Von: Andrew & Peter Schiff, Euro Pacific Capital http://www.europac.net/
New York City, 24. Juli 2014
[Dieses Interview ist Teil des “Global Investor Newsletter – Summer 2014” des EPC – verteilt an 35.000 EPC-Kunden und Interessenvertreter und über Medienkanäle]
In einer Bloomberg-Story vom 23. Juni mit dem Titel “German Gold Stays in New York in Rebuff to Euro Doubters“ („Abfuhr für Eurozweifler – Deutsches Gold bleibt in New York“) wurde recht geradeheraus dargelegt, dass die deutschen Behörden sich entschlossen hätten, den im Jahr 2012 verkündeten Plan, 300 Tonnen des seit den 1960er Jahren bei der New York Federal Reserve eingelagerten deutschen Goldes nach Hause zu bringen, aufzugeben.
Dem Artikel nach seien deutsche Vertreter nach New York geflogen, hätten ihr Gold gesehen, seien überzeugt es sei in guten Händen und hätten sich entschlossen der Aufwand, es auf ein Flugzeug zu verladen und nach Deutschland zurückzuschicken, sei schlicht unnötig. Der Artikel zitierte einen Sprecher von Kanzlerin Merkel mit den Worten: „Die Amerikaner passen gut auf unser Gold auf“ und zitierte sogar Peter Boehringer, einen der führenden Verfechter der Initiative zur Rückholung des Goldes, er habe gesagt, die Kampagne zur Unterdrucksetzung der deutschen Behörden sei „auf Eis gelegt“.
Als die Deutschen ursprünglich darum gebeten hatten ihr Gold zurückzubekommen, bot die Federal Reserve eine schmerzlich langsame Auslieferung über 8 Jahre an. Angesichts der Tatsache, dass die Gesamtforderung nur 5 % des in den Tresoren der New York Fed gehaltenen Goldes darstellt, wurde dies von vielen als seltsam empfunden. Die Verzögerung leistete Bedenken Vorschub, dass die seit langem verbreiteten Theorien über imaginäres Gold tatsächlich wahr sein könnten. Der Bloomberg-Artikel schien all diese Bedenken zu zerstreuen und den Fall zum Abschluss zu bringen. Hat er das? Fast umgehend wurde das von Menschen die mit der Materie vertraut sind als falsch kritisiert.
Ich habe mit Peter Boehringer von der Deutschen Edelmetallgesellschaft, dieses exklusive Interview geführt.
Andrew Schiff: Der scheinbare Rückzieher der deutschen Regierung, nicht weiter ihr Gold aus den Vereinigten Staaten zurückzuholen, hat in der amerikanischen Presse oder dem Finanz-Establishment kein nennenswertes Interesse hervorgerufen. Hat dieser Schritt in Deutschland großes Aufsehen erregt? Nehmen sich irgendwelche Mainstream-Politiker dieser Sache aktiv an?
Peter Boehringer: Es war in der Tat nur ein Schein-“Rückzieher”. Die Bundesbank hat in keiner Weise offiziell ihre im Januar 2013 bekanntgegebenen Rückholungspläne geändert (ein Plan, der u.E. zu langsam war und zu wenig umfasste – 700 Tonnen bis Ende 2020, davon 300 Tonnen von der New York Fed). Die Hauptquelle der Verwirrung, besonders in den nicht-deutschen Medien, war eine faktisch falsche Bloomberg-Story. Die Story begann mit einer komplett unfundierten Schlagzeile: „German Gold Stays in NY“ („Deutsches Gold bleibt in New York“). Ich habe versucht, die Sache in der englischsprachigen Presse richtigzustellen (über Bloomberg BusinessWeek am 23. Juni 2014), aber es ist schwierig, falsche Mainstream-Berichte wie diesen vollständig dementiert zu bekommen.
