Ein Beitrag vom Nachtwächter am 23.03.2015
Von Tony Cartalucci
Die NATO bezeichnet die Krim als “überfallen“ und “besetzt“. Die NATO hat die Welt bestens gelehrt, wie Invasion und Besatzung wirklich aussehen; und auf der Krim ist das keineswegs der Fall.
2001 ist die NATO in Afghanistan einmarschiert und begann mit der Besatzung. Die Invasion und Besatzung hat zehntausende Tote und darüber hinaus zusätzlich viele Vertriebene hinterlassen und bis zum heutigen Tag zu andauerndem Chaos und zu Gewalt geführt. Während des gesamten Konflikts wurden Missbrauch, Massenmord und andere Gräueltaten offengelegt, die von einmarschierten NATO-Kräften und ihren afghanischen Kollaborateuren begangen wurden. Der Krieg hat auch dazu geführt, dass bewaffnete Flug-Drohnen zum Einsatz kamen, die regelmäßig wahllos Männer, Frauen und Kinder entlang der afghanisch-pakistanischen Grenze getötet haben – eine Massenmord-Kampagne, die nun fast so lange anhält, wie der Konflikt selbst.
2003 haben sich NATO-Mitglieder den Vereinigten Staaten der Invasion und der nachfolgenden Besatzung des Irak angeschlossen. Geschätzte 1 Million Menschen mussten ihr Leben verlieren, inklusive tausender westlicher Truppen. Seit fast einem Jahrzehnt halten die Vereinigten Staaten den Irak besetzt und während der Versuche, ein ihnen passendes Regime aufrechtzuerhalten, wurde die Nation verwüstet. Amerikanische Streitkräfte haben mit Angriffen gegen ganze Städte hart durchgegriffen, um die Kontrolle über die irakische Bevölkerung zu gewinnen. Die Stadt Falludscha wurde fast dem Boden gleich gemacht – zwei mal.
Die USA haben auch Gefangenenlager im gesamten Land betrieben. Einige davon riesig und umspannend, andere dunkel und geheim, wie das berüchtigte Abu Ghraib-Gefängnis, samt der dort ausgeführten Gräueltaten. Zusätzlich zu den westlichen Streitkräften hat sich in der Zeit auch eine signifikante Anzahl an bezahlten Söldnern sowohl an der Besatzung, als auch an den dort ausgeführten Gräueltaten beteiligt, inklusive des Massenmordes an Zivilisten, was zu Strafverfahren geführt hat, die noch immer durch die westlichen Rechtssysteme hallen und die westliche Glaubwürdigkeit weltweit nachhaltig unterminieren.
So sehen echte Invasionen und Besatzungen aus. Der bewaffnete Einmarsch in eine Nation, die absolute Unterwerfung des gesamten Volkes mittels maximaler Gewalt – oder wie die USA es nennen: “Shock and Awe“ [also: “Schock und Einschüchterung“]. Dazu eine Besatzung unter vorgehaltener Waffe mit Panzern und Truppen in den Straßen eines Volkes, das sie dort nicht haben will und das willens ist zu kämpfen und zu sterben, um sie zu vertreiben.
Als also im März 2014 die Krim zu Russland zurückgekehrt ist und die NATO diesen Schritt als “Invasion“ und “Besatzung“ bezeichnete, war die Welt vernünftigerweise besorgt. Einige waren besorgt, weil sie die Worte “Invasion“ und “Besatzung“ mit dem Grad der Massenmorde und Bevölkerungsdezimierung der jahrzehntejangen Auslands-interventionen der NATO in Verbindung brachten. Sie glaubten, dass derartige Gewalt sich nun auf der Krim ausbreiten würde, dieses mal durch die Hand der Russen. Andere waren dagegen wegen der offensichtlichen Falschheit besorgt, mit der die NATO die Vorgänge auf der Krim darstellte.
Der Unterschied zwischen Interventionen der NATO und Russlands
Die Interventionen im Irak und in Afghanistan stießen auf schweren Widerstand, während dies bei der russischen Intervention auf der Krim aufgrund mehrerer entscheidender Unterschiede nicht geschah. Erstens marschierte die NATO in Nationen ein, die buchstäblich Ozeane weit weg waren. Die Ziele ihrer militärischen Aggression hatten mit dem Westen nichts gemein; weder kulturell, noch religiös, sprachlich und sicher auch keine aktuell gegenseitig geteilten Interessen. Keine bedeutende Seite im Irak oder in Afghanistan hatte den Westen gebeten zu intervenieren, abgesehen von symbolischen Stellvertretern, die vom Westen selbst installiert worden waren. Die Krim andererseits war einmal ein Teil Russlands. Viele auf der Krim identifizieren sich selbst eher mit Russland, oder sind russische Nachkommen. Sie sprechen russisch und pflegen russisches Brauchtum. Viele auf der Krim empfinden den Boden unter ihren Füßen als von russischem Blut getränkt; von der Verteidigung gegen die Aggressionen der Geschichte, inklusive die der Nazis im Zweiten Weltkrieg.
