Am 10. No­vem­ber stan­den Ko­sa­ken als ers­te der Ver­bün­de­ten in Düs­sel­dorf. Das Gro­ßher­zog­tum wur­de schon am 15.11.1813 for­mell auf­ge­löst und durch Preu­ßen in Per­son von Jus­tus Gru­ner (1777-1822) als „Ge­ne­ral­gou­ver­ne­ment Ber­g“ in Be­sitz ge­nom­men.“

222. Welche Rolle spielte Kurhannover im kontinentalen Konflikt?

sherina:

Das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, auch Kurfürstentum Hannover genannt, war ab 1692 das 9. Kurfürstentum des Heiligen Römischen Reiches (offizieller Name Chur-Braunschweig-Lüneburg, inoffiziell auch Chur-Hannover, Kurhannover oder Hannover). Der Wahlspruch lautete NEC ASPERA TERRENT (Auch Widrigkeiten schrecken nicht). Das Kurfürstentum ging aus dem Teilfürstentum Calenberg des Herzogtums Braunschweig und Lüneburg hervor. Es endete 1810 mit der Angliederung an das Königreich Westphalen bzw. nach dem Wiener Kongress 1814, als aus dem ehemaligen Kurfürstentum das Königreich Hannover geschaffen wurde.

Nach dem Tode der Königin Anne Stuart von Großbritannien, die keine Nachkommen hinterließ, erbte der Kurfürst 1714 die britische Königskrone. Gemäß dem Settlement Act von 1701 fiel die Krone an die nächsten protestantischen Verwandten, also an das Haus Hannover. Georg verband durch diese Personalunion Großbritannien mit dem deutschen Kurfürstentum, das damit zu einem der mächtigsten im Heiligen Römischen Reich wurde. Die Personalunion endete erst 1837 mit der Thronbesteigung von Königin Victoria, da in Hannover (das mittlerweile zum Königreich erhoben war) nur männliche Nachkommen den Thron erben konnten. Daher ging die Herrschaft auf Victorias Onkel, Ernst August, Herzog von Cumberland, über.

An den Kämpfen gegen die Französische Revolution nahm Hannover nicht direkt teil. Allerdings wurde dem König von Großbritannien ein 16.000 Mann starkes Korps unter der Führung des Feldmarschalls Freytag überlassen, das mitkämpfte, bis es beim Rückzug des britischen Hauptheers in die Heimat zurückgesandt wurde. Der Abschluss des Basler Friedens durch Preußen (1795) und die darin vereinbarte Demarkationslinie bewahrten Hannover vor den Einfällen der Franzosen.

Das nächste Jahrzehnt war voller Reibungen zwischen Hannover und Preußen und brachte Hannover gerade infolge seiner Verbindung mit Großbritannien, das sich nicht an den Frieden von Lunéville (9. Februar 1801) halten wollte, sondern den Krieg noch zwölf Monate länger fortsetzte, in eine missliche Lage.

(Als Friede von Lunéville wird der am 9. Februar 1801 in Lunéville zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich unter dem römisch-deutschen Kaiser Franz II. unterzeichnete Friedensschluss bezeichnet. Der Hintergrund des Vertrages war, dass die französische Revolutionsregierung ab 1793 das Ziel verfolgte, den Rhein als „natürliche Grenze“ zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich durchzusetzen.)

Zwar erhielt Hannover im genannten Frieden das Hochstift Osnabrück, doch Napoléon plante schon Hannovers Untergang, und zwar so, dass auch Preußen, das sich Napoléon gegenüber zurückhielt, mit verwickelt werden sollte. Napoléon forderte in den Jahren 1796–1801 Friedrich Wilhelm III. dreimal auf, Kurhannover wegen Verletzung der Bestimmungen des Basler Friedens und zur Deckung gegen Großbritannien zu besetzen. Der preußische König hielt es schließlich für das beste, der Aufforderung zu folgen, da Russland ihm zuvorzukommen suchte. Angesichts der Kräfteverhältnisse schien eine Verteidigung des Landes nicht ratsam, also besetzte der preußische General von Kleist mit 24.000 Mann Hannover. Diese Besatzung musste ein Jahr lang, bis zum Frieden von Amiens am 27. März 1802, von den Besetzten selbst unterhalten werden.

Mit der Wiederaufnahme des Kriegs durch Großbritannien brach 1803 über das Kurfürstentum die Katastrophe herein. Sowohl der König als auch sein damaliger Kabinettsminister von Lenthe schätzten die Lage völlig falsch ein. Die Armee unter der Leitung des Feldmarschalls Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn, eines rechtschaffenen, persönlich tapferen, aber überforderten Mannes, war geschwächt und demoralisiert.

(Johann Ludwig kam als unehelicher Sohn des britischen Königs Georg II. (1683–1760) und dessen Mätresse Amalie Sophie von Wallmoden, geb. von Wendt (1704–1765), spätere Countess of Yarmouth, zur Welt. Schon zuvor war Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn Mitglied der Freimaurerloge Friedrich in Hannover geworden und 1763/1764 deren Meister vom Stuhl.)

Wallmoden sah sich genötigt, am 3. Juni 1803 in Sulingen eine Konvention mit General Édouard Adolphe Mortier abzuschließen, der von der Weser her gegen Hannover mit einem französischen Heer anrückte. Kampflos erklärte sich so das immerhin noch etwa 16.000 Mann starke hannoversche Heer einem nicht stärkeren Feind gegenüber für besiegt und unterschrieb die Bedingung, jenseits der Elbe, im Lauenburgischen, für die Dauer des Kriegs gleichsam in einer freiwilligen Internierung zu bleiben. Seiner oft geübten Praxis gemäß versagte Napoléon auf einen nichtigen Vorwand hin der Konvention seine Ratifikation, und so diktierte der französische Feldherr dem unglücklichen Wallmoden in der Konvention von Artlenburg an der Elbe (5. Juli 1803) folgende Bedingungen: Das hannoversche Heer wird entwaffnet und aufgelöst; Munition und Pferde werden dem Sieger übergeben; das ganze Land bleibt unter französischer Verwaltung.

Jean-Baptiste Bernadotte, der spätere König von Schweden und Norwegen, war hier vom 14. Mai 1804 mehrere Monate lang französischer Gouverneur. Als Folge des von Christian von Haugwitz mit Napoléon geschlossenen Vertrags von Paris vom 15. Februar 1806 wurde Preußen gedrängt, Hannover zu besetzen, was eine Kriegserklärung seitens Englands zur Folge hatte. 1807 bzw. 1810 ging Hannover schließlich im Königreich Westphalen auf, das von Napoléons jüngstem Bruder Jérôme regiert wurde. Der Nordwesten des Kurfürstentums wurde 1811 als Teil der Hanseatischen Departements Bestandteil des französischen Kaiserreichs.

Auf dem Wiener Kongress erklärte sich das Kurfürstentum am 12. Oktober 1814 selbst zum Königreich Hannover.

Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg [de.wikipedia.org]

Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn [de.wikipedia.org]

Hannover im Zeitalter Napoléons:

Die enge Verbindung zwischen Hannover und Großbritannien führte dazu, daß die Hannoveraner an der Seite des Inselstaates gegen das Frankreich der Revolution kämpften, allerdings nur in Form von gestellten Truppenkontingenten. Niedersachsen selbst wurde von den Revolutionskriegen kaum berührt. 1803 profitierte Hannover vom Reichsdeputationshauptschluß, denn von den säkularisierten Fürstentümern bekam Hannover das ehemalige Fürstbistum Osnabrück als Ersatz für seine Rechte in Hamburg und Bremen, dazu Hildesheim, Corvey und Höxter als Ersatz für die Ansprüche auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen.

Doch die Neuordnung zugunsten großräumigerer Staatenbildung war nicht lange stabil. Nun traf der französische Expansionsdrang auch Niedersachsen hart: Hannover, das die Politik Englands teilen mußte, geriet zwischen die Interessen Frankreichs und Preußens. Kurhannover wurde noch im selben Jahr 1803 vom französischen Heer erobert, aber 1805 an Preußen abgetreten, 1806 schon wieder französischer Besitz und blieb es bis 1813.

Das Heilige Römische Reich wurde 1806 aufgelöst, die Kurwürden waren damit Geschichte. Hannover wurde kurze Zeit später in das Königreich Westfalen integriert, welches Napoléon für seinen Bruder Jérôme eingerichtet hatte, erst der südliche Teil mit Göttingen, Grubenhagen und Clausthal, 1810 gehörte auch der nördliche Teil zu Frankreich. Dieses Schicksal teilte Hannover übrigens mit seinem welfischen Schwesterstaat Braunschweig-Wolfenbüttel.

1810 griff Napoléon auch nach dem gesamten norddeutschen Küstenbereich, um ein Handelsembargo gegen England besser aufrechterhalten zu können. Die vielen Veränderungen während der Fremdherrschaft, die die historisch gewachsenen Strukturen negierten, nährten den nationalen Widerstandswillen, deren Symbolfigur der sog. Schwarze Herzog wurde, Friedrich Wilhelm Herzog v. Braunschweig-Wolfenbüttel (9.10.1771-16.6.1815) aus der den einst zweiten Welfenstaat regierenden Linie, Sohn von Carl II. Wilhelm Ferdinand Herzog v. Braunschweig-Wolfenbüttel (9.10.1735-10.11.1806) und Augusta v. Hannover Prinzessin von Großbritannien (1737-23.3.1813). Er kämpfte als preußischer General in den Befreiungskriegen und fiel in der Schlacht von Quatre-Bras bei Nivelle in Brabant, zwei Tage vor der Schlacht bei Waterloo.

Welfen [welt-der-wappen.de]

Meine Erkenntnis:

Kurhannover wurde benutzt, um Großbritannien und Preußen in Konflikte hineinzuziehen. Diese dienten letztendlich dazu, diese starken Mächte in Europa zu schwächen und Frankreich mehr Macht zu verleihen. Allerdings mehr Macht den Hintergrundmächten, wie man an der Zugehörigkeit zur Freimaurerloge des Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn, „eines rechtschaffenen, persönlich tapferen, aber überforderten Mannes“, erkennt. Alle 3 waren zudem protestantisch ausgerichtet.

223. Was veranlasste Friedrich Wilhelm III. von Napoléon die Rückgabe der rechtsrheinischen Gebiete zu fordern?

Heidi:

„Der König erwartet von der Rechtschaffenheit Seiner Kaiserlichen Majestät: 1. dass die französischen Truppen, die kein begründeter Anspruch nach Deutschland ruft, unverzüglich wieder den Rhein überschreiten“

Er forderte den französischen Kaiser darin auf, die preußische Neutralitätszone anzuerkennen und preußische Territorien am Niederrhein zurückzugeben.

Friedrich Wilhelm III. (Preußen) [de.wikipedia.org]

sherina:

Ergänzung: Nach der französischen Besetzung der preußischen Markgrafschaft Ansbach zeigte Friedrich Wilhelm III. Interesse an einem Bündnis mit dem russischen Zaren Alexander I. Der König schickte daraufhin seinen Außenminister Christian von Haugwitz mit einem Ultimatum zu Kaiser Napoléon, das mit einem preußischen Kriegseintritt in den Dritten Koalitionskrieg drohte. Als Friedrich Wilhelm III. von der österreichischen und russischen Niederlage bei Austerlitz hörte, zog er die Drohung zurück.

Preußen galt damit weiterhin als Verbündeter des wenig zuverlässigen Französischen Kaiserreiches. Auf Druck von Napoléon besetzte Preußen Hannover, das in Personalunion mit Großbritannien regiert wurde. Mit diesem Schachzug trieb Napoléon einen Keil zwischen Friedrich Wilhelm III. und Georg III. von Großbritannien. Eine besondere Demütigung erfuhr Preußen, als Napoléon das Kurfürstentum Hannover wenig später in Friedensverhandlungen über Friedrich Wilhelms Kopf hinweg Großbritannien anbot.

Nachdem sich solche französische Provokationen häuften, befahl Friedrich Wilhelm III. am 9. August 1806 die Mobilmachung seiner Armee. Am 26. September schrieb der preußische König einen Brief an Napoléon. Er forderte den französischen Kaiser darin auf, die preußische Neutralitätszone anzuerkennen und preußische Territorien am Niederrhein zurückzugeben.

Dem Brief ließ er am 27. September 1806 ein Ultimatum folgen. Der französische Kaiser solle bis zum 8. Oktober 1806 mit dem Rückzug seiner Truppen hinter den Rhein beginnen. Die Rheinbundakte bzw. die Schaffung des Rheinbundes, so lässt das Ultimatum erkennen, habe den Frieden von Basel bzw. die preußische Neutralitätszone in Norddeutschland ad absurdum geführt. Der König bezichtigt Napoléon also des Vertragsbruches.

Friedrich Wilhelm III. (Preußen) [de.wikipedia.org]

Napoléon beherrschte das Teile-und-Herrsche-Spiel und spielte Preußen und Großbritannien gegeneinander aus und schwächte diese damit und gewann selbst und für Frankreich an Macht.

224. Wie kam das Bündnis zwischen Preußen und Russland für diesen Zeitraum zustande?

Heidi:

Am 26. September 1815 unterzeichneten Friedrich Wilhelm III., der österreichische Kaiser und der russische Zar die Gründungserklärung der Heiligen Allianz. Mit der Heiligen Allianz versprachen die drei Ostmächte sich Beistand bzw. Interventionen im Falle revolutionärer Ereignisse. Die Allianz wurde ein wirkungsvolles Instrument zur Unterdrückung liberaler Bestrebungen. Die Politik der Heiligen Allianz war zwar reaktionär und restaurativ, aber sie verschaffte Kerneuropa, das seit der Französischen Revolution bis zur Schlacht von Waterloo immer wieder von Kriegen überzogen worden war, eine lange Friedensperiode.

Friedrich Wilhelm III. (Preußen) [de.wikipedia.org]

225. Weshalb verhandelte Napoléon nur mit Alexander I. und nicht mit Friedrich Wilhelm III.?

Gänselieschen:

Am 14. Juni 1807 musste Zar Alexander I. um Waffenstillstand bitten. Damit brach er sein Versprechen gegenüber Friedrich Wilhelm III., nicht mit Frankreich zu verhandeln. Zum Treffen Napoléons mit dem Zaren in Tilsit wurde der preußische König nicht eingeladen. Napoléon legte es auf die völlige Demütigung des Königs an. Friedrich Wilhelm III. musste stundenlang am Ufer der Memel, umgeben von russischen Offizieren und eingewickelt in einen russischen Mantel, auf die Ergebnisse des Vertrages warten. Erst am nächsten Tag lud Napoléon Friedrich Wilhelm III. zu sich. Zunächst ließ Napoléon den König im Vorzimmer warten, dann weigerte er sich, dem König seine Pläne für Preußen mitzuteilen. Stattdessen wurde der König von Napoléon über dessen militärische Fehler belehrt.

Friedrich Wilhelm III. (Preußen) [de.wikipedia.org]

mimi c.:

Der Frieden von Tilsit (französisch Traité de Tilsit; russisch Тильзитский мир, Tilsitski mir) vom 7. und 9. Juli 1807 war ein im ostpreußischen Tilsit verhandeltes und geschlossenes Vertragswerk, welches den Vierten Koalitionskrieg (1806–1807) zwischen Preußen zusammen mit dem Russischen Kaiserreich einerseits und dem Französischen Kaiserreich andererseits beendete.

Der russisch-französische Friedensschluss teilte Europa in eine französische und eine russische Interessensphäre; das preußisch-französische Abkommen stufte Preußen auf den Status einer europäischen Mittelmacht zurück.

Am 25. Juni begannen die Friedensverhandlungen zwischen Napoléon und Zar Alexander I. auf zwei Pontonbooten, die in der Mitte der Memel, der Demarkationslinie zwischen den französischen und den russischen und preußischen Truppen in Ostpreußen, bei Tilsit verankert waren, während der König von Preußen am Ufer zurückbleiben musste.