Allerdings ist es durchaus möglich, dass die in der Story zitierten Politiker (wie Herr Barthle, der haushaltspolitische Sprecher der CDU) tatsächlich nur prüfen wollten, wie die deutsche Öffentlichkeit darauf reagieren würde. Daher könnten Aussagen wie „Die Amerikaner passen gut auf unser Gold auf. Es gibt absolut keinen Grund für Misstrauen.“ in der Tat einigen Stellenwert haben, da sie als erster Schritt wahrgenommen werden könnten, sogar den schon schmerzlich langsamen Prozess der Goldrückführung von der Fed zu stoppen. Barthle oder Merkel sind ohnehin eigentlich gar nicht für das Gold zuständig, sondern die Bundesbank und die hat sich nicht dazu geäußert.
Bemerkenswert ist, dass im Jahr 2013 gerade mal 5 Tonnen tatsächlich von New York nach Frankfurt geliefert wurden. Und selbst für diese überschaubare Menge fehlt der Nachweis, ob von einem externen Auditor oder anhand einer Dokumentation per Video, dass echte Goldbarren (vermeintlich seit den 1960ern unberührt in den Tresoren der Fed) über den Atlantik gebracht wurden. Die Bundesbank hat die Barren sogar grundlos eingeschmolzen und angeblich neu gegossen! Uns liegt bisher kein Auditbericht dieses Vorgangs vor, kein Bericht des (unbekannten) Schmelzbetriebs und keine Barrenliste der „alten“ oder neugegossenen Barren.
Bis zum heutigen Tag ist dieses seltsame Verhalten von keinem Mainstream-Politiker öffentlich hinterfragt worden. Es wurde privaten Organisationen wie unserer überlassen, Bedenken darüber zum Ausdruck zu bringen. Glücklicherweise haben unsere nationalen Medien es teilweise aufgegriffen, was zu Herrn Barthles blindem und unbegründetem „Treueschwur“ gegenüber den USA geführt haben mag.
AS: Wird der Sachverhalt von den Durchschnittsdeutschen diskutiert oder verstanden?
PB: Diese Details werden vom Durchschnittsdeutschen natürlich nicht diskutiert. Fußball scheint in diesen Tagen viel wichtiger zu sein. Aber sowohl die Gold-Gemeinde, die Finanz-Gemeinde, als auch die internationalen Medien nehmen zunehmend unseren andauernden Kampf zur Kenntnis. Ganze zweieinhalb Jahre nach dem Beginn unserer Kampagne bekomme ich mindestens zwei Interviewanfragen in der Woche.
Der Unwillen der Fed, Informationen zur Verfügung zu stellen, das Ausweichen und die Vernebelung durch die Bundesbank, und der irreführende Bloomberg-Artikel führen zu vollkommen unerwarteten Reaktionen in der Bevölkerung und bei den unabhängigen Medien: Anstatt die Angelegenheit einschlafen zu lassen, wie die Behörden gehofft haben, erleben wir, dass zunehmend MEHR Fragen in den Raum gestellt werden.
AS: Was ist, zumindest offiziell, dafür verantwortlich, dass die deutschen Offiziellen davon überzeugt sind, dass ihr Gold bei der Federal Reserve sicher gelagert und verbucht ist?
PB: Diesbezüglich kann ich natürlich nur spekulieren. Angesichts der jahrzehntelangen Falschinformationen über unser nationales Gold seitens der Fed und der Bundesbank, gibt es an sich keinen Grund für diese Offiziellen, die Angelegenheit als „erledigt“ zu bezeichnen – logisch wäre das genaue Gegenteil. Wir müssen daher annehmen, dass die Fed nicht willens oder nicht in der Lage ist, das deutsche Gold (1.500 Tonnen) auf ein paar Flugzeuge zu verladen und unser Eigentum dorthin zu schicken, wo es hingehört (Frankfurt). Es wird zunehmend schwerer nicht zu der Schlussfolgerung zu kommen, dass unsere Offiziellen keine Komplizen irgendeiner US-geführten Vertuschung sind. Den öffentlichen Reaktionen nach zu urteilen, hat dieser Ansatz bisher nicht funktioniert, sondern eher den Druck auf die Bundesbank erhöht, das Gold zurückzuführen.
