Die meisten Menschen können sich gar nicht vorstellen, dass ein wirtschaftlicher Zusammenbruch unmittelbar bevorsteht

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Ein Beitrag vom Nachtwächter am 03.11.2014


Der Zustand der US-Wirtschaft und deren Abhängigkeit von den großen US-Banken einfach erklärt.


Von Michael Snyder

Michael SnyderDer Gedanke, dass die Vereinigten Staaten am Rande eines schrecklichen Wirtschaftszusammenbruchs stehen, ist für die meisten Amerikaner vollkommen undenkbar. Letztlich war die Wirtschaft über die letzten paar Jahre relativ stabil und der Aktienmarkt hebt weiter auf neue Höchststände ab. Am Freitag schlossen der Dow-Jones und der S&P 500 auf ganz neuen Allzeithochs. Aufs Jahr gesehen ist der S&P 500 nun 9 Prozent im Plus und die Nasdaq steht bei einem Zuwachs von fast 11 Prozent.

Und amerikanische Konsumenten machen sich bereit, im Weihnachtsgeschäft mehr als 600 Milliarden Dollar auszugeben. Diese Menge Geld ist größer, als die gesamte Wirtschaftsleistung von Schweden. Wie um alles in der Welt kann also irgendwer über einen wirtschaftlichen Zusammenbruch reden?

Ja, die meisten werden zugeben, dass wir im Jahr 2008 einige Rückschläge hatten, aber seitdem ist alles wieder weitestgehend zum Normalzustand zurückgekehrt. Warum sollten wir uns also über einen Wirtschaftscrash sorgen, wenn um uns herum so viel Stabilität herrscht?

Unglücklicherweise ist diese kurze Zeit der Stabilität die wir erleben und derer wir uns erfreuen durften nur eine Illusion. Die fundamentalen Probleme, die die Finanzkrise in 2008 ausgelöst haben, wurden nicht gelöst. In Wahrheit haben sich die meisten langfristigen wirtschaftlichen Probleme sogar noch verschlimmert.

Aber die meisten Amerikaner haben heutzutage eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. In einer Welt, in der wir daran gewöhnt sind alles sofort zu bekommen, in der Nachrichtenzyklen nur 48 Stunden anhalten, erscheint 2008 durchaus eine Ewigkeit weit weg.

In den heutigen USA ist unser gesamtes Wirtschaftssystem auf Schulden aufgebaut. Ohne Schulden gibt es kaum wirtschaftliche Aktivität. Wir benötigen Hypotheken um unsere Häuser zu kaufen, wir brauchen Auto-Kredite um unsere Fahrzeuge zu kaufen und wir brauchen unsere Kreditkarten, um für Weihnachten einzukaufen.

Und woher kommen all die Schulden? Sie kommen von den Banken. Insbesondere die “too big to fail“ [“zu groß, um zu scheitern“]-Banken bilden das Herzstück dieses schuldbasierenden Systems.

Haben Sie eine Hypothek, oder einen Auto-Kredit, oder eine Kreditkarte von einer dieser “too big to fail“-Institutionen? Für einen sehr hohen Prozentsatz der Menschen, die diesen Artikel lesen, ist die Antwort Ja. Und viele Menschen möchten dies gar nicht hören, aber ohne diese Banken haben wir im Grunde keine Wirtschaft.

Als Lehman Brothers im Jahr 2008 kollabierte, kam es beinahe zur Kernschmelze des gesamten Systems. Der Aktienmarkt brach zusammen und wir erlebten eine absolut schlimme Kreditklemme. Unglücklicherweise war das nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was auf uns zukommt.

Obwohl ein paar prominente “Experten” wie der New York Times-Kolumnist Paul Krugman erklärten, dass das “too big to fail“-Problem “vorbei“ ist, ist es jetzt in Wahrheit eine größere Krise, als jemals zuvor. Im Vergleich zu vor fünf Jahren sind die vier größten Banken im Land [USA] heute fast 40 Prozent größer. Die folgenden Zahlen stammen aus einem jüngst veröffentlichten Artikel der Los Angeles Times:

>>>Kurz bevor die Finanzkrise zuschlug, hatte Wells Fargo & Co. $ 609 Milliarden Dollar an Aktiva. Jetzt sind es $ 1,4 Billionen Dollar. Bank of America Corp. hatte $ 1,7 Billionen Dollar. Die sind auf $ 2,1 Billionen gestiegen. Und die Aktiva von JPMorgan Chase & Co., der größten Bank der Nation, wurden von $ 1,8 auf $ 2,4 Billionen Dollar aufgeblasen. <<<

In der Zeit, als diese Banken immer größer wurden, sind 1.400 kleinere Banken komplett aus dem Bankensektor verschwunden. Das bedeutet, dass wir heute mehr denn je von diesen gigantischen Banken abhängig sind.