Der russische Kaiser akzeptierte den Rheinbund und das neu gegründete Herzogtum Warschau, das der König von Sachsen in Personalunion regieren sollte, als napoléonische Vasallen und trat der Kontinentalsperre bei. Ferner stimmte Russland der territorialen Halbierung Preußens zu, verhinderte aber die von Napoléon favorisierte Auflösung des Gesamtstaates.

Im Gegenzug garantierte Napoléon die Souveränität des Herzogtums Oldenburg und einiger anderer Kleinfürstentümer, die von deutschen Verwandten des Zaren regiert wurden.

Ferner musste Preußen der Kontinentalsperre gegen Großbritannien beitreten.

226. Welches Ziel verfolgte Napoléon mit der Schaffung der Kontinentalsperre?

Claus:

Ziel war es unter anderem, die britische Wirtschaft zu schwächen. England war zu dieser Zeit wohl der industriell fortgeschrittenste Staat Europas. Der Bezug von Waren, die England brauchte, z.B. Holz für den Schiffsbau oder Getreide aus Kontinentaleuropa – besonders letzteres sorgte in der Bevölkerung mächtig für Unmut, da z.B. die Preise wegen des längeren Transports die Weizenpreise um das Dreifache ansteigen ließ. Dies führte auch zu Streiks und (kleineren?) Aufständen. Es gab sogar Hinrichtungen, weil frustrierte Arbeiter (Produktion-)Maschinen zerstörten (die Zerstörung von entsprechenden Maschinen wurden mit dem Tod geahndet).

Andererseits sollte Großbritannien mit den Mitteln des Wirtschaftskrieges zu Verhandlungen mit Frankreich gezwungen werden und die französische Wirtschaft gegen europäische und transatlantische Konkurrenz geschützt werden.

Weiter plante Napoléon eine Invasion der britischen Inseln. Mit der verlorenen (See-)Schlacht von Trafalgar am 21. Oktober 1805 (die französisch-spanische Flotte erlitt vor Trafalgar eine verheerende Niederlage: Die Briten eroberten oder zerstörten 20 feindliche Schiffe, während sie selbst kein einziges Schiff verloren), verwarf Napoléon dieses Vorhaben.

Per Berliner Dekret vom 21. November 1806 untersagte Frankreich (Napoléon) seinen Verbündeten/Eroberten jeglichen Handel mit englischen Gütern. Kein Schiff aus England oder seinen Kolonien durfte demnach in irgendeinem der entsprechenden Häfen anlegen.

P.S.: Man könnte noch eine Frage hinzufügen: Wie profitierten die deutschen Staaten von dieser Kontinentalsperre?

Die Antwort gebe ich selbst: Die Kontinentalsperre wird von vielen Historikern als eine Voraussetzungen für die frühe Industrialisierung in den deutschen Staaten gesehen.

Beispiel 1: Obwohl die Nachfrage an Gussstahl zu diesem Zeitpunkt noch gering war, bot der Wegfall der britischen Konkurrenz für Friedrich Krupp genügend Anreize diese experimentell nachzuahmen. Am 20. November 1811 gründete er eine Gussstahlfabrik. Wofür heute der ThyssenKrupp-Konzern steht, dürfte ja hinlänglich bekannt sein, wenngleich es, in Betrachtung des aktuellen Aktienkurses, derzeit wohl nicht so gut um ThyssenKrupp bestellt ist (keine Kaufempfehlung!).

Beispiel 2: Vor allem die mechanisierte Baumwollindustrie in Sachsen und im Rheinland profitierte vom Wegfall der britischen Konkurrenz. Zwischen 1806 und 1813 stieg die Anzahl der baumwollverarbeitenden Betriebe in Sachsen um das Zwanzigfache.

Anmerkung zu meiner zusätzlichen Frage: War das womöglich der spätere Grund, dass die Engländer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Begriff „Made in Germany“ erfanden? Im Prinzip verbarg sich dahinter die Aussage, dass „deutsche Waren billig und schlecht“ sind. Tja, der Schuß ging dann ja wohl nach hinten los.

Quelle jeweils Wikipedia: „Kontinentalsperre“, „Schlacht von Trafalgar“ und „Made in Germany“.

227. Welche Bedeutung hatte die Schaffung des Königreichs Westphalen?

Frigga:

Nach dem Frieden von Tilsit, in dem Zar Alexander I die französischen Eroberungen anerkennen und sich mit Frankreich gegen Großbritannien verbünden musste, gründete Napoléon das Königreich Westphalen für seinen jüngsten Bruder Jérôme. Es sollte als Vorzeigestaat ein Vorbild für die Städte des Rheinbundes werden. Es unterstand politisch und militärisch Frankreich.

228. Welche Zweck hatte die Schaffung des Herzogtums Warschau?

Erenion:

Das Herzogtum Warschau war, zusammen mit dem Königreich Sachsen, ein „Pufferstaat“ zwischen Preußen und Österreich.

Es hatte, meiner bescheidenen Meinung nach, eine gewisse Ähnlichkeit zu der heutigen Ukraine. Beides (Polen und die Ukraine, … Sachsen ist ein anderes Thema) zutiefst künstliche Gebilde mit großem Konfliktpotential und geostrategische Schachfiguren. In diesem Artikel gibt es noch einen anderen Hinweis:

Duchy of Warsaw [en.wikipedia.org]

Der 200. Jahrestag der Gründung wurde in Polen mit einer polnisch-französischen Militärparade und dem damaligen Präsidenten Sarkozy gefeiert. Das bringt mich auf eine Frage: Ist das heutige Polen die Neuauflage des Herzogtums Warschau?

Frigga:

Es bestand aus dem Teil Polens, den Preußen bei der zweiten und dritten Teilung von Polen annektiert hatte. Zusätzlich wurde noch Westgalizien 1809 dazu geschlagen, welches Österreich im Zuge der dritten Polenteilung annektiert hatte. Beides, die Schaffung des Herzogtums Warschau und des Königreiches Westphalen, sollten auch durch den Landverlust zur Schwächung von Preußen (und Österreich) beitragen.

Thomas aus Leipzig:

Das Herzogtum Warschau war Gegenstand des Friedens von Tilsit. Und wir finden es unter dem Artikel 5. In der Biographie meines damaligen Landesvaters, Friedrich August, sind dem Herzogtum die Seiten 23 bis 36 gewidmet:

Die Regierung Friedrich Augusts, Königs von Sachsen [books.google.de]

Für mich war überraschend, daß er auf dem Polnischen Reichtag im Dezember 1808 seine Rede auf Polnisch hielt.

229. Aus welchen Mitteln musste Preußen die Kriegsentschädigungen ausgleichen und welche Folgen hatte dies?

Frigga:

Nachdem ich jetzt über drei Stunden zu dieser Frage/Thema recherchiert habe und nicht gefunden habe, aus welchen Mitteln die Reparationen bezahlt wurden, denn Preußen war ja pleite, stelle ich dieses Video ein, weil es den zweiten Teil der Frage beantwortet: Was waren die Folgen?

Die treibenden Kräfte für die Reformen waren Stein und Hardenberg, unterstützt von Königin Luise, die eine mutige, intelligente Frau war und offensichtlich besser geeignet als Entscheidungsträger, als ihr Gatte.

Preußische Reformen 1807 [YT]

Ulrich:

Preußen musste eine Entschädigung von 120 Millionen Franc aufbringen. Auch die Kosten der französischen Besatzung musste Preußen übernehmen, die von August 1807 bis Dezember 1808 währte. Diese betrugen rund 216,9 Millionen Taler. Die Steuereinnahmen im Jahre 1816 betrugen gerade einmal 31 Millionen Taler. So gesehen hatte der Schock des Sieges Napoléons zur Folge, dass die Kräfte, die ohnehin bereits im preußischen Staat am Werk gewesen waren, konzentriert und verstärkt wurden. Im Zentrum der Reformationsbewegung stand der König von Preußen, Friedrich Wilhelm III.

Quelle: Christopher Clark, Preußen (S. 365)

Ulrich:

Nachtrag: Um die hohen Kriegskontributionen zahlen zu können, war der Staat in hohem Maße auf Kredite des Adels angewiesen. Ausländische Kredite dagegen waren nur dann zu erhalten, wenn die Stände für die Rückzahlung hafteten.

Preußische Reformen [de.wikipedia.org]

230. Wie gestalteten sich die Reformen in Preußen nach dem Verlust des Krieges?

Ulrich:

Die preußischen Reformen in der Zeit zwischen 1807 und 1815 sind im Entwurf und in der Durchführung so eng mit den Namen Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein und Freiherr Graf Karl August von Hardenberg verbunden, dass sie auch als „Stein-Hardenbergsche Reformen“ bezeichnet werden. Hatte die erste Denkschrift Steins von 1806 mit Reformvorschlägen noch zu seiner Entlassung aus dem Staatsdienst geführt, konnte seine „Nassauer Denkschrift“ (1807) gemeinsam mit der „Rigaer Denkschrift“ (1807) von Hardenberg zum Manifest der Reformen werden, die nach der Niederlage gegen Napoléon unumgänglich geworden waren.

Diese beginnen mit der Befreiung der Bauern von Erbuntertänigkeit und Frondienst, die 1807 mit dem ersten Reformgesetz eingeleitet wird. Es folgt 1808 die Städteordnung, mit der das heute noch gültige Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung eingeführt wird. Ebenfalls 1808 die sehr wichtige „Verordnung, die veränderte Verfassung der obersten Verwaltungsbehörden in der Preußischen Monarchie betreffend“, auch „Organisationsedikt“ genannt, mit dem die nicht verantwortliche Kabinettsregierung abgeschafft und durch Fachministerien für Inneres, Äußeres, Finanzen, Krieg und Justiz ersetzt werden.

1810 die Aufhebung des Zunftzwanges, die es Adligen und Bauern ermöglicht, bürgerliche Berufe zu ergreifen. Sie stellt eine Vorstufe zur Gewerbefreiheit dar und liberalisiert die Wirtschaft für die anstehende Industrialisierung Preußens. Angeführt von Wilhelm Freiherr von Humboldt folgt zwischen 1810 und 1814 eine umfassende Bildungsreform, mit der das Bildungswesen verstaatlicht, die allgemeine Schulpflicht durchgesetzt und mit der Einführung von Abitur und Staatsexamen Standards festlegt werden.

Parallel dazu verläuft zwischen 1811 und 1814 die von Gerhard von Scharnhorst und August Graf Neidhardt von Gneisenau konzipierte Heeresreform, mit der ein Volksheer mit allgemeiner Wehrpflicht eingeführt, das Strafsystem in der Armee verrechtlicht und Bürgerlichen nach dem Bildungs- und Leistungsprinzip der Zugang zur Offizierslaufbahn ermöglicht wird. Schließlich 1812 noch die J*denemanzipation, mit der in Preußen eine staatsrechtliche Gleichstellung der J*den eingeführt wird.

Die Reformen, die insgesamt positiv zu beurteilen sind, konnten jedoch unbeabsichtigte schlechte Folgen, wie etwa das „Bauernlegen“, mit dem die Bauern auf schlechtes Land abgedrängt wurden oder ihr Land verloren und zum Industrie-Proletariat wurden, nicht verhindern. Die Agrarreform war außerdem aufgrund des Widerstand des Adels, vor allem des konservativen ostelbischen Junkertums, einigen Kompromissen unterworfen.

Die Selbstverwaltung der Landgemeinden, die Aufhebung der Gutsherrlichen Patrimonialgerichtsbarkeit und Polizeigewalt, eine allgemeine Einkommens- und Grundsteuer, konnten nicht durchgesetzt werden. Die von ihren Vordenkern angestrebte verfassungsrechtliche Überführung Preußens in eine Konstitutionelle Monarchie wurde mit der nach dem Ende der Befreiungskriege und dem Wiener Kongress 1815 einsetzenden Restauration, die den Reformprozess zum Stillstand brachte, in eine ferne Zukunft verschoben.

Quelle: Preußische Reformen [preussenchronik.de]

231. Was waren die Anlässe für Österreich, erneut gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen?

kph:

Philipp von Stadion und die Kriegspartei

Im Gegensatz zu Preußen mit den preußischen Reformen kam es in Österreich nach der Niederlage von 1805 im Dritten Koalitionskrieg nicht zu einer umfassenden Staatsreform. Mit Johann Philipp von Stadion erlangte ein Anhänger der Kriegspartei den entscheidenden Einfluss auf die Politik. Er war auf Drängen des Erzherzogs Karl nach dem Frieden von Preßburg zum Außenminister ernannt worden.

Stadion war eigentlich konservativ und stark in der Tradition des Alten Reiches verwurzelt. Gleichwohl nahm er nationale Parolen in seine Äußerungen auf. Sein Ziel war, in einem neuen Krieg die Niederlage wettzumachen. Er hoffte, dass sich die anderen deutschen Länder bei einem Krieg Österreich anschließen würden. In der Folge sollten die von Napoléon beherrschten deutschen Staaten befreit werden und ein neues Reich auf Basis einer erneuerten ständischen Ordnung geschaffen werden.

Politik der Anpassung und Heeresreform

Angesichts der französischen Übermacht sah sich Stadion zunächst zu einer Politik der Anpassung gezwungen. Zur Heeresreform gehörte unter anderem seit 1806 die Aufstellung einer Landwehr auf provinzialer Grundlage. Allerdings war der Erfolg der Landwehr nicht in allen Teilen des Reiches gleich.

Die Polen in Galizien galten als franzosenfreundlich. Die Reaktion in Böhmen war verhalten und der ungarische Reichsteil lehnte die Landwehr völlig ab. Diese spielte daher vor allem in den deutschsprachigen Teilen des Reiches eine Rolle. Auch im Militär gab es erhebliche Vorbehalte. Dennoch hatte Österreich mit der Landwehr noch vor Preußen faktisch die allgemeine Wehrpflicht eingeführt.

Entschluss zum Krieg

Auf der diplomatischen Bühne bemühte sich die Regierung um ein Bündnis mit Großbritannien, Preußen und Russland. Allerdings sah sich Stadion gezwungen, frühzeitig und ohne ein breites Bündnis loszuschlagen. Dabei spielte eine Rolle, dass die Staatsfinanzen Österreichs nach den Kriegen der letzten Jahrzehnte und durch die verstärkte Rüstungspolitik vor dem Bankrott standen.

Dies zwang zu einem Kriegsbeginn im Jahr 1809. Die Reorganisation der Armee war noch nicht abgeschlossen. Die neuen Landwehreinheiten waren schlecht ausgebildet und unzureichend bewaffnet. Die möglichen Verbündeten zeigten wenig Neigung, Österreich effektiv beizustehen. Ein Plan, in Norddeutschland einen antinapoléonischen Aufstand zu entfesseln, wurde in Frankreich bekannt und Napoléon erzwang die Entlassung des Freiherrn vom Stein. Damit war die preußische Kriegspartei geschwächt und Friedrich Wilhelm III. hielt an der Neutralitätspolitik fest.

Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Krieg beruhten auf der Hoffnung, dass Napoléon und seine Truppen in Spanien gebunden seien. Man hoffte in Österreich auch auf eine innerfranzösische Opposition gegen Napoléon. Eine Chance bestand dann, wenn es gelang, möglichst rasch die französischen Truppen und die der Rheinbundstaaten in Süddeutschland zu besiegen, ehe Napoléon mit seiner Hauptarmee auf dem Schauplatz erscheinen konnte. Diese Erfolge sollten zu Aufständen gegen Napoléon in den besetzten Gebieten und zum Eintritt anderer Staaten in den Krieg führen.

Im Februar 1809 entschlossen sich die Spitzen der Monarchie zum Krieg. Abgesehen von Großbritannien und Schweden hatte Österreich allerdings keine Verbündeten. Russland hatte sich 1807 im Frieden von Tilsit offiziell und 1808 im Allianzvertrag von Erfurt geheim mit Frankreich verbündet. Letztlich beruhte die politische Lagebeurteilung auf einer völligen Fehleinschätzung der Schwäche Napoléons.

Patriotismus und seine Grenzen

Anders als der Krieg von 1805 war dieser Feldzug in der Bevölkerung populär. Über den Machtbereich der Habsburger hinaus entwickelte sich eine patriotische Begeisterung. Dem trug der österreichische Oberbefehlshaber Erzherzog Karl Rechnung. In einem Aufruf ließ er verbreiten: „Nicht bloß für seine Selbständigkeit, sondern für Deutschlands Unabhängigkeit und Nationalehre“ würde Österreich kämpfen.