Einer der Gründe, warum das Gold für eine schnelle Lieferung nicht verfügbar war, könnte ein mehrfaches Eigentumsrecht auf unsere Barren bei der Fed sein. Angesichts des heutigen globalen fraktionellen Gold-Banking-Schemas kann ein (angeblich physisch existierender) Barren in einem Zentralbank-Tresor über 10 Eigentümer haben und demnach in über 10 Zentralbankbilanzen als „physisches Gold“ oder „Goldforderung“ auftauchen. Diese beiden (vollständig unterschiedlichen!) Bilanz-Posten sind seit vielen Jahrzehnten nicht mehr vernünftig differenziert worden. Wir sprechen hier womöglich von nicht vorhandenen physischen Barren in einer Größenordnung von zehntausenden Tonnen!
Ohne ordentliche physische Auditierung, Rückführung und zugewiesene Lagerung, kann heute kein „Goldbesitzer“ sicher sein, dass „sein“ Barren in einer dieser nicht zugewiesenen Goldlagerstätten tatsächlich sein echtes Eigentum ist! Unsere Kampagne ist also nicht nur eine „deutsche“, sondern sie könnte internationale Auswirkungen unbekannter Größenordnung haben.
Es ist kein Zufall, dass seit dem Start der ersten zwei Kampagnen 2011 und 2012 (Deutschland und Schweiz) mehr als zehn vergleichbare nationale Initiativen auf der ganzen Welt gestartet wurden. Die Reaktionen der arroganten Zentralbanker sind überall gleich: Ignorier sie, nenn sie „Verschwörungstheoretiker“, bestehe darauf, dass „mit dem Gold alles in Ordnung ist“, aber gebe keinerlei Belege dafür (Barrenlisten, Audit-Berichte, Barrenlieferung an die Besitzer). Und beweg dich nur dann, wenn der öffentliche Druck dich dazu zwingt…
AS: Ist es realistisch anzunehmen, dass das deutsche Gold in naher Zukunft nach Frankfurt transferiert wird?
PB: Einige Beobachter bezeichnen unsere Forderung zur Rückführung unseres Golds als naiv und sagen, dass das deutsche Gold bei der Fed für immer verloren sei. „Da gibt es nichts zu holen“, denn das Gold „ist niemals bei der Fed gewesen“. Oder weil „die Fed das Gold vor langer Zeit in den Markt gebracht hat, um den Goldpreis zu drücken und den Dollar zu stützen.“ Oder weil Deutschland (wie auch viele andere Länder) „in Bezug auf Goldangelegenheiten ohnehin nicht souverän“ ist. Obwohl das alles möglich ist, können wir das nicht beweisen und haben demnach keine offizielle Meinung zu diesen Fragen. Was auch immer die Wahrheit ist: die legale FORDERUNG der Bundesbank gegenüber dem Verwalter seines Goldes, der Fed, ist unbestritten und wurde auch nie von einer der beteiligten Parteien angezweifelt. Demnach muss die Bundesbank, selbst wenn das Gold wirklich weg, verliehen oder durch multiple Eigentumsrechte kompromittiert ist, darauf bestehen, dass der Verwalter diese 1.500 Tonnen vom Markt zurückkauft und sie Deutschland dann übergibt.
AS: Inwiefern hat der Bloomberg-Artikel, der tatsächlich die einzige von einer amerikanischen Mainstream-Agentur veröffentlichte Story über den Rückzieher ist, Sie falsch oder aus dem Zusammenhang genommen zitiert? Hat der Reporter seine Handlungen erklärt?