Gegenwärtig entfallen 42 Prozent aller Kredite in den Vereinigten Staaten auf die fünf größten Banken und die sechs größten Banken besitzen 67 Prozent aller Vermögenswerte unseres Finanzsystems. Wenn jetzt irgendwer daher kommt und diese Banken auslöscht, würde unsere Wirtschaft über Nacht vollständig zusammenbrechen. Die Gesundheit dieser Handvoll unglaublich mächtigen Banken ist also für unsere Wirtschaft von entscheidender Bedeutung.

Dummerweise sind diese Banken zutiefst spielsüchtig geworden. Haben Sie jemals Menschen gekannt, deren Leben durch Süchte zerstört wurde, weil sie die Sucht nicht abschütteln konnten? Nun, das ist genau, was mit diesen Banken passiert. Sie haben die Wall Street in das größte Kasino der Weltgeschichte verwandelt. Meistens machen sich ihre Wetten bezahlt und sie verdienen sehr viel Geld. Aber wie wir 2008 gesehen haben, können sie sehr schnell auseinanderfallen, wenn sie sich verrechnen.

Plus500Die Wetten, die mir die größten Sorgen machen, werden “Derivate“ genannt. Im Grunde sind das Wetten darüber, was in der Zukunft passieren wird, oder eben nicht. Die großen Banken benutzen ausgesprochen ausgeklügelte Algorithmen, die ihnen helfen sollen, den überwiegenden Teil der Zeit mit diesen Wetten auf der Seite der Gewinner zu sein, aber die Algorithmen sind nicht perfekt. Der Grund, warum diese Algorithmen nicht perfekt sind ist der, dass sie auf Vermutungen basieren und diese Vermutungen werden von Menschen angestellt. Das mögen wirklich sehr schlaue Leute sein, aber trotzdem sind sie nur Menschen.

Solange alles weitestgehend stabil läuft, so wie in den letzten paar Jahren, funktionieren die Algorithmen in der Regel ziemlich gut. Wenn es aber zu einem “Schwarzen Schwan-Ereignis“ kommt, wie einem ausgegorenen Crash des Aktienmarktes, dem Kollaps von europäischen oder asiatischen Banken, einer geschichtsträchtigen Veränderung der Zinsraten, einer Ebola-Pandemie, einer schrecklichen Naturkatastrophe, oder einem massiven elektromagnetischen Puls von unserer Sonne, dann kann alles ganz plötzlich aus dem Gleichgewicht geraten.

Der Akrobat Nik Wallenda hat weltweit damit Schlagzeilen gemacht, dass er große Distanzen auf einem Hochseil ohne Sicherheitsnetz zurücklegt. Nun, dass ist im Grunde das, was unsere “too big to fail“-Banken jeden einzelnen Tag machen. Mit jedem Jahr sind diese Banken noch rücksichtsloser geworden und bis jetzt hatte das keine nenneswerten Konsequenzen. Zweifelsohne wird es die aber eines Tages geben.

Was würden Sie über einen Buchmacher sagen, der Wetten in der Größenordnung von $ 200.000 Dollar annehmen würde, aber nur über $ 10.000 Dollar zur Deckung der Wetten verfügt? Sie würden diesen Buchmacher mit Sicherheit einen Dummkopf nennen. Aber das ist genau das, was unsere großen Banken machen.

Aktuell hat JPMorgan Chase mehr als $ 67 Billionen Dollar an offenen Derivaten, aber nur $ 2,5 Billionen Dollar an Vermögen.

Aktuell hat Citibank fast $ 60 Billionen Dollar an offenen Derivaten, aber nur $ 1,9 Billionen Dollar an Vermögen.

Aktuell hat Goldman Sachs mehr als $ 54 Billionen Dollar an offenen Derivaten, aber weniger als 1 Billion Dollar an Vermögen.

Aktuell hat Bank of America mehr als $ 54 Billionen Dollar an offenen Derivaten, aber nur $ 2,2 Billionen Dollar an Vermögen.

Aktuell hat Morgan Stanley mehr als $ 44 Billionen Dollar an offenen Derivaten, aber weniger als 1 Billion Dollar an Vermögen.

Die meisten Menschen haben keinerlei Vorstellung davon, wie unglaublich verletztlich unser Finanzsystem in Wirklichkeit ist. Die Wahrheit ist, dass diese “too big to fail“-Banken jederzeit zusammenbrechen können und wenn das geschieht, dann bricht auch unsere Wirtschaft zusammen.

Lassen Sie uns also hoffen und beten, dass diese kurze Periode falscher Stabilität so lange wie möglich anhält. Denn wenn sie vorbei ist, dann bricht die Hölle los.

>>> zum Original-Artikel bei The Economic Collapse


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