Insbesondere der österreichische Sieg bei Aspern beflügelte die Hoffnungen innerhalb und außerhalb Österreichs. Die Hoffnungen auf einen allgemeinen Volksaufstand in Deutschland erfüllten sich nicht. Im nördlichen Deutschland kam es nur zu verschiedenen Aktionen, die aber isoliert blieben. Diese Bewegungen scheiterten auch daran, dass ihnen, anders als zur Zeit der Befreiungskriege, letztlich doch ein breiter Rückhalt in der Bevölkerung fehlte. Anders war es in Tirol. Dort entstand eine breite Aufstandsbewegung um Andreas Hofer gegen die bayerisch-französische Besatzung.

Fünfter Koalitionskrieg [de.wikipedia.org]

232. In welcher Situation befanden sich Norditalien und der Kirchenstaat im Jahre 1809?

kph:

Die Weigerung des Papstes, einem Bündnis gegen Großbritannien beizutreten, führte jedoch wenige Jahre später zum Konflikt mit dem französischen Kaiser. Im November 1807 rückten wiederum französische Truppen in den Kirchenstaat ein, die im Februar 1808 Rom besetzten. Am 7. Mai 1809 erklärte Napoléon Bonaparte in Wien, dass Papst Pius VII. als weltlicher Herrscher aufgehört habe zu regieren [!!!], was faktisch die Annexion des Gebietes durch Frankreich bedeutete.

Förmlich regelte sein Dekret vom 17. Mai die Eingliederung. Am 10. Juni 1809 fand die Vereinigung des säkularisierten Kirchenstaats mit dem französischen Kaiserreich bzw. mit dem napoléonischen Königreich Italien statt. Nur die geistliche Macht wurde dem Papst belassen. Der Papst wurde gefangen gesetzt und im Jahr 1812 in Fontainebleau in Frankreich interniert. Stattdessen erhielt Napoléons Sohn Napoléon Franz Bonaparte 1811 gleich bei seiner Geburt den Ehrentitel König von Rom.

Der Kirchenstaat als politische Einheit sollte vor allem die Unabhängigkeit des mit absolutistischer Macht regierenden Papstes sichern. Da dieser vom Kardinalskollegium gewählt wurde, handelte es sich formal um eine Wahlmonarchie. Die Päpste stützten sich in ihrer Herrschaftsausübung auch auf den päpstlichen Adel, aus dem sie oft selbst hervorgingen.

Kirchenstaat [de.wikipedia.org]

233. Wen wollte Napoléon ursprünglich heiraten, bevor er der Ehe mit Marie Louise zustimmte?

Erenion:

Die Schwester Zar Alexanders I., Katharina Pawlowna [de.wikipedia.org], allerdings war die Mutter des Zaren gegen die Ehe mit Napoléon.

:thorian:

Eugenie Bernardine Désirée Clary (Rufname Désirée). Désirées Vorfahren:

„Der Name Clary ist in unterschiedlichen Provinzen verbreitet. Viele Forscher haben bisher ohne Erfolg versucht, einen Ursprung nachzuweisen. Sie konnten bislang nicht eindeutig klären, wo die Marseiller Familie Clary abstammte. Einige Forscher vermuteten den Ursprung in Dauphiné, andere in Albi. Unter dem Ancien Régime hatte die Familie Clary keinen Anspruch auf Adel erhoben. Während des Ersten Kaiserreiches waren Vermögen und verwandtschaftliche Beziehungen derart, dass die Familie ohne glänzende Ahnentafel auskam.

1940 glaubte ein Forscher, der in Nizza lebte, dass er die „Wiege“ der Clarys gefunden habe. In einem kleinen Dorf (Péone) in den Seealpen leben viele Menschen, die den Namen Clary tragen. Jedoch gestatten die Eintragungen in den katholischen Kirchenbüchern und andere Unterlagen keine einwandfreien Rückschlüsse auf die verwandschaftmit der Familie Clary aus Marseille.“

„Désirée soll später gesagt haben: „Ich habe eingewilligt ihn zu heiraten, als man mir sagte, daß er ein Mann sei, der Napoleon die Stirn bieten würde.“ Diese Verbindung entstand nicht aus Trotz gegen Napoleon. Désirée verliebte sich in Jean Baptiste Bernadotte mit der gleichen Leidenschaft, wie einst in Napoleon.“

Quelle für beide Zitate: Désirée und Jean-Baptiste [snafu.de]

Sailor:

Bei Plan B könnte es sich um die 15-jährige Schwester von Alexander I, Anna, gehandelt haben. Sie wurde von ihrer Mutter für zu jung erachtet, um schon verheiratet zu werden. Welche anderen Gründe hier mitgespielt haben mögen, ist nicht richtig nachvollziehbar.

Anna Pawlowna [de.wikipedia.org]

Missie Mabel:

[E]ine Anna Pawlowna habe ich nicht gefunden in „Napoleon I. sein Leben und seine Zeit“ von Friedrich M. Kircheisen, Erster Band 1911, aber einen sehr interessanten Einblick in das sittenlose Leben im ausgehenden 18. Jahrhunderts (da gibt es frappierende Parallelen zu heute):

Ein Auszug von Seite 434:

„Die Ehe mit ihren Verpflichtungen auf Lebenszeit gefiel den Franzosen schon lange nicht mehr. Durch ein Dekret vom 23. April 1794 war die Ehescheidung eingeführt worden, die jedem gestattete, das Glück, das er nicht gefunden, anderweitig zu suchen. Diese Einrichtung der Revolution hatte wohl sehr viel Gutes, aber auch manches Nachteilige an sich … Man ließ sich heute trauen und morgen scheiden, je nach Laune und Bedürfnis. Das geringste Missverständnis zwischen Eheleuten galt schließlich als Tyrannei und führte vors Ehescheidungsgericht. Es kam vor, dass sich Leute mehrmals in einem Jahre scheiden ließen und wiederverheirateten.“

Sailor:

Großfürstin Anna Pawlowna wurde 1795 im Schloss Gattschina geboren. Sie war die jüngste Tochter des russischen Zaren Paul I. und der Zarin Maria Fjodorowna, geborene Prinzessin Sophie Dorothee von Württemberg. Außerdem war sie die Schwester der Zaren Alexander I. und Nikolaus I. von Russland […]

Nach dem 1809 gescheiterten Eheprojekt zwischen Napoléon Bonaparte und Annas älterer Schwester Katharina beabsichtigte dieser, anstatt Katharinas Anna Pawlowna zur Frau zu nehmen. Zarin Maria Fjodorowna zögerte lange, dem französischen Kaiser eine Antwort zu geben, damit dieser sein Interesse an dieser Verbindung verlor. Er heiratete 1810 Erzherzogin Marie-Louise von Österreich, die Tochter von Kaiser Franz II.

Anna Pawlowna – Kindheit und Jugend [de.wikipedia.org]

Erwähnenswert auch:

Franz II. war der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und stammte aus dem Haus Habsburg-Lothringen. Netzverweis:

Franz II. (HRR) [de.wikipedia.org]

234. Welche Ziele verfolgte Napoléon mit seiner ursprünglichen Heiratsabsicht?

Erenion:

Hier möchte ich auf diesen Beitrag verweisen:

Heirat Napoléons mit Marie-Louise [de.wikipedia.org]

Zitat: „Mit solchen Heiratsverbindungen wollte Napoléon, der seinen Aufstieg nicht der Geburt, sondern lediglich militärischen Erfolgen und politischem Geschick verdankte, sein Herrscherhaus endgültig in die Reihe der alteingesessenen Dynastien Europas integrieren.“

Welche Kandidatinnen kamen in Frage?

– eine sächsische Prinzessin

Also aus dem Haus Wettin. Hier bitte ich nicht nur auf das Königreich Sachsen zu schauen. Auch die Thüringischen Herzogtümer waren wichtig oder sollten es noch werden. Denn am Ende des 19. Jahrhunderts regierte das Haus Wettin über seine Unterlinie „Sachsen-Coburg und Gotha“ Portugal, Belgien, Bulgarien und Großbritannien.

– eine Schwester Zar Alexanders

Also aus dem Haus Oldenburg. Hiermit wäre Napoléon gleich zwei Zielen näher gekommen:

1. die Integration (Integration … gewaltsame Zusammenführung von gegensätzlichem… ? ) des „Hauses Bonaparte“ in das am weitesten verbreitete Herrscherhaus Europas.
2. die Zerschlagung der Habsburgermonarchie. Zitat: „Nach dem Sieg über Österreich hatte Napoléon sogar schon die Zerstückelung der Habsburgermonarchie vorgesehen. Er hatte bereits ein Dekret vorbereiten lassen, dass Ungarn in die Unabhängigkeit entlassen sollte.“

– Marie-Louise

Der Versuch einer Integration über das Haus Habsburg. Auch dazu ein Zitat:

„Gedrängt von Talleyrand willigte Napoléon jedoch in Gespräche mit dem Wiener Hof ein. Talleyrand beabsichtigte ein Bündnis mit Österreich, mit dessen Hilfe er ein machtpolitisch stabiles Gleichgewicht in Europa installieren wollte. Auf diese Weise sollten weitere die Kräfte Frankreichs überfordernde Feldzüge verhindert und eine dauerhafte Friedensordnung etabliert werden.“

Durch die Ehe mit Marie-Louise von Österreich wurde ein Bündnis mit Österreich möglich. Dadurch jedoch wurde das vom Haus Oldenburg regierte Russland zur existentiellen Bedrohung für Napoléon. (Lieber Leser, bitte beachte auch die übrigen, vom Haus Oldenburg regierten Länder!) Der Russlandfeldzug wurde damit fast „alternativlos“.

235. Wie gestaltete sich der russische Außenhandel?

Ulrich:

1811 hat Zar Alexander I. einen Ukas mit dem Titel „Statut über den neutralen Handel“ erlassen, welche nichts Anderes bedeutete, als dass Russland fortan wieder Handel mit Großbritannien betrieb und somit die von Napoléon verhängte Kontinentalsperre nicht befolgte. Dieses geschah in erster Linie, weil Russlands Wirtschaft schwer unter dem Embargo litt.

Napoléon wertete dies natürlich als Affront gegen ihn und seine Pläne. So nennt Neugebauer Alexanders Bruch der Sperre als entscheidenden Grund für Napoléon, einen Feldzug gegen Russland zu beginnen, da die Großbritannienpolitik einen hohen Stellenwert für ihn besaß. Er konnte diesen Verstoß gegen den Frieden von Tilsit nicht akzeptieren und stellte in Folge die Grande Armée auf (Neugebauer, 2006, S. 192). (Quelle: Napoléon Bonaparte und der Russlandfeldzug [grin.com]

Der Wirtschaftskrieg gegen England schädigte nicht den russischen Außenhandel, der von 1806 bis 1808 um 53 zurückging und führte zur Zerrüttung der Staatsfinanzen. (Quelle: Handbuch der europäischen Geschichte (S. 636))

Der Kontinentalsperre bedeutete für Russland eine Beschränkung des Handels mit Großbritannien, was natürlich zum Nachteil von England war, aber noch ungünstiger für Russland, da 70 % des ganzen Außenhandels Russlands nach England gingen. (Der Krieg Russlands mit Napoléon [lingq.com])

236. Was war/ist das Herzogtum Oldenburg?

mimi c.:

Das Herzogtum Oldenburg war ein 1774 erhobenes Reichsfürstentum im Heiligen Römischen Reich. Es gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis. Es überdauerte das Ende des Reiches für kurze Zeit im Rheinbund, wurde aber 1811 vom Französischen Kaiserreich annektiert (Oldenburgische Franzosenzeit [de.wikipedia.org]). 1815 wurde der Staat als Großherzogtum Oldenburg wiederhergestellt durch den Wiener Kongress 1815, ein wiedererrichtetes Territorium, das zunächst dem Deutschen Bund angehörte, dann als Bundesstaat 1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich beitrat.

Herzogtum Oldenburg [de.wikipedia.org]

Und weiter:

Ein Reichsfürst (lateinisch: princeps regni bzw. imperii) war im Heiligen Römischen Reich ein Adliger, ein Fürst, der ursprünglich sein Lehen nur und unmittelbar vom König bzw. Kaiser erhalten hatte. Es bestand also eine lehnsrechtliche und staatsrechtliche Reichsunmittelbarkeit (Reichstandschaft).

Der Titel eines Reichsfürsten und die darin enthaltene Reichsunmittelbarkeit, in Verbindung mit fast unbeschränkter Landeshoheit, bildete eine gewisse rechtliche Sicherheit dagegen, dass ein anderer, mächtigerer Adliger einen Fürsten von sich abhängig machte.

Die Reichsfürsten genossen (wie auch die Reichsgrafen) viele Vorrechte und Privilegien. Dazu gehörten das Führen des fürstlichen Titels und der fürstlichen Prädikate, zeremonielle Ehrenrechte und -ämter und bestimmte Privilegien im gerichtlichen Verfahren. Als wichtigste dieser Vorrechte besaßen Reichsfürsten besondere Herrschaftsrechte.

Diese waren das Recht auf Teilnahme an der Wahl des Königs, was aber bereits 1356 wieder auf einen kleinen Kreis der Reichsfürsten, die Kurfürsten, eingeschränkt wurde, das Recht, Grafen (aber keine Reichsgrafen) und freie Herren ohne Reichsstandschaft als Vasallen zu haben, das Recht zur Einrichtung von Hofämtern sowie die Verfügung über Zoll-, Gerichts- und Münzregalien …

Ein weiterer Grund für die Vermehrung der weltlichen Reichsfürsten, ist die Aufspaltung von Adelsgeschlechtern in mehrere Seitenlinien. So bildeten sich im Lauf der Zeit je fünf pfälzische und sächsische, vier braunschweigische, drei badische sowie je zwei fränkisch-brandenburgische, pommersche, mecklenburgische, hessische und holsteinische Linien.

Reichsfürst [de.wikipedia.org]

Oldenburg heute:

Oldenburg (Land) [de.wikipedia.org]

Gänselieschen:

Das Herzogtum Oldenburg war ein 1774 erhobenes Reichsfürstentum im Heiligen Römischen Reich. Es gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis. Es überdauerte das Ende des Reiches für kurze Zeit im Rheinbund, wurde aber 1811 vom Französischen Kaiserreich annektiert. 1815 wurde der Staat als Großherzogtum Oldenburg wiederhergestellt. Als Herzogtum Oldenburg wurde nunmehr das Kernland des Großherzogtums bezeichnet im Gegensatz zu den auswärtigen Landesteilen Fürstentum Lübeck und Fürstentum Birkenfeld.

Seit dem frühen Mittelalter bestand die Grafschaft Oldenburg. Durch Ländertausch gelangte die Grafschaft im Vertrag von Zarskoje Selo am 27. August 1773 an das Oberhaupt des Hauses Schleswig-Holstein-Gottorf, den späteren Zaren Paul, der das Land vier Tage später seinem Vetter, dem Fürstbischof von Lübeck, Friedrich August abtrat, der daraufhin von Kaiser Joseph II. 1774/1777 in den Herzogsstand erhoben wurde.

Obwohl das Land dem Rheinbund beigetreten war, wurde es Anfang 1811 von Frankreich annektiert und dem neu gegründeten Departement der Wesermündungen zugeschlagen. In seiner Eigenschaft als Regent lehnte Peter Friedrich Ludwig die ihm als Ersatz angebotene kaiserliche Domäne Erfurt ab und emigrierte nach Russland, wo Zar Alexanders Schwester Katharina Pawlowna mit seinem Sohn Georg seit 30. April 1809 verheiratet war.

Herzogtum Oldenburg [de.wikipedia.org]

Oldenburg bildete zunächst eine Grafschaft, dann ein Herzogtum und danach das Großherzogtum Oldenburg.

Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von Oldenburg. 1108 wird Oldenburg (ursprünglich Ommeresburg = Ammerburg) erstmals erwähnt. Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte Siedlung, welche 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts war Oldenburg Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen Grafschaft Oldenburg, die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte.

