Wer ist Alexander Dugin?

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Ein Beitrag vom Nachtwächter am 29.04.2015


Interview mit Dugin-Buch-Übersetzer Michael Millerman

Der im kanadischen Ontario ausgestrahlte Sender TVO hat sich jüngst der Frage gewidmet, was es eigentlich genau mit dem von den ‚Qualitätsmedien‘ als Putin-Berater bezeichneten Alexander Dugin auf sich hat. Im Interview in der TV-Sendung “The Agenda“ mit Steve Paikin sprach der in Kanada geborene Michael Millerman von der Universität Toronto, Mitübersetzer von Dugins Buch ‚Die Vierte Politische Theorie‚, über “Putins Gehirn“.

Russlands ideologisches Master-Mind

alexander duginNach Ansicht Millermans ist Alexander Dugin “Russlands wichtigstes ideologisches Master-Mind“. Offiziell habe Russland keine Ideologie, da dies die russische Verfassung nicht zulasse. Wenn man sich jedoch Putins Aussagen und seine Handlungen vor Augen führe, so Millerman, dann mache es den Eindruck, dass Russland eine sehr konkrete Vorstellung von seiner Geschichte und seinem Platz in der heutigen Welt hat. Die Quelle für dieses Konzept sei Dugins “Eurasianismus“, die Grundlage für Putins Projekt der Eurasischen Union, was vom Westen aber als solches nicht verstanden wird.

“Der Westen hat nie einen zufriedenstellenden Versuch unternommen, Russland zu verstehen“, so Millerman. Es sei vom Westen stets versucht worden, Russland in etwas zu verändern was dem Westen ähnlicher ist – liberaler, demokratischer, mehr Menschenrechte. Putin dagegen habe kürzlich öffentlich gesagt: “Wir sind eine 1.000 Jahre alte Zivilisation, mit unseren eigenen religiösen Traditionen und eigenen religiösen Sehenswürdigkeiten und unserem tief verankerten gesellschaftlichen Kodex“. Man lasse sich vom Westen also nicht vorschreiben, wie man die eigene Geschichte und ganz sicher nicht, wie man die eigene Zukunft zu interpretieren habe.

Gegen die liberale Demokratie des Westens

Millerman sagt: “Dugin ist ausdrücklich gegen westliche liberale Demokratie eingestellt“. Einerseits sei dies so, weil der Westen seine Konzepte als universelle Antwort auf alle Probleme zu exportieren versuche und andererseits aufgrund gesellschaftlicher, religiöser, philosophischer und anderer Aspekte.

Auf die Frage von Paikin, wo Dugin hinsichtlich der Rechte für Homosexuelle steht, sagt Millerman:

“Nun, Dugin würde sagen, dass die Art, wie das Thema homosexueller Eheschließungen aktuell genutzt wird, oft Teil eines ideologischen Propaganda-Kriegs ist, der traditionellen Gesellschaften vom Westen her aufgezwungen wird.“

Es sei niemals nur ein einzeln stehendes Thema, sondern stets Teil einer größeren Sammlung von Problemen. Dugin würde Homosexuellen nicht ihre sexuelle Vorlieben verbieten wollen, aber sie sollten dem Rest der Welt nicht vorschreiben, was er zu tun habe, denn die Ehe als solches und die sexuelle Identität mag dort vollkommen anders gesehen werden. Dugin sei nicht homophob, sondern Russland habe seine eigenen Traditionen und Homosexualität solle nicht als Standard gefeiert werden.

Auszug aus einem Youtube-Video, Dugin spricht

“Um zu verstehen, was es bedeutet modern zu sein, bedarf es nicht nur, damit theoretisch vertraut zu sein. Es bedeutet modern zu SEIN! Und um modern zu sein, braucht man zwei Eigenschaften: Vernunft und Willen. Diese zwei Dinge fehlen der modernen russischen Gesellschaft grundsätzlich. Wir haben weder Vernunft, noch Willen.“

Insbesondere der letzte Satz ist für Millerman eine interessante Aussage, die nicht missverstanden werden darf. “Er sagt nicht, dass die Russen keinen Intellekt haben, dass sie nicht vernünftig, nicht realistisch sind. Was er meint ist, dass sie niemals versucht haben, im Sinne des ultimativen Ziels der Entwicklung wissenschaftlich rational zu werden“, so Millerman. In der westlichen Welt werde Religion als überholt erachtet und der Glaube an eine höhere Macht sei durch die machtvolle Kraft der Vernunft ersetzt worden. Für Russen sei Glaube der Vernunft gleichwertig, da er aus der Gesellschaft zu keiner Zeit wirklich verbannt worden sei.

Wille Vernunft Wilhelm BuschWenn man von Russland nun mehr Vernunft und Willen fordere, dann sei dies gleichbedeutend mit der Forderung, alles so zu machen wie der Westen. Denn der Westen kenne den Weg, der Westen wisse, was Fortschritt bedeute und warum er wichtig ist. Von Russland zu fordern, den selben Weg zu gehen bedeute letztlich, es dem Westen gleich zu machen und so zu denken, wie der Westen. Millermans Ansicht nach stellen sich Dugin, als auch Wladimir Putin dem entgegen.

Dugins Sicht auf den gescheiterten Kommunismus

“Dugin ist ein Anti-Kommunist“, so Millerman. Dugin sei froh darüber, dass die kommunistische Ideologie gescheitert sei, was auch Putin 2013 bestätigt habe. Für Putin habe der Kollaps der Sowjetunion jedoch zu einer geopolitischen Katastrophe geführt.

