Ein Beitrag vom Nachtwächter am 07.09.2014
Am 17. Juli stürzte eine Boeing 777 der Malaysian Airlines ab, so heißt es zumindest. Es dauerte nur wenige Stunden und der Schuldige für den Tod von fast 300 Menschen stand für die westlichen Politiker und Medien fest: der russische Präsident Wladimir Putin.
In den alternativen Medien kam es sehr schnell zu gegenteiligen Reaktionen, es wurden Fragen gestellt, die zum größten Teil bis heute nicht beantwortet wurden. Tage und Wochen lang blieb das Thema in den Qualitätsmedien präsent, in der Regel im Zusammenhang mit Berichten über die Ukraine-Krise oder Sanktionen gegen Russland. Zuletzt war es jedoch auffällig still geworden und die entscheidenden Fragen wurden von den Massenmedien nicht gestellt.
Dies hat sich mit Stichtag 6. September 2014 zumindest für die deutsche Presselandschaft nun offensichtlich geändert. Die Welt befasst sich in einem Bericht mit der Überschrift „MH17-Schuldfrage wird mit Schweigen beantwortet“ nun mit jenem Teil der Fragen, für die auch Qualitätsmedien von Anfang an zugänglich hätten sein müssen:
- Warum werden die Voice-Recorder-Aufnahmen zurückgehalten?
- Warum haben bis heute keine Absturz-Ermittler den Absturzort aufgesucht?
- Warum schweigt die ermittelnde Staatsanwaltschaft?
So weit, so gut. Darüber hinaus gibt es aber jede Menge weiterer Fragen, die einer Antwort harren.
So werden neben den kompletten Daten aus den zur Untersuchung nach Großbritannien überführten Blackboxes auch die Aufnahmen des Funkverkehrs zwischen dem Tower und dem Flugzeug zurückgehalten. Diese Aufnahmen sind nachweislich von ukrainischen Sicherheitsbeamten vor Ort im Tower beschlagnahmt worden.
Dies schürt selbstverständlich Verschwörungstheorien, weil es denkbar sein könnte, dass die Geheimniskrämerei in London und Kiew darin begründet sein könnte, dass ein Abgleich der im Tower und im Flightrecorder aufgezeichneten Gespräche unter Umständen unliebsame Informationen zu Tage fördern könnte.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, was sonst noch an Daten im Flightrecorder zu finden sein mag, doch es herrscht bis auf wenige Ausnahmen absolutes Schweigen im Wald.
Im Welt-Artikel wird bezüglich einer möglichen Aufklärung der Vorfälle um MH17 geschrieben:
„Ein deutscher Insider sagte der Welt: ‚Bis der Absturz von MH17 rückhaltlos und nach Ansicht aller Beteiligten angemessen aufgeklärt ist, wird es noch lange dauern – wenn es überhaupt je passiert.‘„
Der Artikel kann für den Moment offenbar nicht so weit gehen, sich mit Fragen zu den Berichten über stinkende Leichen und dem Nichtvorhandensein von Blut auseinanderzusetzen, oder mit der Theorie, dass die Wrackteile vor Ort deponiert worden sein könnten und vielleicht niemals ein „Absturz“ stattgefunden hat. Auch werden keine Fragen darüber gestellt, warum es offensichtliche optische Unterschiede bei Fotografien von diversen Wrackteilen gibt.
Weiter setzt sich der Artikel nicht mit der bestätigten Tatsache auseinander, dass sich Kampfflugzeuge im Radarschatten von zivilen Flugzeugen „verstecken“. So heißt es in einem Artikel auf der Seite des österreichischen Luftfahrtmagazins Austrian Wings:
„Es ist nicht unüblich, dass Kampfflugzeuge im Radarschatten ziviler Maschinen fliegen. Österreich als vorgeblich neutrales Land kann hier ein Lied davon singen! Im Krieg kann sich das fatal auswirken, denn wenn die Rakete einmal abgefeuert ist, und das Feuerleitradar in eine Richtung „leuchtet“ fliegt die Rakete auf den größten Rückstrahler zu. Hier könnte es zu einer „Verwechslung“ kommen. An jenem Tag dürfte eine SU-25 in der „Nähe“ der B-777 gewesen sein.“
Ebenfalls verschwiegen wird auch die auf der Pressekonferenz des russischen Generalstabs belegte Anwesenheit eines ukrainischen SU-25 in unmittelbarer Nähe des Passagierflugzeugs. Einzig die Behauptung, dass die Einschusslöcher im Cockpit-Wrackteil von Maschinengewehr-Beschuss herrühren, wird angesprochen – wenn sie auch als „Verschwörungstheorie“ bezeichnet wird. Die Welt schreibt:
„Die populärste [Verschwörungstheorie] ist, dass MH17 nicht von Separatisten per Boden-Luft-Rakete vom Himmel geholt wurde, sondern von einem ukrainischen Kampfjet, der das Cockpit des Flugzeugs mit Maschinengewehren beschossen haben soll. Als Beweis werden Fotos des Wracks angeführt, auf denen kleine Einschusslöcher zu sehen sind. Dass diese auch von den Splittern einer Rakete stammen könnten, wird verschwiegen.“
Dass sich eine Anzahl Menschen damit auseinandergesetzt haben, die ganz offensichtlich etwas mehr davon verstehen, sogar von der OSZE, wird dagegen von der Welt genauso verschwiegen wie die Tatsache, dass das Wrackteile im Wald gefunden wurden, die Bäume darüber aber vollkommen unversehrt waren. Diese Information ist Mainstream und wurde bereits am 25. Juli von der Zeit berichtet. In dem Artikel heißt es:
„In einem dichten Waldstück sei plötzlich das große Rumpf-Wrackteil aufgetaucht, sagte Michael Bociurkiw von der Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa dem australischen Sender ABC. ‚Es schien fast so, als sei es wie aus dem Nichts erschienen, denn es waren keine abgebrochenen Äste oder ähnliche Anzeichen zu sehen, die darauf hinweisen, dass ein großes Stück Rumpf dort zu Boden gefallen ist‘, sagte Bociurkiw.“
So ist der Artikel von Springer-Reporter Tim Röhn sicherlich einerseits ein Zeichen für eine mögliche Kehrtwende in der Berichterstattung, lässt andererseits jedoch erwartungsgemäß jede Menge Fragen in Bezug auf die Vorfälle um Malaysian Airlines Flug MH17 ungestellt. Trotzdem ist es ein Hoffnungsschimmer, dass investigativer Journalismus vielleicht doch noch nicht vollends gestorben ist.
>>> zum Artikel bei Welt-Online
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