Die Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab [!]. Ihr erster bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 als „comes in confinio Saxoniae et Frisiae“. Seit dem frühen 12. Jahrhundert hatten die Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede und des Stifts Wildeshausen inne. 1180 erhielten sie die Grafschaft als umstrittenes Reichslehen.

1774 wurde Oldenburg in den Reichsfürstenstand erhoben. Oldenburg umfaßte zu dieser Zeit die beiden im Reichsfürstenrat vertretenen Reichsgrafschaften Oldenburg und Delmenhorst mit rund 70.000 Einwohnern. Durch Ländertausch im Hause Gottorp, kam die von Statthaltern Dänemarks regierte Grafschaft Oldenburg 1773/77 an das reformierte Fürstbistum Lübeck (-Eutin), wofür Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde.

1773/74/77 wurde die Grafschaft Herzogtum. 1811 Annektierung vom französischem Kaiserreich. 1815 – 1918 Großherzogtum Oldenburg, welches durch den Wiener Kongress als Territorium wieder errichtetet wurde, Vorläufer war die Grafschaft und das spätere Herzogtum Oldenburg. Das Großherzogtum gehörte zunächst dem Deutschen Bund an, dann 1867 dem Norddeutschen Bund und trat 1871 dem Deutschen Reich bei.

Aus dem Großherzogtum wurde dann der Freistaat. Der Freistaat Oldenburg war ein republikanisch verfasstes Land des Deutschen Reiches während der Weimarer Republik, das als parlamentarische Demokratie regiert wurde. Er war der Nachfolgestaat des Großherzogtums Oldenburg, nachdem der Oldenburger Großherzog Friedrich August am 11. November 1918 im Zuge der Novemberrevolution seinen Thronverzicht erklärt hatte. Der Freistaat Oldenburg wurde 1933/1934 gleichgeschaltet und ging zum 1. November 1946 im Land Niedersachsen auf.

Freistaat Oldenburg [de.wikipedia.org]

237. Welchen Einfluss hatte das Haus Oldenburg zu dieser Zeit?

Gänselieschen:

Welchen Einfluß das Haus Oldenburg hatte, konnte ich nicht so richtig herausfinden. Aber er dürfte wohl enorm gewesen sein, wie das nachfolgende aufzeigt:

Das Haus Oldenburg ist eines der bedeutendsten Geschlechter des regierenden europäischen Hochadels. Es gründet auf einem alten norddeutschen Fürstengeschlecht, dessen Ursprünge im so genannten Osnabrücker Nordland liegen. Es wurde mit Egilmar I. 1091 erstmals sicher bezeugt. Die namensgebende Burg Aldenburg (Oldenburg) lag an der Hunte, wurde 1108 erstmals erwähnt und diente den Grafen von Oldenburg seit Mitte des 12. Jahrhunderts als Residenz.

1448 gelangte ein Oldenburger Graf durch Wahl auf den dänischen Königsthron und trat die Grafschaft an seinen jüngeren Bruder ab. Die dänische Linie, die seither bis heute ununterbrochen regiert, verzweigte sich später vielfach, regierte zugleich im Herzogtum Schleswig und in der Grafschaft Holstein, zeitweise auch in Schweden und (bis heute) in Norwegen, 1667 fiel ihr auch die Grafschaft Oldenburg – nach dem Erlöschen der jüngeren Linie – wieder zu, 1762 dann der russische Zarenthron und 1863 die Krone Griechenlands. Sämtliche Zweige bilden das Gesamthaus Oldenburg [!].

Die bis 1918 regierenden Großherzöge von Oldenburg sowie die russischen Zaren aus dem Hause Romanow[?]-Holstein-Gottorp und die schwedischen Könige bis 1818 gehören genealogisch zum Hause Schleswig-Holstein-Gottorf, ebenfalls einem Zweig der dänischen Linie des Gesamthauses Oldenburg. Die Großherzogliche Linie von Oldenburg ist die älteste überlebende Linie und stellt den Hauschef [!!!].

Die noch heute regierenden Königshäuser von Dänemark und Norwegen gehören genealogisch zum Zweig Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, desgleichen das frühere griechische Königshaus sowie die Nachkommen des (aus dem griechischen Königshaus stammenden) Gemahls der britischen Königin Elisabeth II.

Haus Oldenburg [de.wikipedia.org]

MM:

@Magnus, #54.1: Und wer gehörte und gehört alles zum Haus Oldenburg?

… und:

Gänselieschen, #57.1 (N8w., #57.2), Hauschefs unter: jüngere Linie Holstein-Gottorp
Frigga, #59 (auch B.von Storch)
Sailor, #42.1 (N8w., #42.2): Linie Romanow-Holstein-Gottorp (Anna Pawlowna)

Stammliste des Hauses Oldenburg [de.wikipedia.org]

Sehr interessant!

238. Wer war Jean Baptiste Bernadotte?

kg200:

Eine gute Zusammenfassung zu dieser Frage liefert Wikipedia:

Jean-Baptiste Bernadotte war ein französischer Revolutionsgeneral, der nach der französischen Eroberung der Österreichischen Niederlande, Hollands und des linken Rheingebietes unter Napoleon Bonaparte in der Italienarmee kämpfte. In der Kaiserzeit wurde Bernadotte einer der 14 Marschälle vom 19. Mai 1804, mit denen Napoleon seine Feldzüge führte. Er nahm u. a. an den Schlachten bei Austerlitz und Wagram teil und verfolgte erfolgreich Blücher nach Lübeck, wo er diesen gefangen nahm.

In seiner Zeit bis 1810 war er Gouverneur des Kurfürstentums Hannover, Ansbachs und der Hansestädte. Vom Kaiser erhielt er den Titel eines Fürsten von Ponte Corvo und weitere Ehrungen. Nach der Schlacht von Wagram (1809) hatte er sich mit dem Kaiser zerstritten, führte aber erfolgreich die Verteidigung Frankreichs, als die Briten in Holland landeten.

1810 wurde Jean-Baptiste Bernadotte vom kinderlosen König Karl XIII. adoptiert. Als schwedischer Thronfolger nahm Bernadotte den Namen Karl Johann an. Er konvertierte zum evangelisch-lutherischen Glauben und wurde Mitglied der Schwedischen Kirche. Weil Norwegen seit 1814 infolge des Kieler Friedens mit Schweden in einer Personalunion verbunden war, wurde er ebenfalls norwegischer Thronfolger und nach dem Tode seines Adoptivvaters auch norwegischer König.

Als in den folgenden französischen Feldzügen Schwedisch-Pommern widerrechtlich besetzt wurde und Schweden immer größeren französischen Repressalien ausgesetzt wurde, begann Karl Johann, Napoleons Gegner zu unterstützen. So riet er Zar Alexander I. zu der Rückzugstaktik, die den französischen Russlandfeldzug zur Katastrophe werden ließ.

1813 stellte Bernadotte sich mit schwedischen Truppen gegen Napoleon und wurde Oberbefehlshaber einer von drei Armeen der Koalition, der sogenannten Nordarmee, bestehend aus Preußen, Russen und Schweden. Unter ihm errang von Bülow den Erfolg bei der Schlacht bei Großbeeren und Dennewitz. Aufgrund des von ihm und Radetzky ausgearbeiteten Trachenberg-Planes kam es zur Völkerschlacht bei Leipzig. An der Schlacht selbst nahmen er und die von ihm kommandierte Nordarmee nur zögerlich teil. Im weiteren Feldzug weigerte er sich, auf französischem Boden zu kämpfen und Frankreich zu vernichten, obwohl Zar Alexander in ihm Napoleons Nachfolger sah. Stattdessen führte er einen Anschluss Norwegens an Schweden durch.

In der Folgezeit erreichte Bernadotte die schwedische Neutralität: Schweden beteiligte sich nicht an der Koalition gegen Napoleon während der Herrschaft der hundert Tage. 1818 wurde Bernadotte als Karl XIV. Johann König von Schweden und als Karl III. Johann König von Norwegen. Jean-Baptiste Bernadotte begründete in Schweden das Königshaus Bernadotte.

Karl XIV. Johann (Schweden) [de.wikipedia.org]

Das ursprünglich bürgerliche Geschlecht stammt aus der Stadt Pau im Südwesten Frankreichs im alten Königreich Navarra. Der Name Bernadotte ist dort seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar.

Die englische Wikipedia schreibt:

„King Charles John’s first known paternal ancestor was Joandou du Poey, who was a shepherd. He married Germaine de Bernadotte in 1615 in the southern French city of Pau and began using her surname. Through her the couple owned a building there called de Bernadotte.“

Bedeutet also, dass bis heute das schwedische Königshaus zumindest teilweise französischen Blutes ist. Schaut man sich den Stammbaum des Geschlechts Bernadotte an, sieht man jedoch, dass auch ein großer deutscher Einfluss vorhanden ist.

:thorian:

Zwischen Napoléon Bonaparte und Jean Baptiste Bernadotte können einige bedeutende Parallelen gezogen werden, beide:

– waren bürgerlicher Herkunft
– hatten Anwälte als Väter
– vollzogen eine steile Karriere im französischen Militär
– gehörten den Freimaurern [freimaurer-wiki.de] an
– nahmen eine entscheidende Rolle im Sturz jahrhundertealter Reiche ein
– gründeten als Kaiser resp. König neue Dynastien

Der maurerische Aspekt in seiner Ablehnung von Blutlinien-Aristokratie und Kirche, insbesondere der katholischen, äußerte sich bei Bernadotte durch eine Tätowierung „Tod den Königen“, das auf seinem Oberarm geprangt haben soll, als er während der Französischen Revolution noch die Monarchie bekämpfte.

Sein Weg vom französischen Bürgerssohn auf den schwedischen (später auch norwegischen) Thron hier kurz skizziert:

Als Advokatensohn 1763 geboren, folgt er nicht dem vom Vater vorbestimmten Weg, ebenfalls Anwalt zu werden, sondern entscheidet sich für eine Militärkarriere. Zunächst führt ihn sein Weg in die Marine, er verbringt anderthalb Jahre auf Korsika, der Insel, auf der Bonaparte geboren wurde und der zu dieser Zeit dort an einer Militärakademie lernt. Eine Begegnung beider in dieser Zeit ist nicht überliefert.

Am 7.6.1788, Bernadotte ist bereits zum Feldwebel aufgestiegen, kommt es in Grenoble zum „Tag der Dachziegel“, dem Vorboten der Revolution: Das Volk bewirft das Militär von den Dächern aus mit Dachziegeln und Steinen. Diesem Tag folgt 1789 die Französische Revolution, dieser dann der Krieg; Bernadotte kämpft hierbei mit seinen Truppen gegen die Armeen des „alten Europa“. Seine militärischen Leistungen bringen ihn weit nach oben: er wird zum Generalmajor befördert, 1797 nach Italien abberufen, wo es zur ersten bestätigten Begegnung mit Bonaparte kommt: beider Laufbahnen sind für die nächsten Jahrzehnte nur gemeinsam denkbar, Bernadotte wird als „Napoléons Haudegen“ bekannt.

Das Verhältnis von Bonaparte und Bernadotte ist einerseits von gegenseitiger Anerkennung, andererseits aber auch von Misstrauen geprägt, insbesondere seitens des sechs Jahre jüngeren Bonaparte dem Älteren gegenüber. Dass Bernadotte die von Bonaparte abgelegte Ex-Verlobte Désirée Clary ehelicht, sorgt für zusätzliche Anspannung. Bonapartes Misstrauen wird aber nicht bestätigt, Bernadotte bleibt lange loyal, selbst zu Zeiten des Napoleonischen Putsches und der Kaiserkrönung.

Im Dezember 1805 erringt Napoléons Armee in Austerlitz ihren größten Sieg über die Habsburger und Zarenarmee; die Herrschaft Bonapartes über Europa rückt näher. Zuvor muss noch die Preußische Armee besiegt werden (1806 bei Jena und Auerstädt). Nachdem die Armee der Preußen untergegangen war, besetzte Bernadotte Halle, somit der Weg nach Berlin frei wurde, anschließend verfolgte er General Blücher und dessen verbliebene 22.000 Mannen bis in die neutrale Hansestadt Lübeck, wo Blücher kapitulierte.

In Lübeck fällt den Franzosen eine kleine Streitmacht von 1.500 Schweden in die Hände, die von Bernadotte äußerst human behandelt wird und die ohne Auflagen in ihre schwedische Heimat entlassen werden. In Schweden wird über Bernadotte das Narrativ des „Wohltäters, dessen Andenken uns immer teuer sein wird“, verbreitet; eines noblen Charakters mit Anstand und Menschlichkeit – ein bewusst lanciertes Gegenmodell zur alten, als korrupt empfundenen schwedischen Aristokratie. 1809 wird der amtierende schwedische König Gustaf IV. Adolf, als paranoider Frömmler bekannt, aus dem Land gejagt, seine Nachkommen von der Thronfolge ausgeschlossen. Da der neue Monarch, Gustavs Onkel Karl XIII. (der letzte Erbe der Wasa-Dynastie), senil und zudem kinderlos ist, wird die Position des Königs erneut vakant.

Der nächste Regent bezeichnet auch nur eine Interimsphase, da er nach kurzer Zeit stirbt. Im Reichstag werden neue Kandidaten auf den Thron diskutiert, doch aus einigen schwedischen Adelshäusern eine Annäherung an Napoléon gewünscht, man beschließt, einem der französischen Marschälle die Kronprinzenschaft anzutragen. Nach einigem diplomatischen Hin und Her – natürlich fiel die Wahl auf Bernadotte, der sich durch seine humane Geste ja vorher schon in Stellung gebracht hatte – blieb nur noch das Konfessionsproblem, dass Bernadotte durch den Übertritt zum Protestantismus ausräumte.

Bevor Bernadotte die Königswürde übernimmt, begegnet er in Paris ein letztes Mal Napoléon, der vom künftigen König Schwedens die Garantie einfordert, keine Politik gegen seine, Bonapartes, Ziele zu betreiben. Hier endet Bernadottes Loyalität, da er die Souveränität Schwedens nicht beschränkt sehen will.

In Schweden wird Bernadotte als Karl XIV. Johann König von Schweden nie ganz heimisch – der schwedischen Sprache wird er nur rudimentär mächtig – wenn er auch eine kluge Politik betreibt und in Teilen das Fundament für die spätere Neutralität Schwedens legt. Wenig neutral hingegen verhielt er sich beim Krieg Napoléons 1812 gegen Russland: Schweden wird in die antifranzösische Allianz geführt und der Preis, den Bernadotte von seinen neuen Alliierten verlangt, ist Norwegen; von seinem alten Meister Bonaparte hat er sich vollständig emanzipiert.

Nach dem Sieg über die französischen Streitkräfte, an dem Bernadotte aktiv beteiligt ist, fällt er im nächsten Schritt in Dänemark ein und erzwingt dort die Abtretung Norwegens an Schweden; später wird ihm dann als Karl III. Johann König von Norwegen auch die norwegische Königswürde zuteil.

1814 zieht die Allianz aus Russland, Preußen und Österreich gen Frankreich, am ersten Teil dieses Feldzugs beteiligt sich Bernadotte aus alter Liebe zur Heimat nicht, kommt später aber doch nach. Dies ist die willkommene Gelegenheit für die Norweger, die der dänischen folgende schwedische Besatzung abzuschütteln. Bei Bernadottes Rückkehr aus Frankreich kommt es so im gleichen Jahr noch zum Schwedisch-Norwegischen Krieg, der mit der formellen Unabhängigkeit Norwegens von Schweden endet.

Das schwedische Volk nimmt Bernadotte nie von Herzen als ihren König an, ist er doch nicht von hohem Geblüt und hält man ihn immer noch für einen Katholiken aus Frankreich, der nicht einmal die schwedische Landessprache beherrscht. Seine Abneigung alkoholischen Getränken gegenüber will er zum Gesetz erheben, was ihn beim Volk noch unbeliebter macht.