DWO-Sowjetunion-RusslandWenn man sich die ehemaligen Grenzen der Sowjetunion im Vergleich zur Russischen Föderation anschaue, dann sehe man eine sehr radikale Schrumpfung. Diese geopolitische Schrumpfung werde von Dugin und Putin als problematisch empfunden. Der Zusammenbruch der Sowjetunion sei ein geopolitischer Herzinfarkt gewesen, da die Eurasische Identität einen katastrophalen Schlag erlitten habe. Die Erschaffung einer neuen eurasischen Identität stelle die Region geopolitisch wieder auf solide Füße und führe eine gesunde Grundordnung wieder ein.

“Russland braucht die Integration mit seinen Nachbarn, entlang gesellschaftlicher und kultureller Gemeinsamkeiten. Und ich glaube wirklich, dass dies das zugrundeliegende Ziel des Eurasischen Projekts ist. Es geht um mehr, als nur um wirtschaftliche Aspekte. Es geht um die regionale, gesellschaftliche und kulturelle Identität.“, so Millerman. Geopolitisch gesehen sei dies ein wichtiger Gesundungsprozess für die Region.

Gegen Universalismus

“Amerikanische Werte geben vor universell zu sein. In Wahrheit handelt es sich um eine neue Art von ideologischer Aggression gegen die Vielzahl von Kulturen und Traditionen, die im Rest der Welt nach wie vor existieren. … Entsprechend sollten alle Traditionalisten gegen den Westen und die Globalisierung, sowie gegen die imperialistische Politik der Vereinigten Staaten sein.“ – Alexander Dugin, Die Vierte Politische Theorie (2012)

traditional valuesMillerman: “Dugin sieht die Vereinigten Staaten als das Herz des Westens. Auch wenn es stimmt, dass er sich auf die Vereinigten Staaten konzentriert, so kritisiert er gleichermaßen jene europäischen Staaten, die er als ‚Vasallen‘ der USA bezeichnet“. Allerdings sehe Dugin auch, dass Länder wie Frankreich und Deutschland unschlüssig seien.

Die neue europäische Rechte berufe sich ebenfalls auf traditionelle Werte, was Dugin hinsichtlich der Vereinigten Staaten nicht erkennen könne. Dass die USA für Dugin das Hauptziel seiner Kritik sind liege daran, dass sie für ihn die Heimat der liberalen Idee seien. Erst in zweiter Linie kämen die europäischen Staaten, die aus Dugins Sicht “die Stiefel der Vereinigten Staaten lecken“, so Millerman weiter.

Verschiedenartigkeit als Schatz der Menschheit

“Die zukünftige Welt sollte durch Vielseitigkeit gekennzeichnet sein. Verschiedenartigkeit sollte als ihr Reichtum und Schatz angesehen werden und nicht als Grund für unausweichlichen Konflikt. Viele Zivilisationen, viele Pole, viele Zentren, viele Wertesysteme auf einem Planeten und in einer Menschheit vereint. Viele Welten.“ – Alexander Dugin, Die Vierte Politische Theorie (2012)

Dugins Wahrnehmung der Verschiedenartigkeit ist laut Millerman vollkommen anders gelagert, als im Westen. Im Westen werde Verschiedenartigkeit in dergestalt wahrgenommen, dass man alle zusammen an einen Tisch bringe, mit einschließe und alle gleich behandle. Dugin lege jedoch Wert darauf, dass es Gesellschaften die anders funktionieren als im Westen, auch erlaubt sein solle anders zu sein. Wenn eine Gesellschaft beispielsweise der Scharia folgen wolle, dann sollen sie das auch tun dürfen. In einer multipolaren Weltordnung solle jede Art von Gesellschaft ihren Platz haben.

“Wir können uns eine Welt ohne Waschmaschine gar nicht vorstellen. Wir sind so dankbar für unsere technologischen Erfindungen, dass wir uns gar nicht vorstellen können, warum jemand anders leben möchte.“, so Millerman. Dugin stelle jedoch fest, dass es Menschen gibt, die anders leben wollen. Es gibt Gesellschaften, in denen Wohlstand und Sicherheit beispielsweise auf einer Stufe mit dem Glauben stünden.

Anti-Liberalismus

anti liberalism“Menschen die wissen, dass ich mich mit Dugin beschäftige, fragen mich manchmal, wie ich derart interessiert an Anti-Liberalismus sein kann. Ich begrüße Dugins Ansichten aus den folgenden Gründen. Ich bin dankbar für die Freiheiten, die die liberale Welt anzubieten hat, aber ich glaube, dass ihr Verständnis der Geschichte, ihr Verständnis von Menschlichkeit unnötig limitiert ist“, so Millerman. Seiner Ansicht nach zahlt der Westen einen sehr hohen Preis für dieses Verständnis der Menschlichkeit und die wahre Reichhaltigkeit der menschlichen Erfahrung komme zu kurz.

Dugin fördert Millermans Meinung nach die gesamte Reichhaltigkeit der menschlichen Erfahrung zu Tage und dies bewundert er. Die rationale Seite, die mystische Seite, die psychologische und soziologische Seite, die historische Seite. Dugin sei nicht bereit zu sagen: ‚Lasst den Westen das Ende der Fahnenstange sein‘ und dies sei eine große Hilfe hinsichtlich der Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

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