Als die Regierung der Ukraine durch einen US-gestützten Coup gewaltsam in Kiew abgesetzt wurde und viele der bekannten Symbole und Bewegungen, die in den 1940ern mit Hitlers Hilfe die Macht übernommen hatten, wieder die westlichen Ukraine in Aufregung versetzte, war es nur natürlich, dass man sich mit der Bitte um Schutz an Russland wendete. Die Menschen auf der Krim haben nicht nur Russland um Intervention gebeten, es wurde ein Referendum abgehalten, bei dem ihr Ersuchen mit überwältigender Mehrheit bestätigt wurde.
Abgesehen von der Erstürmung diverser Militärbasen und einiger Spannungsmomente in Pattsituationen mit ukrainischen Truppen, gab es keine Gewalt, als russische Streitkräfte begannen auf der Krim einzumarschieren.
Ein Jahr später – alles ist gut…
Das tägliche Leben auf der russischen Krim verläuft heute außerordentlich normal. Während nebenan in der Ukraine Krieg herrscht, erfreut sich die Bevölkerung der Krim des Friedens, der Stabilität, eines Gemeinschaftssinns und der Hoffnung für die Zukunft. Trotz der wirtschaftlichen Rückschläge, die von der NATO beim Versuch den von ihr in der Ukraine erschaffenen Horror auf die Krim zu bringen und ihn auf der anderen Seite der Grenze in Russland zu wiederholen, sind die Menschen nach wie vor in der Lage ihren Geschäften nachzugehen; mehr oder weniger so, wie sie es auch vor dem Ausbruch des Konflikts taten. Einige behaupten gar, dass die Wirtschaftslage sich trotz der Sanktionen tatsächlich verbessert habe.
Natürlich ist der Übergang nicht nahtlos, wenn ein bewaffneter Konflikt direkt jenseits der Grenze stattfindet. Euronews berichtet über gemischte Gefühle auf der Krim und schreibt im Artikel “Crimea economy one year on after Russian annexation“ [Die Wirtschaft der Krim ein Jahr nach der russischen Annexion“:
“Für viele Einheimische sind die steigenden Lebensmittelkosten die größte Sorge. Kiews Weigerung die Grenze anzuerkennen bedeutet, dass es nicht legal direkt auf die Krim exportieren kann.
Die meisten Verbrauchsgüter kommen mit der Fähre aus Russland, aber schlechtes Wetter kann die Lieferungen über Tage verzögern. Viele Produkte sind einfach nicht verfügbar. Die Daten der regionalen Regierung zeigen, dass die Inflation auf 38 Prozent gestiegen ist und die Kosten für Nahrungsmittel haben sich von März bis Dezember um fast die Hälfte erhöht. Auf der Krim hat bisher keine russische Supermarkt-Kette ein Geschäft eröffnet.
Eine von einem ukrainischen Marktforschungsinstitut gemachte Umfrage Ende Januar stellte aber fest, dass mehr als die Hälfte der 800 befragen Menschen glauben, dass sie finanziell seit dem Anschluss an Russland besser dran sind.“
Trotz allem geht es der Krim nach einem Jahr den Umständen entsprechend gut, besonders im Vergleich zum Nachbarn Ukraine. Logistische Strukturen werden sicher wieder aufgebaut und die Märkte werden sich sicherlich anpassen. Der Westen versucht verzweifelt, die Zustände auf der Krim ein Jahr nach dem Wieder-Anschluss an Russland als so furchtbar wie möglich darzustellen. Es verheißt für das Volk der Krim nur Gutes, dass dabei auf das Verschwinden von “McDonald’s“ und den “Apple“-Stores als “Beweis“ dafür zurückgegriffen muss, dass die Krim “leidet“.
Obwohl die NATO dies als “Invasion“ und “Besatzung“ bezeichnet, ist es doch ironischerweise die NATO selbst, die der Welt so vorzüglich beigebracht hat, wie eine echte Invasion und Besatzung aussieht. Die jüngsten Anschuldigungen gegen Russland bezüglich der Krim, klingen insofern besonders hohl. Was auch wahre Ironie ist, ist die Tatsache, dass das NATO-gestützte Regime in Kiew seine eigene Bevölkerung den Bedingungen und dem Horror aussetzt, der normalerweise mit einer echten Invasion und Besatzung assoziiert wird. Dass es Menschen gibt, die den Ukraine-Konflikt daher als einen von mehreren auf der Welt wütenden “Stellvertreter-Kriegen“ der NATO bezeichnen, sollte daher keine Überraschung sein.
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