Je älter er wird, desto restriktiver wird sein Verhalten, vom Geiste seiner Tätowierung „Tod den Königen“ oder der republikanischen Idee verbleibt nicht viel, lässt er doch beispielsweise einen Publizisten wegen Majestätsbeleidigung in dreijährige Festungshaft nehmen. Die daraufhin einsetzenden Proteste des Volkes will er blutig niederschlagen lassen, wird aber in diesem Ansinnen dem Gerücht nach von seiner Gattin Désirée besänftigt.

Jean Baptiste Bernadotte stirbt am 8. März 1844 in Stockholm in der Folge eines Schlaganfalls. In der Grablege der schwedischen Könige, der Riddarholmskyrka, wurde er bestattet; sein einziger Sohn wurde 1844 als Oskar I. von Schweden und Norwegen inthronisiert.

Die Dynastie der Bernadottes als schwedisches Königshaus besteht bis heute fort und verband sich über Eheschließungen nach und nach mit den alten Blutlinien, nimmt aber auch immer wieder Bürgerliche in ihre Erbfolge auf.

Den Titel „König Schwedens, der Goten und Wenden“ (Sveriges, Götes och Vendes konung – Suecorum, Gothorum et Vandalorum Rex), der seit 1973 von allen Schwedenkönigen seit Gustav I. Wasa getragen wurde, ersetzte der jetzige Monarch Carl XVI. Gustaf durch den kürzeren Titel „König von Schweden“ (Sveriges konung).

:thorian:

Meine Hauptquelle, werter N8Waechter, war der Text von Ronald D. Gerste „Das Glück des Hauses Bernadotte“ [zeit.de], den ich stark gekürzt und daher um- bzw. neuformuliert habe.

Des Weiteren sind Detailinformationen aus der deutschen Wikipedia und dem Freimaurer-Wiki eingeflossen. Die Information bezüglich der Tätowierung entnahm ich dieser Seite [phoenix.de].

Eine womöglich relevante Zusatzinformation, die mir hier [freundetriesdorf.de] gerade noch untergekommen ist:

„Für Bayern besetzte am 24. Februar der französische Marschall Jean Baptiste Bernadotte, Fürst von Ponte Corvo, das Fürstentum Ansbach. Somit geriet Bernadotte zum Totengräber des alten Brandenburg-Ansbach und gleichzeitig zum Geburtshelfer des modernen Bayern.“

239. Was war das Herzogtum Warschau?

KonradV:

„Das Herzogtum Warschau (polnisch Ksiestwo Warszawskie, französisch Duché de Varsovie) war ein 1807 von Kaiser Napoléon errichteter polnischer Rumpf- und Satellitenstaat, der bis 1815 existierte. Er bestand im Wesentlichen zunächst aus dem Teil Polens, der von Preußen bei der Zweiten und Dritten Teilung Polens annektiert worden war, und wurde 1809 um das von Österreich in der Dritten Teilung annektierte polnische Gebiet Westgalizien erweitert.“

„Napoléon schuf sich mit dem Herzogtum Warschau einen Pufferstaat zwischen seinen ehemaligen und potentiellen Kriegsgegnern Österreich und Russland und schwächte das besiegte Preußen durch die umfangreichen Gebietsabtretungen erheblich. Im Gegenzug dazu stärkte er Sachsen als potenziellen Mittelstaat gegenüber Preußen und Österreich. Vor allem aber schuf er einen Konflikt zwischen Sachsen einerseits und dessen früheren Verbündeten Russland und Preußen andererseits, der Sachsen auch gegenüber Österreich isolierte und umso mehr an Napoléon band.“

Quelle: Herzogtum_Warschau [de.wikipedia.org]

240. Was führte zum Friedensschluss zwischen Russland und dem Osmanischen Reich?

KonradV:

Der Einmarsch Napoléons nach Russland stand 1812 bevor. Um einen Zweifrontenkrieg zu vermeiden, war Zar Alexander I. zu einem Frieden gezwungen.

Quelle: Friede_von_Bukarest_(1812) [de.wikipedia.org]

„Mit der Friedensvereinbarung von 1812 erhielten die Russen Territorien im Kaukasus sowie eine Hälfte (östlich des Pruth) des Fürstentums Moldau, das spätere Bessarabien, zugesprochen.“

Quelle: Der Frieden von Bukarest [bessarabien.de]

241. Wie kam es dazu, dass Vorpommern zu dieser Zeit in schwedischer Hand war?

mimi c.:

Schwedisch-Pommern war der (westliche) Teil des Herzogtums Pommern, mit dem infolge der Teilung Pommerns nach dem Aussterben des Greifenhauses im Westfälischen Frieden 1648 der König von Schweden innerhalb des Heiligen Römischen Reichsbelehnt worden war. Schweden erhielt die pommerschen Besitzungen als ewiges Reichslehen. Deshalb regierten dort die schwedischen Könige mit Titel und Rechten der vormaligen Herzöge aus dem Greifenhaus.

Das Herzogtum (Vor-)Pommern blieb aber staatsrechtlich ein eigenständiges, deutsches Fürstentum. Der schwedische Monarch wurde zwar Landesherr. Er hatte die Landesherrschaft aber nicht als König von Schweden, sondern als deutscher Reichsfürst, als Herzog von Pommern inne. Das Territorium war kein inkorporiertes Glied im schwedischen Staatsgefüge.

Der Besitz Vorpommerns hatte für Schweden den Vorteil, sich ohne Gefährdung des Kernlandes an Kriegen auf dem Kontinent zu beteiligen, machte Pommern immer wieder zum Kriegsschauplatz und Aufmarschgebiet für Truppen.

Schwedisch-Pommern [wikiwand.com]

Mit Landkarten.

242. Wie setzte sich die Grande Armée zusammen?

Thomas aus Leipzig:

Hierzu die Ordre de Bataille [PDF | n8waechter.net]. Auf der Internetseite napoleon-online.de gibt es auch noch eine Verlustliste [napoleon-online.de] der Offiziere.

Ulrich:

Ein weiterer zentraler Punkt bei der Ursachenforschung für das Scheitern der Grande Armée ist die Zusammensetzung der Streitkräfte. Napoléon hatte das ehrgeizige Ziel „die größte Armee, die die Welt je gesehen hatte“ ins Felde zu führen. Tatsächlich kann man von einer Vielvölkerarmee sprechen, in der fast alle Nationen Europas vorzufinden waren.

Über die wirkliche Größe der Armee gehen die Darstellungen jedoch teilweise etwas auseinander. Friedrich Wencker-Wildberg behauptet in seinen „Memoiren Napoleons“, dass in drei Armeen mehr als eine halbe Million Soldaten aufmarschiert waren. Carl von Clausewitz, der auf russischer Seite gegen die Grande Armée kämpfte, berichtet von 470.000 Mann. Eckart Kleßmann kommt nach genauer Berechnung auf 556.000 Mann unter französischer Fahne. Wohingegen Friedrich Steger schwankende Angaben zwischen mindestens 325.900 Soldaten und höchstens 680.500 Soldaten aufführt.

Diese beeindruckenden Zahlen vermitteln bereits ein Bild davon, wie schwierig es war, einen Feldzug dieser Größenordnung zu organisieren und durchzuplanen (siehe hierzu Kapitel 3.3). Neben der ungeheuren Größe barg die multi- bzw. internationale Zusammensetzung der Streitkräfte Konfliktpotential von Beginn des Feldzugs an. Napoléon musste sich die Frage stellen, ob seine Verbündeten wirklich loyal waren bzw. die nötige Motivation für einen Kriegszug dieses Ausmaßes mitbrachten. Er rekrutierte für seinen Russlandfeldzug Soldaten in ganz Europa, was bedeutete, dass nicht nur Verbündete, sondern auch erst kurz zuvor unterworfene Nationen Truppenkontingente zu stellen hatten.

Betrachtet man die Zusammensetzung genau, zeigt sich, dass die Polen mit etwa 95.000 Mann das größte nichtfranzösische Kontingent stellten. Sie waren wichtige Verbündete, da viele schon seit Ende des 18. Jahrhunderts an französischer Seite gekämpft hatten und deshalb eine hohe Motivation sowie Begeisterung aufwiesen. Andere Darstellungen sprechen jedoch lediglich von 70.000 polnischen Soldaten.

Die zweitgrößten Hilfstruppen stellten Italiener mit 45.000 Mann (bzw. 40.000), welche größtenteils als sehr diszipliniert und gut organisiert galten. Des Weiteren nahmen viele deutsche Truppen am Feldzug teil. Bayern stellte 24.000 Mann (Kleßmann spricht von 30.000), Sachsen 20.000 und Westfalen 17.000, mit denen es laut übereinstimmenden Berichten wenige Probleme gab, da sie mit „Ehrgefühl“ und Loyalität kämpften.

Gesonderter Erwähnung bedürfen die Truppen aus Preußen und Österreich. Erstere stellten aus vertraglicher Pflicht ein 20.000 Mann umfassendes Hilfskorps, während Österreich sogar 35.000 Mann nach Russland schickte. Diese Truppen spielten jedoch eine eher untergeordnete Rolle, da sie noch in den Vorjahren gegen ihre jetzigen Verbündeten gekämpft hatten und folglich bei ihnen keine wirkliche Begeisterung aufkam. Sie verhielten sich entsprechend ihrer Herrscher, die sich in geheimen Briefen sogar beim Zaren für die Teilnahme am Krieg gegen ihn entschuldigten.

Ebenso gab es Unstimmigkeiten innerhalb der deutschen Truppen. Zum Beispiel war das Verhältnis zwischen den Rheinbundstaaten und Preußen noch schlechter, als das zu den Franzosen im Allgemeinen. Zusätzlich gab es noch eine Vielzahl von kleineren Verbänden aus Ländern wie der Schweiz, Spanien, Portugal und Kroatien, die sich im Laufe des Feldzugs jedoch als vorzügliche Verbündete erweisen sollten.

Napoleons Grande Armee in Russland 1812. Anfang vom Ende Napoleons [hausarbeiten.de]

243. Welche Folgen hatte die Zusammensetzung der Grande Armée?

Ulrich:

Das Hauptproblem bei einer Betrachtung der napoléonischen Kriege ist und bleibt jedoch der Patriotismus. Durch die ungeheure Dynamik der neuen Ideologie konnte er eine Opferbereitschaft von seinen Untertanen verlangen, von der ein absolutistischer König wie Ludwig XIV. noch nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

Mit der Entdeckung des Patrioten hatten Söldner eigentlich ihre Existenzberechtigung verloren. Unter Napoléon wurde dann wieder auf ältere Methoden zurückgegriffen und der Krieg musste wieder den Krieg ernähren. Dass die Soldaten dabei immer mehr ihrer uralten Lust des Plünderns frönten, wurde billigend in Kauf genommen, und zwar in einem Ausmaß wie es in den absolutistischen Heeren undenkbar gewesen wäre.

Ein General schrieb 1796 an Napoléon, die Truppen seien schlimmer als Vandalen und er schäme sich, solches Raubgesindel zu befehligen. „Wenn die Offiziere sich gegen die Mannschaften erheben, werden sie bedroht, ja es wird auf sie geschossen.“ Allerdings plünderten auch hohe Offiziere.

Napoléon förderte die Söldnermentalität seiner Truppen. Die Soldaten dienten nicht mehr der Verfassung oder der Republik, sondern dem von ihnen verherrlichten Feldherrn. Dafür durften sie plündern, wie in alten Zeiten, und erhielten das Gefühl, etwas besonderes zu sein. Aber unter Napoléon versöldnerten nicht nur die französischen Truppen, auch der gute alte von der Revolution so geschmähte Soldatenhandel erlebte eine Blüte bisher unbekannten Ausmaßes. Napoléons Bundesgenossen mussten Soldaten liefern.

Wie in den alten Fremdenregimentern der Monarchie, gab es auch in den neuen Fremdenlegionen Napoléons einen fundamentalen Unterschied zwischen Mannschaften und Offizieren. Ein Offizier erhielt akzeptablen Sold, hatte oft sogar Pensionsansprüche, wurde in Gefangenschaft normalerweise anständig behandelt, konnte sogar hier und da seinen Abschied nehmen und war vor allem ein Herr. Soldaten dagegen durften zwar nicht mehr geschlagen werden, ansonsten hatte sich aber an ihrer sklavenähnlichen Situation wenig geändert. Wenn man sich also mit Aussagen zu den napoléonischen Fremdenlegionen beschäftigt, muss man immer ganz konkret unterscheiden, ob es sich um Offiziere oder Mannschaften handelt.

Napoléon verachtete die Fremdenregimenter und Legionen normalerweise. Sie galten als unzuverlässig und mussten meistens die schlechtesten Aufgaben übernehmen. Sie wurden bevorzugt dort eingesetzt, wo ungesundes Klima herrschte, wie auf Haiti oder Neapel oder wo gegen Partisanen gekämpft wurde. Für Napoléon waren die Fremden nichts als Kanonenfutter, auf deren Kosten er seine französischen Truppen schonen konnte. Zu Metternich soll er einmal gesagt haben:

„Die Franzosen können sich über mich nicht beschweren, um sie zu schonen, habe ich die Deutschen und die Polen geopfert. Während des Moskaufeldzuges habe ich 300.000 Mann verloren, und darunter waren nicht mehr als 30.000 Franzosen.“

Quelle: Napoleons Söldner: Bunte Uniformen und bittere Fakten [kriegsreisende.de]

Thomas aus Leipzig:

Eine Ergänzung zum Beitrag von Ulrich.

Die Masse der Truppen stellten nicht-französische Regimenter. Mit dem Untergang der Großen Armee waren diese Regimenter bis auf die Reserve im Depot zusammengeschmolzen. Es gab nur in der Republik eine allgemeine Wehrpflicht. Bei allen anderen Ländern waren es „Berufsarmeen“.

Eine entscheidende Ausnahme bildete die Kavallerie. Hierfür war kein ausreichender Ersatz möglich. Die „Erziehung“ eines Pferdes dauerte deutlich länger. Und so konnte Napoléon nur „halbtaugliche“ Regimenter im Frühjahr 1813 ins Feld schicken.

Im Frühjahr 1813 kamen auch etliche Regimenter, die bisher in Spanien im Einsatz waren, in Deutschland zum Einsatz. Man konnte die an den braunen Mänteln erkennen, die ehemals Mönchskutten waren.

Ordre de Battaile 1813 [PDF | n8waechter.net]

244. Weshalb wartete Napoléon in Moskau auf Verhandlungen?

Ulrich:

Vergeblich wartet Napoléon darauf, dass ihm eine Delegation Moskauer Bürger die Stadtschlüssel überbringt. Er quartiert sich im Kreml ein – in der sicheren Annahme, dass Alexander nun um Frieden bitten wird. Doch nichts geschieht.

Am 15. September brechen in der Stadt Brände aus. Moskaus Militärgouverneur Fjodor Wassiljewitsch Rostoptschin hat sie legen lassen, er will auf diese Weise die Strategie der „verbrannten Erde“ fortsetzen. Ein starker Wind facht die Flammen an. Drei Tage wütet das Feuer; am Ende sind zwei Drittel der Stadt zerstört. In den Ruinen richten sich die französischen Soldaten ein, immer auf der Jagd nach etwas Essbarem und nach Kriegsbeute.

Während sich die Disziplin der Truppe lockert, harrt Napoléon unschlüssig im Kreml aus. Immer noch hofft er auf ein Friedensangebot, doch der Zar denkt gar nicht daran. „Napoléon oder ich, ich oder er“, teilt er einem Abgesandten Kutusows mit, „beide können wir nicht zu gleicher Zeit herrschen.“

Will Napoléon den Winter über nicht in Moskau festsitzen, dann bleibt ihm nur der Rückzug.

Quelle: Der Tod der Grande Armée [zeit.de]

245. Welche Auswirkungen hatte der Russlandfeldzug auf die Bündnispolitik Frankreichs?

mimi c.:

Nach der Niederlage der Grande Armée in Russland begannen die Befreiungskriege, die Napoléons Herrschaft über Europa ein Ende setzten. Anfang 1813 kündigte Preußen als erstes deutsches Land die Allianz mit Frankreich auf und verbündete sich mit Russland und Schweden. Im Sommer trat Österreich diesem Bündnis bei; und so konnte Napoléons Armee vom 16. bis 19. Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig die entscheidende Niederlage beigebracht werden. Danach wechselten auch die letzten deutschen Verbündeten Napoléons die Seiten. Nach dem Einmarsch der Alliierten in Frankreich sah er sich im März 1814 gezwungen, abzudanken und auf die Insel Elba ins Exil zu gehen. Nach seiner Rückkehr und der Herrschaft der 100 Tage wurde er in der Schlacht von Waterloo 1815 endgültig besiegt.