PB: Ich habe mich über 30 Minuten freundlich mit dem Bloomberg-Reporter unterhalten und alles was ich konnte erläutert. Aber das letztlich genutzte sogenannte „Zitat“ von mir (was Monate später publiziert wurde!) war: „Right now, our campaign is on hold.“ („Im Moment ist unsere Initiative auf Eis gelegt.“). Natürlich habe ich diesen Satz niemals gesagt. Alles was ich gemacht habe, ist (offen und ehrlich) zu erläutern, dass unglücklicherweise niemand in Deutschland die Verbreitung von Informationen der Bundesbank, oder eine schnellere Rückholung unseres Goldes ERZWINGEN kann – auch unsere Initiative nicht. Als das Interview im Mai geführt wurde, bestand keine Möglichkeit den Druck auf die BuBa zu erhöhen (wozu wir seit 2011 mehrfach Gelegenheit hatten und teilweise damit erfolgreich waren). Der Schmierfink von Bloomberg hat das dahingehend verdreht, dass wir zufrieden sind und in der Angelegenheit keinen weiteren Druck ausüben.
Zurückblickend muss ich dem Reporter jedoch dafür DANKEN, dass er uns unfreiwillig diese neuerliche und großartige Gelegenheit gegeben hat, unsere Botschaft zu verbreiten. Seit dem Bloomberg-Artikel gebe ich täglich Interviews, inzwischen sogar bei internationalen Radio- und TV-Sendern mit Millionen von Zuhörern. Dieses Gold-Problem wird nicht verschwinden.
Gold ist Geld, und Zentralbankgold ist der potenzielle Grundstein zukünftiger Währungen, die höchstwahrscheinlich (zum Teil) goldgedeckt sein MÜSSEN, besonders wenn die heutigen ungedeckten Papier-Währungen zusammenbrechen. Die Zentralbanken auf der ganzen Welt müssen demnach schnellstmöglich viel transparenter werden und ihr/unser Gold auditieren und zurückführen.
Peter Boehringer ist Gründer und Vorsitzender der Deutschen Edelmetallgesellschaft (gegr. 2006) – eine Nichtregierungsorganisation, die sich für die Verbreitung von unabhängigen Informationen über die Wichtigkeit von Gold und Silber sowohl als Investment, als auch als Basis für echtes Geld und einer intakten Gesellschaft einsetzt. Herr Boehringer ist einer der Hauptinitiatoren der öffentlichen deutschen Initiative „Holt unser Gold heim!“, die von vielen prominenten Unterzeichnern und über 15.000 nationalen und internationalen Aktivisten unterstützt wird. Peter Boehringer betreibt seit 2003 Deutschlands bekanntesten deutschsprachigen Gold-Blog, mit dem Fokus sowohl auf wirtschaftlichen, als auch politischen Implikationen auf Gold- und Silberpreise. Er ist Buchautor, Redner bei liberalen und wirtschaftlichen Konferenzen und schreibt regelmäßig Artikel, die sich kritisch mit dem derzeitigen kreditbasierten Geldsystem und seinen negativen Folgen auseinandersetzen. Er ist Mitglied der liberalen „Hayek-Gesellschaft“.
Weder Herr Boehringer, noch die Deutsche Edelmetallgesellschaft gehören zu Euro Pacific Capital oder einer seiner angehörigen Gesellschaften. Die oben ausgedrückten Meinungen sind die der Autoren und müssen nicht jener von Euro Pacific Capital entsprechen.
Founded in 1997 is a full-service, registered broker/dealer specializing in foreign markets and securities. Peter Schiff, the firm’s founder and CEO, is known for his vocal and unpopular bearish views of the U.S. economy, voiced prior to the 2008 financial crisis, many of which were outlined in his 5 bestselling books, including „Crash Proof: How To Profit From The Coming Economic Collapse.“ Mr. Schiff leads our experienced and diverse team of managers, researchers, consultants and support staff.
Euro Pacific Capital has six regional branches – Westport, Connecticut; New York, New York; Boca Raton, Florida; Scottsdale, Arizona; Newport Beach, California; and Los Angeles, California – over sixty investment consultants, a team of research analysts, and three divisions – Retail Brokerage, Wealth Management and Capital Markets.
Quelle: Euro Pacific Capital, 24.07.2014
Global Investor Newsletter Summer 2014
Übersetzung: LQ-Services
Mit freundlicher Genehmigung durch Peter Boehringer.
Die inhaltlichen Rechte liegen vollständig beim Verfasser des Originalartikels.