Das Ende einer Ära

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Bereits frühzeitig im 20. Jahrhundert beschäftigten sich Militärstrategen mit der Möglichkeit, Flugzeuge von Schiffen aus starten zu lassen und sie auch sicher wieder dort zu landen. Erste Gehversuche machte die britische Marine im Jahr 1918 mit der ursprünglich als Fahrgastschiff ausgelegten und im Zuge der Kriegsanstrengungen zum Trägerschiff umgebauten HMS Argus.

Das erste von vorn herein als Flugzeugträger konzipierte Schiff wurde im Jahr 1922 von der Kaiserlich Japanischen Marine in Dienst gestellt: die Hōshō. Zwischen den beiden Weltkriegen arbeiteten vor allem das britische Empire, die seinerzeit noch größte Seestreitmacht, und aufkommende neue Seemacht USA fieberhaft an der Entwicklung funktionsfähiger Flugzeugträger.

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs offenbarte sich, wie wichtig und gefährlich Flugzeugträger als strategisches Kriegsinstrument waren, als die Kaiserlich Japanische Marine, als Reaktion auf das Rohstoffembargo der USA, den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii angriff – was die US-Administration zwar im Vorfeld gewusst hatte, den Angriff jedoch als Grund für den Eintritt in den Krieg brauchte und nutzte.

Mit der Kapitulation Japans und der vollkommenen Überschuldung Großbritanniens durch den Krieg übernahmen die Vereinigten Staaten von Amerika die Führungsrolle auf hoher See, bauten ihre Seestreitkräfte nachhaltig aus und verfügen heute die größte Kriegsmarine der Welt, darunter 11 Flugzeugträger, organisiert in Kampfgruppen mit Lenkwaffenzerstörern und U-Booten.

Die mächtigen, atomgetriebenen Stahlkolosse mitsamt ihren Kampfflugzeugen stellen für jedes Land der Welt eine außerordentliche Bedrohung dar. Doch wie es scheint, ist die Zeit der Flugzeugträger abgelaufen.

So veröffentlichte die Netzseite Rusi.org (Royal United Services Institute), ein britischer Thinktank, unlängst eine Expertise zur Verteidigung, in welcher unverblümt festgestellt wurde:

Gerätschaften zur Verteidigung des Vereinigten Königreiches, welche jährlich £ 16 Milliarden kosten, sind zunehmend durch preiswerte, technologiereiche Waffen feindlicher Staaten angreifbar.

»Potenzielle Gegner haben Bedrohungen für große westliche Plattformen auf See entwickelt«, heißt es weiter und diese »erhöhen die Risiken einer Entsendung derartiger Plattformen in strategische Gebiete signifikant«. Zu den als gefährlich für die “Plattformen“, sprich Flugzeugträger, angesehenen Gebiete gehören der Expertise nach das Baltikum und die Nordsee, Ost-Asien und der Persische Golf.

In der Expertise werden entsprechende Fortschritte zur Sicherung der eigenen Streitkräfte in den Vordergrund gestellt. Die “Bedrohungen“ gehen dem Artikel nach von »Präzisionsraketen mit großer Reichweite« und »offensiven Cyber-Fähigkeiten aus, welche die Überwachung, Kommunikation, Navigation und andere Ziele« nachhaltig bedrohen, bis hin zur Infrastruktur im Vereinigten Königreich selbst. Es wird zwar davon ausgegangen, dass die potenziellen Gegner noch nicht vollständig fähig seien, die Verteidigungsfähigkeit auszuschalten, doch »haben sie ihre Bemühungen effektiv konzentriert«.

Offenbar ist folglich auch bei den Militärstrategen im Westen mittlerweile angekommen, dass nicht nur Hyperschallraketen mit entsprechender Reichweite eine effektive Bedrohung für seegestützte Kampfverbände sind, sondern auch die auf Elektronik basierende Technik ihre Schwächen hat. Diese Erkenntnis hat zwangsläufig eine Veränderung der strategischen Einsätze entsprechender “Plattformen“ zur Folge, welche sich durchaus auch bereits gezeigt hat.

So wurden bekanntlich sämtliche US-Trägerverbände im Dezember 2016 in ihre Heimathäfen beordert, ein Vorgang, welcher in der Geschichte der US-Marine beispiellos ist und für den auch zu keiner Zeit irgendeine hinreichende Erklärung seitens der US-Administration abgegeben wurde. Seitdem sind zwar einzelne Trägergruppen zu Abschreckungszwecken auf Manöver in Richtung Nord-Korea entsandt worden, doch liegt der überwiegende Teil der US-Flugzeugträger seit Monaten in ihren Docks.

Der simulierte Angriff auf den Lenkwaffenzerstörer USS Donald Cook durch eine russische SU24 im Jahr 2014, bei dem der Zerstörer aufgrund elektronisch gestörter Zielzuweisung verteidigungslos im Wasser lag, markierte offenbar den Startpunkt einer Entwicklung, welche das Kräfteverhältnis auf der Welt in ein neues Gleichgewicht bringt. Auch der seltsame Vorfall mit der Kollision des Containerschiffs ACX Chrystal mit dem US-Lenkwaffenzerstörer USS Fitzgerald bestätigt diese Entwicklung.

Die Macht der schweren Marineverbände ist augenscheinlich gebrochen und die Angst geht um. Für hyperschnelle Gefechtskopf-Raketen der neusten Generation sind die Weltmeere der reinste Präsentierteller und Flugzeugträger ein Filetsteak. Dazu kommt die elektronisch-digitale Bedrohung, wie sie 2014 von den Russen präsentiert wurde.

Nimmt man die vorliegenden Puzzlestückchen zusammen, so darf mit Gewissheit davon ausgegangen werden, dass die Ära der Flugzeugträger – zumindest in der bisher bekannten Form – endgültig vorbei ist. Und die Militärstrategen wissen dies und tun es kund.

Alles läuft nach Plan …

Der Nachtwächter

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Übersetzungen aus dem Englischen vom Nachtwächter


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