Unterdessen hatten sich die Sieger auf dem Wiener Kongress bereits an die Neuordnung Europas gemacht, die Russland, Österreich und Preußen durch die Gründung der Heiligen Allianz zu garantieren gedachten. In Frankreich, das die Grenzen von 1792 erhielt, kehrten mit Ludwig XVIII. die Bourbonen auf den Thron zurück. Russland und Preußen teilten sich das polnische Herzogtum Warschau. Preußen erhielt zudem Gebiete im Westen Deutschlands (Groß-Herzogtum Berg) u.a. , die es später zur Rheinprovinz zusammenfasste. Litauen und andere früher polnische Gebiete blieben russisch, ebenso Finnland. Für dessen Verlust wurde Schweden mit der Angliederung Norwegens entschädigt. In Kongresspolen wurde unter russischer Herrschaft zunächst eine liberale Verfassung eingeführt. Der polnisch-russische Gegensatz verschärfte sich jedoch weiter und führte 1830 zu einem Aufstand, den Russland niederschlug. Die Verfassung wurde aufgehoben und Polen zur russischen Provinz erklärt.

Russlandfeldzug 1812 [de.wikipedia.org]

Koalitionskriege [wikiwand.com]

Sommerfeldzug von 1815 [wikiwand.com]

246. Welche Familie stand hinter dem Herzogtum Mecklenburg-Schwerin?

mimi c.:

Die Obodriten (auch Haus Mecklenburg), in der wissenschaftlichen Forschung vornehmlich als Niklotiden bezeichnet, sind die aus dem gleichnamigen Stammesverband hervorgegangene Dynastie, die insgesamt 787 Jahre – von 1131 bis 1918 – beinahe ununterbrochen über Mecklenburg herrschten.

Sie gehörten mit dem Greifen-Geschlecht (der Dynastie der Herzöge von Pommern) und den Schlesischen Piasten zu den wenigen Fürsten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, die von slawischen Fürsten abstammten. Seit 1806 souverän, wurden sie 1815 in zwei Linien (Schwerin und Strelitz) zu Großherzögen erhoben und als solche 1871 zu regierenden Bundesfürsten des Deutschen Reichs, bis zur Novemberrevolution von 1918.

Obodriten (Adelsgeschlecht) [de.wikipedia.org]

Und weiter:

Mecklenburg-Schwerin [de.wikipedia.org]

Seit 1167 in deutschrechtlichem Lehnsverband [!] – zunächst unter den Sachsen – wurde Mecklenburg 1348 reichsunmittelbares Territorium und das Fürstengeschlecht als Herzöge zu Mecklenburg tituliert. Trotz mehrerer Herrschaftsteilungen blieb Mecklenburg bis zum Ende der Monarchie ein Gesamtstaat.

1234 kam es zum ersten Bruch und das Fürstentum wurde in der Ersten Mecklenburgischen Hauptlandesteilung aufgeteilt. So entstanden die Teilfürstentümer (Herrschaften) Werle, Parchim-Richenberg, Rostock und Mecklenburg. In der Neuzeit geteilt in zwei (Teil-)Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin (I) und Mecklenburg-Stargard (1348–1471), Mecklenburg-Schwerin (II) und Mecklenburg-Güstrow (1555–1695), mit dem Hamburger Vergleich (1701) in Mecklenburg-Schwerin (III) und Mecklenburg-Strelitz. Die Dynastie wurde jedoch weiterhin stets zur Gesamten Hand belehnt [!] und die Regenten beider Landesteile führten stets identische Titel, was zu diplomatischen Verwirrungen führte.

Durch den Wiener Kongress 1815 erfuhren beide regierenden Herzöge eine Rangangleichung mit dem Titel Großherzog von Mecklenburg und der persönlichen Anrede Königliche Hoheit. Beide Landesteile wurden fortan als Großherzogtümer bezeichnet. Neben beiden Regenten, beiden Thronfolgern und den jeweils zugehörigen Ehefrauen, führten alle anderen Mitglieder der Fürstenfamilie weiterhin den Titel von Herzögen (Herzoginnen) zu Mecklenburg, abweichend von der allgemeinen Üblichkeit, auch die Prinzen und Prinzessinnen. Die mecklenburgischen Regenten titulierten als Herzog zu (ab 1815: Großherzog von) Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herr.

Am Ende der Monarchie zählte das Haus Mecklenburg zu den ältesten regierenden Fürstengeschlechtern in Deutschland. In der Weimarer Republik wurde der frühere Fürstentitel in den bürgerlichen Familiennamen Herzog zu Mecklenburg umgewandelt.

Liste der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge [de.wikipedia.org]

247. Warum zogen die Russen so weit gen Westen?

mimi c.:

Um den Rückzug von Napoléon zu erschweren.

Der Untergang Napoléons [militaer-wissen.de]

kph:

Ergänzung:

Napoléons Versuch den Krieg zu wenden:

Am 8. Dezember 1812 entschied sich Napoléon in Smorgon, seiner Truppe vorauszueilen und eine neue Armee in Frankreich aufzubauen und diese mit seiner jetzigen in Mitteleuropa zu vereinigen. Wieder in Frankreich angekommen, baute Napoléon mit französischen Wehrpflichtigen, Polen und Deutschen eine neue Armee auf, um gegen Russland und die nun mit ihm wieder verbündeten Preußen, Österreicher und Schweden ins Feld zu ziehen. Der Beginn des neuen Feldzuges lies neue Hoffnung in Napoléon aufkommen, den Krieg doch noch zu seinen Gunsten entscheiden zu können.

Die Besetzung Frankreichs:

Im Dezember 1813 einigten sich die Herrscher Preußens, Österreichs und Russland auf die Besetzung von Frankreich und die völlige Niederwerfung von Napoléon. In der Zwischenzeit gelang es Napoléon erneut eine neue Armee aufzubauen. Doch aufgrund der nun weit verbreiteten Zweifel der Bevölkerung an dem Krieg, kamen nur noch rund 100.000 Wehrpflichtige zusammen.

Napoléon gelang es zwar noch, den einen oder anderen Sieg zu verbuchen, doch gegen die nun einmarschierende Armee der Koalition hatte er nichts mehr entgegenzusetzen. Im März 1814 wurde Paris besetzt und Napoléon wurde zum Abdanken gezwungen.

Der Untergang Napoleons [militaer-wissen.de]

Hier sollte auch der wichtige Kommentar von Erenion [n8waechter.net] mit erwähnt werden:

„Möglicherweise spielte auch eine Rolle, daß man Napoléon unbedingt aus der Position des „weströmischen“ Kaisers raus haben wollte. Das war, besonders für Russland, ein zentrales Anliegen. Denn dieses versteht sich ja als „das dritte Rom“ und rechtmäßiger Nachfolger von Byzanz. Dafür musste er ein für alle mal geschlagen werden.

Lieber Leser, bitte erinnere Dich:

Der Kaiser ist nicht nur weltlicher Herrscher, sondern auch Hohepriester und als solcher der Schutzherr des Bischofs von Rom. Diesen Anspruch durfte Napoléon auf keinen Fall mehr erheben können. Daher ergab es auch Sinn, ihn, bei seiner Verbannung auf die Insel Elba, zum Fürsten machen. Denn mit der Annahme dieses Titels gab er zu, kein Kaiser mehr zu sein.“

248. Warum zog Napoléon in Richtung des Königreichs Sachsen?

Ulrich:

Napoléon, der nach seinem erfolglosen Russlandfeldzug zahlreiche neue französische Streitkräfte in Sachsen stationierte, wählte damit das Territorium Sachsens als eigene Operationsbasis und Hauptkriegsschauplatz der kommenden Befreiungskriege auf deutschem Boden gegen russische, österreichische und preußische Truppen. Der Neuaufbau der sächsischen Armee und die Versorgung der französischen Truppen bedeuteten eine immense finanzielle Belastung für Sachsen.

(Hintergrund: Frankreich war aber bemüht, die Allianz Sachsens mit Preußen zu beenden und die Rolle als sächsische Schutzmacht von Preußen zu übernehmen)

Die Schlacht bei Bautzen, die Schlacht bei Dresden und die Völkerschlacht bei Leipzig waren die militärischen Höhepunkte der Kämpfe um Sachsen und um Deutschland.

Quelle: Königreich Sachsen [de.wikipedia.org]

249. Welchen Hintergrund hatte der Plan, Europa in den Grenzen von 1805 wiederherzustellen?

mimi c.:

Hier Zeitreihenlandkarten. Sehr anschaulich! Was für ein Flickenteppich in Teilen von Europa.

http://cliomaps.de/karten-dtl

Damit ist die Frage aber noch nicht beantwortet.

Sailor:

Der Flickenteppich ist vermutlich aus diesen Gründen in dieser Form entstanden:

Mecklenburg: Tauschobjekt der Besatzungsmacht [deacademic.com], Auszug:

„Nach dem Sieg von Napoléon gerieten beide mecklenburgische Landesteile, trotz vorangegangener Neutralitätspolitik, 1806 unter die Räder der Geschichte. Der regierende Herzog von Mecklenburg-Schwerin wurde abgesetzt und musste zeitweilig auf dänisches Gebiet fliehen, der Strelitzer konnte zwar durch verschiedene Fürsprecher im Lande bleiben, verlor aber seine politischen Einflussmöglichkeiten fast vollständig.

Mecklenburg erlebte bedrückende Jahre unter dem Joch französischer Besatzer. 1808 traten beide mecklenburgischen (Teil-)Herzogtümer dem Rheinbund bei. In der Folgezeit wurde Mecklenburg von Napoléon mehrfach als Tausch- oder Kompensationsobjekt für andere Territorien angeboten. Jedoch zerschlugen sich diese Pläne. Auch das mecklenburgische Volk beteiligte sich voller Begeisterung an den Befreiungskriegen von 1813/15 gegen die napoléonischen Besatzer, die mecklenburgischen Herzöge konnten sich noch ein weiteres Jahrhundert auf ihren Thronen halten und in Mecklenburg blieb alles beim Alten.“

Thomas aus Leipzig:

Da fällt mir nur ein, daß 1805 noch das Deutsche Kaiserreich bestand.

1806 [de.wikipedia.org]

sherina:

Meiner Ansicht nach ist dies eine wichtige Frage. Darum bin ich dieser heute Abend nochmals intensiv nachgegangen und habe in Geld und Glauben Teil 2 nach dem Kulmer Land gesucht und mich weit in die Kommentare dazu vertieft.

Preußen in 1805 und 1806 hat sich maßgeblich verändert. Hierzu die Karte:

Bilddatei

(Wenn ihr den Netzverweis nutzt, dann könnt ihr in den Jahren hin- und herspringen und es euch anschauen.)

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber Frankreich hatte das Kulmer Land noch besetzt. 1805 gehörte es zu Preußen. Also musste Preußen von Frankreichs Besetzung befreit werden. Einer der Gründe – wenn nicht sogar der Wichtigste -, warum die Grenzen von 1805 wieder hergestellt wurden.

Hier mein Kommentar zum Kulmer Land (Sherina – Kommentar 39 aus Geld und Glauben Teil 2):

70. Warum wurde dem Deutschritterorden ausgerechnet das Kulmer Land zugesprochen? [!]

Der Deutsche Orden, auch Deutschherrenorden oder Deutschritterorden genannt, ist eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft. Ein um 1225 erfolgtes Ersuchen des Herzogs Konrad von Masowien an den Deutschen Orden um Hilfe im Kampf gegen die heidnischen Prußen bot Hermann von Salza neue Perspektiven. Konrad bot dem Orden das Kulmer Land als Ausgleich für militärische Hilfeleistung an.

Bereits 1226 garantierte der durch Hochmeister Salza im Sinne des Ordens beeinflusste Kaiser Friedrich II. dem Ritterorden in der Goldenen Bulle von Rimini die absolute Landeshoheit über das zu erobernde Land der Prußen. Diese staatsrechtlich umstrittene Verbriefung bildete eine wesentliche Grundlage des späteren Ordensstaates.

In ihrem Buch „Die Prussen“ erzählen Gisela Graichen und Matthias Gretzschel die Geschichte eines Volkes, das lange Zeit erfolgreich darum kämpfte, seine eigene Identität und Selbstbestimmtheit zu wahren. Doch diese heidnische Enklave konnte im christlichen Europa nicht bestehen. Jahrhundertelang verteidigte das baltische Volk der Prussen mutig sein Land, seine Sprache und seine Götter, bis es im späten 13. Jahrhundert schließlich vor der Übermacht des Deutschen Ordens kapitulieren musste. Die Sieger eigneten sich den Namen der Besiegten an, der später in die Weltgeschichte einging: Preußen.

Der Chronist Peter von Dusburg beschrieb die prußische Religion als Naturreligion:

„Weil sie also Gott nicht kannten, deshalb verehrten sie in ihrem Irrtum jegliche Kreatur als göttlich, nämlich Sonne, Mond und Sterne, Donner, Vögel auch vierfüßige Tiere, ja sogar die Kröte. Sie hatten auch Wälder, Felder und Gewässer, die sie so heilig hielten, dass in ihnen weder Holz zu hauen noch Äcker zu bestellen oder zu fischen wagten.“

Die Prußen glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod. Nach den Quellen schien der Tote in eine anderen Welt überzugehen und dort in derselben Aufmachung weiterzuleben wie im Diesseits.

Mit der Goldbulle von Rimini, üblicher Goldenen Bulle von Rimini, von 1226 oder 1235 verlieh der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. dem Deutschen Orden die Herrschaft über das Kulmer Land östlich der unteren Weichsel, zwischen dem Gebiet des Herzogs von Masovien und dem Gebiet der Prußen. Der Kaiser beauftragt darin den Orden mit dem Kampf gegen diesen heidnischen Volksstamm und sicherte ihm die absolute Landeshoheit über dessen noch zu eroberndes Gebiet zu. Dies zeigt sich in der peniblen Regelung der Regalien, der königlichen Herrschaftsrechte. Die Bulle erklärt, das gesamte Land sei Teil des römisch-deutschen Reiches.

Mein Erkenntnis aus dem kleinen Studium des Kulmer Landes und der Prußen:

Sie standen der katholischen Religion mit ihrer Naturreligion im Weg. Sie besaßen ihre Hoheitsrechte, Freiheit und Souveränität als reine Ethnie und wollten diese auch behalten. Sie widerstanden viele Jahrzehnte der Christianisierung, Taufe und ihrer Auslöschung als Volk. Der Deutschritterorden erhielt das Kulmer Land als Beuteland für seine militärische Unterstützung zur Unterwerfung der Prußen für die katholische Kirche.

Bilddatei

Das Gebiet des einstigen Ordensstaates wird zur Wiege des preußischen Staates, der in der späteren europäischen Geschichte eine bedeutende Rolle spielen wird.

Der Deutschritterorden – Die Wiege Preußens [dreizackreisen.de]

Anmerkung: Es gibt bestimmt noch viel mehr zu dieser Frage zu finden, aber für heute reicht es. Ich bin platt nach stundenlangem Lesen und Recherchieren.

250. Was wurde im Kieler Frieden von 1814 vereinbart?

LF:

Im Norden fand der Krieg gegen die Dänen mit dem Kieler Friede am 14. Januar 1814 ein Ende. Geschlossen wurde er zwischen Dänemark, Schweden und England.

Friedrich VI. von Dänemark musste Norwegen an Schweden abtreten. Er erhielt dafür Schwedisch-Vorpommern und Stralsund mit der Insel Rügen, tauschte diese Gebiete aber im Juni 1815 mit Preußen gegen das Herzogtum Lauenburg und eine Summe von zwei Millionen Talern. Gleichzeitig beendete Dänemark mit England den Krieg. England erhielt Helgoland. Dänemark wurde außerdem gezwungen, mit 10 000 Mann der antinapoleonischen Koalition beizutreten. Die Norweger nutzten die Gelegenheit, um sich eine eigene moderne Verfassung zu geben. Auch wenn ihnen der Sprung in die Unabhängigkeit nicht gelang, musste der schwedische König als künftiger Souverän von Norwegen doch die neue Verfassung akzeptieren.

Das Kräfteverhältnis in Nordeuropa veränderte sich nachhaltig durch den Friedenschluss von 1814. Dänemark wurde „endgültig zu einer unbedeutenden Mittelmacht im Ostseeraum herabgestuft“ (Schlürmann). Die territoriale Neuordnung hatte fast 100 Jahre Bestand. Helgoland blieb bis 1890 englisch und Norwegen bis 1905 mit der schwedischen Monarchie verbunden.

14. Januar 1814 – Kieler Frieden [kiel.de]

251. Welchen Hintergrund hatte die Rückversetzung Frankreichs auf den Stand von 1792?

mimi c.:

Das faktische Ende des Königtums war der 10. August 1792, als Ludwig XVI. sich und seine Familie unter den Schutz der Gesetzgebenden Nationalversammlung stellte. Ausgerufen wurde die Erste Französische Republik (Première République française) während der Französischen Revolution am 22. September 1792.

Wiederhergestellt wurden also republikanische und somit protodemokratische Verhältnisse.

Erenion:

Noch eine Ergänzung dazu:

Der Stichtag für die Rückversetzung Frankreichs war der 1. Januar 1792. Das wurde im Ersten Pariser Frieden [de.wikipedia.org] festgelegt. Es war also eine Rückkehr zu den Verhältnissen vor dem Ende der Monarchie.

252. Weshalb wurde Napoléon Elba als Fürstentum vermacht?

LF:

Nach dem verheerenden Russland-Feldzug im Jahre 1812 und der Schlacht bei Leipzig 1813, die mit dem Rückzug Napoléons endete, war der Kaiser am Ende. Napoléon wurde vom französischen Senat abgesetzt. Im Vertrag von Fontainebleau (11. April 1814) zwischen Napoléon auf der einen Seite und Österreich, Russland und Preußen auf der anderen Seite, wurde Napoléons Abdankung besiegelt. Als Gegenzug erhielt er die Insel Elba als souveränes Fürstentum auf Lebzeiten, sowie jährlich 2 Millionen Francs aus der französischen Staatskasse als Unterhalt (dieses Geld wurde zwar nie ausgezahlt). Zudem durfte er 1000 selbst ausgewählte französische Soldaten als Garde mitnehmen und er erhielt ein Kriegsschiff zugesprochen, das ihn nach Elba brachte.

Gänselieschen:

Napoléon wurde Elba übertragen, um ihm die Abdankung zu versüßen.

Der Vertrag von Fontainebleau wurde am 11. April 1814 zwischen Napoléon Bonaparte auf der einen Seite und Österreich, Russland und Preußen auf der anderen Seite geschlossen. Das Abkommen regelte die Einzelheiten der Abdankung Napoléons, die noch am gleichen Tag erfolgte. Großbritannien unterzeichnete nur die Teile des Vertrages, die sich auf das zukünftige Schicksal Napoléons und seiner Familie bezogen, weil es Napoléon nie als Kaiser anerkannt hatte. Der Vertrag erhielt seinen Namen nach dem Ort der Unterzeichnung, dem Schloss Fontainebleau südlich von Paris.

Vertrag von Fontainebleau (1814) [de.wikipedia.org]

Die Insel Elba war im Zusammenhang mit den Revolutionskriegen vorübergehend von Großbritannien besetzt und wurde 1802 im Frieden von Amiens Frankreich zugesprochen. Im Vertrag von Fontainebleau vom 11. April 1814 wurde die Insel als souveränes Fürstentum Napoléon übertragen, der am selben Tag als Kaiser der Franzosen abdankte.

Elba [de.wikipedia.org]

MM:

Im Vertrag von Fontainebleau, ausverhandelt am 11. April 1814 mit Österreich, Russland und Preußen, verzichtete er auf die Throne Frankreichs und Italiens und erhielt im Gegenzug die Insel Elba auf Lebenszeit als souveränes Fürstentum zugesprochen, dazu noch den Kaisertitel und eine jährliche Apanage aus der französischen Staatskasse.

Großbritannien ratifizierte den Vertrag nicht, sondern nahm ihn bloß zur Kenntnis. Man wollte keine Mitverantwortung für den offensichtlich törichten Einfall übernehmen, als Exil einen derart nahe an Frankreich und Italien liegenden Ort zu wählen, anstatt Napoléon so weit weg zu schaffen, dass er auf Europa keinen Einfluss mehr nehmen konnte. Den Ausschlag gab trotz aller Einwände der russische Zar Alexander, der von seinem im Zuge der Verhandlungen gegebenen Wort, Napoléon als Entgegenkommen für dessen Abdankung die Insel Elba zu überlassen, aus Eitelkeit und wohl auch Bewunderung nicht mehr abrücken wollte. Schließlich überwog auf Seiten der Alliierten das Interesse, die Verhandlungen nicht scheitern zu lassen, und mangels besserer Alternativen fügte man sich.

In seinem Schreiben an Metternich, verfasst am 12. April 1814, noch auf dem Weg nach Paris in Troyes und als Antwort auf den Bericht seines Staatskanzlers vom Vortag, konstatiert Kaiser Franz, dass es richtig gewesen sei, das Abkommen rasch und ohne auf sein Eintreffen zu warten abzuschließen, um Napoléon aus Frankreich und „wollt Gott weit weg zu bringen“.

Die als Ziel der Reise auserkorene Insel Elba war ihm dabei jedoch „nicht recht“: Nicht nur, dass Napoléon damit „zu nahe an Frankreich und Europa“ bleibe, disponiere man mit der Insel überdies über Territorium, das den Habsburgern – gemeint ist damit die damals wieder errichtete Linie in der Toskana – zustehe, die dadurch geschädigt würden. Es sei sicher zu stellen, „dass Elba, wenn die Sache nicht verhindert werden kann, nach Napoleons Todt zu Toskana komme“.

Eignung der Insel Elba als Exil für Napoleon [oesta.gv.at]

253. Wer waren die “Bourbonen“?

Erenion:

Eine Nebenlinie des Hauses der Kapetinger [de.wikipedia.org]

Das Haus geht auf Hugo Capet zurück, welcher 987 König von Frankreich wurde. Hier sind, meiner bescheidenen Meinung nach, zwei Dinge interessant:

„Der heute für König Hugo charakteristische Beiname „Capet“ war weder zeitgenössisch, noch wurde er zuerst für seine Person verwendet.“

„Der Name Capet etablierte sich im umgangssprachlichen Gebrauch spätestens ab dem 13. Jahrhundert in Frankreich als Dynastiename für die königliche Familie, welche aber sich selbst in ihrem eigenen Selbstverständnis als Maison de France (Haus von Frankreich) bezeichnete. In dem ersten Werk zu der im 13. Jahrhundert einsetzenden offiziellen französischen Historiographie, dem Roman aux rois des Primat von Saint-Denis, wurde erstmals eine dynastische Periodisierung der Geschichte der Franken in die drei Königsgeschlechter (Merowinger, Karolinger, Kapetinger) vorgenommen.“

Nach der Abschaffung der Monarchie in Frankreich wurde aus König Ludwig XVI. der Bürger Capet. War die Tatsache, dass der Beiname „Capet“ zweifelhaften Ursprungs war, 1792 nicht mehr bekannt? Oder wusste man es und verhöhnte den abgesetzten König damit zusätzlich?

Eine weitere Nebenlinie des Hauses der Kapetinger war das Haus Valois. Diese herrschte von 1328 bis 1589. Mit Heinrich IV. kam schließlich eine weitere Nebenlinie dieses Hauses an die Macht: Das Haus Bourbon [de.wikipedia.org].

Nach der Restauration der Bourbonen-Monarchie waren noch Ludwig XVIII. und Karl X. als Angehörige der Hauptlinie des Hauses Bourbon Könige von Frankreich und Navarra. Danach wurde 1830 Louis-Philippe, als angehöriger der Seitenlinie Bourbon-Orléans, König der Franzosen („Bürgerkönig“).

Heute herrschen noch das Haus Bourbon-Anjou in Spanien und das Haus Bourbon-Parma in Luxemburg. Außerdem sind die Prätendenten für die Throne von Frankreich, Portugal, Brasilien, beider Sizilien und Parma Angehörige des Hauses Bourbon.

:thorian:

Der Name „Capet“ bezog sich ursprünglich auf Hugos Vater, der als „Hugo der Große“ (Hugues le Grand, * um 895; † 16. Juni 956 auf der Burg Dourdan, ab 936 Herzog der Franken bzw. Herzog von Franzien (dux Francorum)) in die Geschichte einging. Bei einer Cappa (Cape/Capet) handelt es sich um ein dem Klerus vorbehaltenes feines Gewand, von einer Verhöhnung kann also keine Rede sein. Der Beiname „Capet“ war ein Hinweis auf die Laienabtswürde, die Hugo der Große und sein Sohn innehatten und deren Ausübung sie ebenjenen Mantel tragen ließ.

Bedeutung des Wortes „Cappa“ (lat. Capa) aus alten Lexika:

Meyers Lexikon: „… weites, mittelalterliches Gewand mit Kragen und Kapuze, das als Reisekleid diente; dann insbesondere das mantelartige Kleid der Ordensgeistlichen, mit weiten Ärmeln und gewöhnlich mit einer Kapuze (Kutte), bei den Chorherren meist von hochroter Seide mit weiterer Kapuze und mit einer langen Schleppe ausgestattet, die über den Arm gehängt wird (Cappa magna)“

Brockhaus: „… Auch Siegfrieds Tarnkappe ist als ein mantelartiges Gewand zu denken. In der häuslichen Tracht des Militärs erscheint die C. selten mit der Kapuze versehen … Unter den liturgischen Gewändern des röm. Klerus nimmt die C. eine hervorragende Stelle ein. Die Bischöfe tragen sie von violetter Farbe, mit weißem Pelzkragen oder Kapuze, bei dem Gottesdienst im Chor, wenn sie zur Kirche gehen, um selbst Messe zu lesen, und beim Weggehen nach beendetem Amte. Sie heißt auch C. magna wegen der großen Schleppe … der Name C. blieb überhaupt mit der Zeit nur der bischöfl. Kleidung, die mehr ein Standesabzeichen ist, nach Art der Fürstenmäntel mit einem Hermelinkragen besetzt …“

Quellen:

Digitalisierte historische Lexika [eLexikon]
Beiname von Hugo Capet [de.wikipedia.org]
Herzog Hugo der Große, Vater von Hugo Capet [de.wikipedia.org]

Die Hinzuziehung der Bezeichnung eines äußerlich auffälligen Attributes zum Königsnamen hat lange Tradition, wie wir beispielsweise auch bei Harald I. von Norwegen sehen, bekannt als Harald I. Schönhaar, oder an Gottfried V. von Anjou, der einen Ginsterzweig als Helmzier trug, was ihm und daraufhin seiner Familiendynastie den Beinamen „Plantagenet“ eintrug (frz.: „plante genêt“ bedeutet Ginsterpflanze).

Der „zweifelhafte Ursprung“ des Namens Capet bezieht sich demnach (vermutlich) darauf, dass der Beiname den ursprünglichen Familiennamen von Hugo überdeckt hat, dieser alte Name also eventuell nicht mehr aus den Aufzeichnungen heraus rekonstruierbar ist.


Zusatzinformationen:

andreas(2):

In die Zeit von Napoléon fällt der Streit mit Papst Pius VII.

Pontifikat: Seine Zeit als Papst war dominiert von der Situation in Frankreich, in der die Kirche durch die Revolution weitgehend enteignet und völlig zerschlagen worden war. Durch Verhandlungen mit Napoléon Bonaparte, in denen er auf die Ergebnisse der Revolution einging, soweit sie für die Kirche annehmbar waren, kam es zum historischen Konkordat von 1801, das das Verhältnis der katholischen Kirche zum französischen Staat für die nächsten 104 Jahre regelte. In ihm musste der Papst anerkennen, dass die katholische Kirche nicht mehr Staatskirche war, obgleich die Mehrheit der Franzosen dieser Kirche angehörte.

Konflikte mit Napoléon:

Pius VII. versuchte vergeblich, Napoléon zur Wiederherstellung des Kirchenstaates zu bewegen. Seine Versuche führten 1804 sogar zu der Demütigung, sich dem Zwang beugen zu müssen, Napoléon in Paris zum Kaiser zu krönen. Als Gegenleistung für die Kaiserkrönung Napoléons I. erhielt Pius VII. nur die Zulassung einiger Orden und die Aufhebung des republikanischen Kalenders.

1806 eskalierte der Streit zwischen Kaiser und Papst: Napoléon erklärte, der Papst sei de facto sein Untertan, und er erwartete, dass der Papst offen gegen Napoléons Feinde Maßnahmen ergreife. Der Papst protestierte diplomatisch – aber deutlich – gegen beides und weigerte sich, in einem Krieg Partei zu nehmen.

Am 2. Februar 1808 rückte eine französische Division unter General Miollis in Rom ein, am 16. Mai verfügte ein kaiserliches Dekret, dass Rom direkt mit dem französischen Territorium vereint wurde. Nachdem der Papst Napoléon am 10. Juni 1809 exkommuniziert hatte, wurde Pius VII. durch General Radet, Kommandeur der kaiserlichen Gendarmerie, in der Nacht vom 5. auf den 6. Juli verhaftet und als Gefangener nach Savona in Ligurien gebracht. Nach seiner Abführung nach Frankreich wurde er 1812 auf Schloss Fontainebleau interniert.

Trotz starken Drucks blieb Pius auch im Exil gegenüber den Forderungen Napoléons fest; er weigerte sich auch, in Frankreich neue Bischöfe einzusetzen, solange er gefangen war. Einmal trat er sogar in den Hungerstreik. Einer Anekdote nach habe Napoléon dem Papst gedroht, er habe die Macht, die römische Kirche zu zerstören. Daraufhin soll Pius VII. mit mildem Lächeln geantwortet haben: „Das haben zweihundert Päpste vor mir nicht geschafft. Warum sollte es ausgerechnet Ihnen gelingen?“

Nach der Abdankung Napoléons konnte Pius am 24. Mai 1814 wieder in Rom einziehen. (→ Enthaftung und Übernahme aus Bonapartes Zugriff) Er erhielt 1815 durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses den Kirchenstaat zurück. Auf diese Weise kehrte der Katholizismus auf die diplomatische Ebene des Völkerrechts zurück. Trotz der schlechten Behandlung durch Napoléon gewährte Pius VII. der Familie Napoléons in Rom Asyl und intervenierte bei den Engländern zugunsten Napoléons.

Durch sein diplomatisches Geschick und seine Anpassungsfähigkeit sorgte er für die Wiedererstarkung des Papsttums als Zentrum der katholischen Kirche und als moralische Autorität.

Im selben Jahr restaurierte der Papst auch den Jesuitenorden. Er versprach sich davon die Überwindung der Aufklärung und ein Wiederaufblühen des religiösen und kirchlichen Lebens. Zudem initiierte Pius VII. die Restauration des Kirchenstaates, die insbesondere durch Kardinal Agostino Rivarola ausgeführt wurde. Auf dem diplomatischen Parkett wurde er von Kardinalstaatssekretär Ercole Consalvi unterstützt, der bereits das Konkordat von 1801 ausgehandelt hatte. Mit dem Abschluss des Konkordats mit dem Königreich Sizilien im Februar 1818 gelang es Pius, politische und religiöse Spannungen zwischen dem Kirchenstaat und Sizilien beizulegen. Nach Verhandlungen mit König Ludwig XVIII. erreichte er 1819 die Wiedererrichtung der päpstlichen Nuntiatur in Paris.

Pius VII. [wikipedia.org]

Konkordat von 1801:

Das Konkordat vom 15. Juli 1801 war ein Staatskirchenvertrag zwischen Frankreich und dem Heiligen Stuhl. Napoléon Bonaparte beendete damit den geistlich-weltlichen Kampf mit der römisch-katholischen Kirche in seinem Sinne. Die Römische Kirche Frankreichs gliederte sich für die folgenden zwei Jahrzehnte in 59 Diözesen, die zu zehn Kirchenprovinzen zusammengefasst waren und auch schon annektierte Gebiete umfassten.

In diesem Vertrag, den Napoléon als Vertreter der Ersten Französischen Republik und Kardinal Ercole Consalvi als Vertreter Papst Pius VII. unterzeichneten, erkannte der Papst die Französische Republik, den Zivilstand der Katholischen Kirche und die von Napoléon angeordnete Entlassung aller Bischöfe an.

Pius VII., der später, 1804, zur Kaiserkrönung Napoléons genötigt wurde und im Streit mit dem Kaiser 1806 bis 1814 in Gefangenschaft geraten sollte, beurteilte die Situation realpolitisch, weshalb er sich zu Verhandlungen bereit zeigte. 1801 kam es zur Unterzeichnung des Konkordats in Paris. In der Präambel wurde die katholische Religion als die „der großen Mehrheit der französischen Bürger“ bezeichnet, ohne dass allerdings wie bisher von einer „Staatsreligion“ die Rede war. Das Konkordat erkannte die Pluralität der religiösen Bekenntnisse, die Freiheit der Kultusausübung und die Republik als solche an.

Ein weiteres Ergebnis des Konkordats war, dass die Autorität Napoléons gestärkt wurde. Außerdem schuf es eine Ordnung des kirchlichen Lebens bis zur radikalen Trennung von Staat und Kirche 1905 und diente als Vorbild für andere Kirchen und Länder. Im Elsass und im Département Moselle ist es noch heute gültig, da diese Gebiete 1905 nicht zu Frankreich gehörten und das neue Recht nicht übernahmen.

Die „Organischen Artikel“ vom 8. April 1802 (18 germinal an X) folgten dem Konkordat als Ausführungsgesetz. Seine nicht mit der Römischen Kurie vereinbarten 77 Artikel sicherten abermals staatliche Prärogative, also die Notwendigkeit der staatlichen Zustimmung zu päpstlichen Dekreten. Darüber hinaus wurden hier wegweisende Richtlinien für die katholische und protestantische Kirchenorganisation niedergelegt.

Konkordat von 1801 [wikipedia.org]

Steinstaffel:

Nachfolgend gebe ich einige Passagen aus dem Buch „Das schwarze Reich“ wider, die sich mit Napoléon I. befassen:

Napoléon und die Illuminaten:

„Einer der Nachfolger Karl von Soedermanlands (Nachfolger, des auf mysteriöse Weise ermordeten König Gustavs III.), Karl XIII. adoptierte, wie Heinz Pfeifer in seinem Buch Die Brüder des Schattens zusammenfaßt, 1810 den französischen Freimaurer und von Napoléon I. zum Fürsten Pontecorvo ernannten Marschall Jean Baptiste Bernadotte, der die seitdem herrschende schwedische Königsdynastie begründete.

Napoléon stand dabei Pate. Er benutzte die Maurerei für seine imperialistischen Absichten. Die italienischen Logen leitete Bonapartes Schwager, König Murat von Neapel. In Bonifacio auf Korsika empfing Napoléon seine erste Einweihung und später nochmals auf Malta. Die Bedeutung Napoléons für das Maurertum spiegelt sich noch darin, daß es noch im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts Logen seines Namens gab, zum Beispiel in Portugal. Dem von Napoléon angestrebten Zusammenschluß einzelner Logen unter dem Groß-Orient von Frankreich, bemühte sich auch Adam Weisshaupt in die Wege zu leiten.“

Über die Protokolle der Weisen von Zion:

„Anderen Mutmaßungen zufolge, handle es sich beim Inhalt der Protokolle um die Ziele des alten j*dischen Gerichtshofes „Sanhedrin“, den Napoléon 1807 tatsächlich als Gremium von Rabbinern und Laien erneuert und eingesetzt hatte. Die fanatische Gruppe habe schließlich die Macht über die J*denheit gewonnen und wollte die christliche Welt zerstören.“

Über Okkultimus und den Templerorden:

„Einer der Vorgänger Debussys als Großmeisterder Prieuréde Sion war Charles Nodier, Leiter der Bibliothéque de l´Arsenal, die damals wie heute noch über die größten Bestände okkulter Literatur in Frankreich verfügt und auf Napoléons ehrgeizige, an die Ziele der Illuminaten Weisshaupts erinnernden Pläne zurückzuführen ist, eine Art von Welt-Bibliothek zu schaffen, mehr oder weniger das Weltwissen zu monopolisieren. So konfiszierte Napoléon 1810 fast die gesamten Archive des Vatikans, die unter anderem auch sämtliche Dokumente im Zusammenhang mit dem Templer-Orden enthielten.“


Torsten:

[E]s gibt ein schönes, großes und umfangreiches Buch, dass meines Erachtens ein gutes Werk ist. Hier wird die Geschichte Mitteleuropas vom Jahre 0001 bis zum Jahr 2000 stichpunktartig und gut beschreiben.

*Günter Lehmann, Mitteleuropa, Handbuch zur Geschichte“. Leider nicht als PDF verfügbar. Kostenpunkt um die 30 €:

Bilddatei [mecklenburger-buchverlag.de]

Ein Beispiel, was passierte im Jahr 1806?

Rheinbund (Deutschland)

Der Deutsche Kaiser Franz II, musste seine Kaiserkrone am 06.08.1806 niederlegen. Nach der Gründung des Rheinbundes, mit 16 süd– und westdeutschen Fürsten, unterstand dieser der Gründung dem Protektorat Napoléon I. Das war die Trennung vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Somit erklärte Kaiser Franz II. mit dem Niederlegen der Reichskrone das Reich für aufgelöst. 1813 löste sich der Rheinbund auf.

Der Kaiser des Römischen Reiches Deutscher Nation, Franz II., war als Franz I. 1804 erblicher Kaiser von Österreich geworden. Rund 1.000 Jahre hatte das deutsche Kaiserreich bestanden.

Kontinentalsperre Napoléons (Frankreich)

Nach dem Napoléon 1806 von Berlin aus die Kontinentalsperre gegen England und alle englischen Waren angeordnet hatte, ließ er in diesem Sinne alle Häfen in Frankreich und Deutschland überwachen. 1807 verbot Großbritannien im Gegenzug, unter Ausnutzung seiner Seeherrschaft, allen neutralen Schiffen das Anlaufen französischer Häfen. Das ruinierte die Häfen im französischen Machtbereich und fügte vielen Wirtschaftszweigen, Flandern, Holland, Westfalen, Sachsen, Schlesien und Preußen schweren Schaden zu.

Andererseits förderte die Kontinentalsperre in den betroffenen Ländern die rasche Entwicklung von Industrie, wie in Österreich, Sachsen, Thüringen und anderen Ländern. England schadete die Sperre wegen seines Übersee-Exports und der Lizenzmacht weniger.

Königreich Preußisch-Polen (Deutschland)

Im November fand ein großpolnischer Aufstand statt. Polnische Bauern und Bürger erhoben sich bewaffnet gegen Preußen, im Zusammenhang mit dem Einmarsch französischer Truppen in die von Preußen annektierten Gebiete. Auf seinem Preußischen Gut in Möglin begründete Albrecht Daniel Thaer eine erste Höhere Landwirtschaftliche Lehranstalt.

Königreich Peußens Hoffnungen und Verluste (Deutschland)

Preußen, das infolge seines linksrheinische Verzichts mit Gebietsgewinn in Nordwestdeutschland reich entschädigt worden war, zielte darauf ab, seine Neutralität zu wahren und in Zusammenarbeit mit Napoléon die Hegemonie über ganz Norddeutschland zu erhalten, vor allem, weil ihm Napoléon durch den Vertrag von Schönbrunn (Österreich) die Annexion Hannovers gestattete.

Als der französische Kaiser 1806 Großbritannien die Rückgabe Hannovers anbot, fühlte sich Preußen hintergangen und machte mobil. Preußen verlangte nun ultimativ das Zurückziehen der französischen Truppen aus Süddeutschland. Unterstützt von Kursachsen, Sachsen-Weimar, Braunschweig und Russland verlor Preußen die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt am 14.10.1806 im vierten Koalitionskrieg.

Den 210.000 modern ausgerüstete und mit neuester Technik der Kriegsführung gefürchteten französischen Truppen standen 140.000 antiquiert kriegführende preußische und sächsische Truppen gegenüber, die immer noch fochten, wie vor 50 Jahren. 1806/1807 flüchtete das Trakehner Hauptgestüt nach Russland und erlitt dabei große Verluste.

Rumänien

Die erneute russische Besetzung machte die rumänische Freiheitshoffnung vorerst zunichte.

Russland

Am 22.11.1806 marschierten russische Truppen in die Donaufürstentümer ein, die unter türkischer Oberhoheit standen. Zar Alexander nutzte die internationale Konstellation, um in diesem Gebiet die Expansion voranzutreiben und den seit 1804 andauernden serbischen Aufstand zu unterstützen.

Da Napoléon nach seinen Siegen über Preußen (Jena und Auerstedt) anstrebte, den Staat Preußen völlig unter seine Kontrolle zu bringen, intervenierte Alexander I. militärisch. Russische Truppen begannen an der Weichsel Kampfhandlungen gegen Frankreich. Angesichts des russischen Einmarsches in die Donaufürstentümer, erklärten die Türken am 27.12.1806 den Krieg. Es war der 5. russisch-türkische Krieg, der bis 1812 andauerte.

Sachsen (Deutschland)

Nachdem Preußen von Frankreich besiegt war, ging Sachsens Kurfürst Friedrich August III. zu Napoléon über. Er trat dem Rheinbund bei und wurde zum Dank von Napoléon zum König von Sachsen erhoben.

Schwedisch-Pommern

Gegen die feudalen Städte Pommerns unternahm der schwedische König einen Staatsstreich. Er hob in Schwedisch-Pommern die Leibeigenschaft auf.

Serbien (Türkei)

Am russisch-türkischem Krieg nahm Serbien von 1806 -1812 auf russischer Seite teil. Der serbische Aufstand am 24.12. zwang die Türken, noch im Januar 1807 Belgrad zu räumen. Belgrad wurde zur Hauptstadt ausgerufen.

Das war nur 1806.


andreas(2):

[…] zum Stichwort 1806 habe ich folgendes gefunden: „Das Ende des Heiligen Römischen Reich deutscher Nation.“ Geregelt wurde das Heilige Römische Reich deutscher Nation durch die Goldene Bulle von 1356. „Juristisch wurde es aufgehoben, dem steht aber gegenüber, dass eine Bulle nie aufgehoben werden kann, folglich besteht das darin verbreifte Grundgesetz heute noch.“

Sollte ich mit dem Kommentar für Verwirrung sorgen, bitte ich Dich, den Kommentar geräuschlos in den Rundordner zu befördern.

Quellen:

Am 27. April 1803 trat der sogenannte Reichsdeputationshauptschluss in Kraft. Es sollte das letzte bedeutende Gesetz des Heiligen Römischen Reiches werden und hat bis heute Auswirkungen. Mit diesem Gesetz wurde die Auflösung der geistlichen Gebiete beschlossen, um den weltlichen Fürsten für ihre durch den Krieg verursachten Gebietsverluste einen Ausgleich zu gewähren. Diese als Säkularisation bekannte Maßnahme hatte zur Folge, dass die Deutschen Bundesländer noch heute Ausgleichszahlungen an die evangelische und katholische Kirche in Deutschland leisten müssen (siehe: Zahlen seit Napoléons Zeiten).

In Frankreich hatte sich Napoléon inzwischen selbst zum Kaiser gekrönt und schloss ein Bündnis mit verschiedenen süddeutschen Staaten des Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Als Gegenpol näherte sich Russland wieder an Großbritannien an und schloss am 8. April 1805 ein Bündnis, welches kurze Zeit später mit Österreich, Schweden und Neapel vergrößert wurde. Preußen hingegen verhielt sich weiterhin neutral.

Da das Ziel dieses Bündnisses die Zurückdrängung Frankreichs in seine alten Grenzen war, begann die Koalition im September 1805 mit dem dritten Koalitionskrieg einen neuen militärischen Konflikt. Der erste Angriff fand am 8. September auf das mit Napoléon verbündete Bayern statt. Die österreichischen Truppen konnten bis Ulm vordringen, ehe sie von den Franzosen eingeschlossen und besiegt wurden.

Trotz Unterstützung durch Russland wurden die Österreicher von Napoléon weiter zurückgedrängt und mussten Wien am 13. November 1805 Napoléon überlassen. Kaiser Franz II. war kurze Zeit vorher aus der Stadt geflohen und bereitete, vereinigt mit seinen russischen Verbündeten, eine entscheidende Schlacht bei Austerlitz (heute Tschechische Republik) vor. Diese auch als „Drei-Kaiser-Schlacht“ bekannte Auseinandersetzung gilt als eine der bekanntesten Schlachten der Napoléonischen Kriege und endete trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit mit einem großen Sieg Napoléons.

Nun war der Untergang des Reiches so gut wie besiegelt. Napoléon diktierte im Frieden von Preßburg harte Bedingungen an Österreich und stattete seine Verbündeten deutschen Länder (Württemberg, Baden und Bayern) mit voller Souveränität aus.

Anfang 1806 bestimmte der Erzbischof von Regensburg (Karl Theodor von Dalberg), seinerzeit Reichserzkanzler, den Halbonkel Napoléons (Joseph Fesch) zu seinem Nachfolger. Im Falle seines Todes wäre somit ein Verwandter des französischen Kaisers zum neuen Erzkanzler des Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation geworden. Kaiser Franz II. protestierte zwar gegen dieses Vorhaben, blieb aber letztlich ungehört.

Am 12. Juli 1806 gründeten die verbündeten deutschen Fürstentümer Napoléons mit dem Rheinbund eine Konföderation deutscher Staaten. Wenige Wochen später erklärten sie ihren Austritt aus dem Heiligen Römischen Reich. Etwa zeitgleich wurde in den unter schwedischer Herrschaft stehenden Reichsteilen (Schwedisch-Pommern) die schwedische Verfassung eingeführt.

Frankreich stellte Kaiser Franz II. nun ein Ultimatum, dass er bis zum 10. August als Kaiser des Reiches abzudanken hatte. Andernfalls würden französische Truppen erneut in Österreich einmarschieren. Nach harten Verhandlungen mit dem französischen Gesandten, der formell bestätigte, dass Napoléon nicht die Reichskrone übernehmen und Österreichs Unabhängigkeit anerkennen würde, willigte der Kaiser ein abzudanken. Am 6. August verkündete er das Ende des Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Obwohl hierzu juristisch gesehen eigentlich die Zustimmung des Reichstags von Nöten gewesen wäre [!!!], gab es keine Macht und keinen Willen etwas dagegen zu tun. Passend hierzu schrieb Goethe, als er auf seiner Rückreise von Karlsbad davon erfuhr:

„Der Zwiespalt des Bedienten und Kutschers auf dem Bocke habe die Reisegesellschaft mehr in Leidenschaft versetzt als die Spaltung des Römischen Reichs“.

Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation [heiliges-römisches-reich.de]

Kommentar von sherina, GuG Teil 2 » sherina [n8waechter.net].

Die Goldene Bulle bezeichnet ein in Urkundenform verfasstes kaiserliches [!] Gesetzbuch und war von 1356 an das wichtigste der „Grundgesetze“ des Heiligen Römischen Reiches. Es regelte vor allem die Modalitäten der Wahl und der Krönung der römisch-deutschen Könige und Kaiser durch die Kurfürsten:

“Laut römisch katholischen Recht kann eigentlich eine Bulle nicht aufgehoben werden. Das römisch katholische Recht besagt, dass eine Bulle, sobald sie vom Papst veröffentlicht ist, unveränderlicher Teil des römisch kanonischen Rechts wird und nicht aufgehoben werden kann.”

Hinter den Diktatoren # 22 [YT – joggler66]