Von Siegfried von Xanten
Wir schreiben das Jahr 2018.
Darf man das überhaupt sagen? Oder muss man das ganze Jahr aus Gründen der Zivilcourage zur Anzeige bringen? Ein ganzes Jahr. Vielleicht würde sich das lohnen.
Das Jahr 17 wurde jedenfalls nicht angezeigt, war aber sehr ereignisreich.
Januar
Der Führer hat geschrieben. Das ist freilich schon ein wenig her. Aber 2017 jährte sich die Neuauflage seiner Schrift. Herausgegeben vom IfZ (Institut für Zeitgeschichte). Mit 3700 Fußnoten von Experten. Und inzwischen in der 6. Auflage. 85000 Exemplare gingen über die Ladentheke.
Das Buch schaffte es auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Die Frage ist weniger, wer die 85000 Exemplare gekauft hat, als wer die nächsten 3000 Exemplare nicht gekauft hat.
Die bayerische Landeszentrale für politische Bildung arbeitet „an einer Schrift, wie Auszüge aus Hitlers Buch auch im Geschichtsunterricht genutzt werden“ können. Institutsdirektor Wirsching hat „ein etwas zwiespältiges Verhältnis“ zu dieser Frage.
Rund 50 Gefängnisse gibt es in Texas. Dort sitzen 150.000 Menschen ein. Sie dürfen lesen. Unter anderem „Mein Kampf“. 10.000 Buchtitel sind dagegen verboten. Darunter „Die Geisha“ und „Charlie Brown“.
Wie viele Menschen in indonesischen Cafés sitzen, ist nicht bekannt. Ein Café im indonesischen Bandung war besonders beliebt. Und wurde geschlossen. Es hatte Proteste wegen der Innenausstattung gegeben. Moniert wurden Hakenkreuze, Reichsadler und ein Portrait von Adolf Hitler. An gleicher Stelle eröffnete eine Karaokebar. Ob die Karaokebar die Innenausstattung des Cafés übernommen hat, ist bislang nicht bekannt.
Ob der letzte deutsche Kriegsgefangene mit dem Namen „Saturn“ dort gerne eine Gesangseinlage geben würde, darf bezweifelt werden. Im Moskauer Zoo gibt es rund 1.000 Tierarten. Mit Abstand am berühmtesten ist der deutsche Kriegsgefangene und Mississippi-Alligator mit dem Namen „Saturn“, der auf ungeklärtem Wege als Kriegsbeute nach Moskau kam.
Februar
Ungeklärt ist auch die Frage, ob der Alligator telefonieren kann oder will. Aber man hat ihn wahrscheinlich auch nicht gefragt, als man den roten „Siemens“-Telefonapparat des Führers in den USA verauktionierte. Der Apparat wechselte für 243.000 US-Dollar den Besitzer. Über die Identität des Käufers wurde nichts bekannt.
März
Bekannt wurde auch nichts über die Motive des von der Polizei festgenommenen 37-jährigen Drogenhändlers, der vermutlich einen an der Waffel hatte, als er via Facebook Toastbrot-Stücke postete. Mit dem eingebrannten Konterfei des Führers.
Der Schnurrbart des Führers und eine SS-Uniform und die Bundeskanzlerin schafften es –geschmackloserweise – gemeinsam auf die Titelseite der türkischen Boulevardzeitung Günes.
Und ein Gemälde des Führers in eine Gemäldeausstellung der italienischen Stadt Salò. Das Gemälde wurde von einem etwa 40-jährigen Täter unter Rufen wie „Scheißkerl“ mit einem Schraubenzieher attackiert.
Das brachte den Führer aber nicht aus der Ruhe. Er zeigte sich ganz privat. Und im Album. Und das wurde für 39000 Euro versteigert. Ursprünglich hatte es sich im Nachttisch des Führerbunkers befunden. Vermutlich.
Der Schnurrbart des Führers war inzwischen in Halle, Sachsen-Anhalt, heil angekommen und nahm – geschmackloserweise – mit einem beschrifteten Banner und der „Mutter aller Deutschen“ an einer Parade teil. Die Beschriftung des Banners wurde auch verbalisiert. Ganz ohne Chemie.
April
Weil der Führer keine Chemiewaffen eingesetzt hatte, beging der Pressesprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, Harakiri.
Mai
Und die Bundeswehr wurde von braunen Verwicklungen überschattet. Nicht verwickelt ist das, was Adenauer 1955 sagte:
„Ich weiß schon längst, dass die Soldaten der Waffen-SS anständige Leute waren. Aber solange wir nicht die Souveränität besitzen, geben die Sieger in dieser Frage allein den Ausschlag, so dass wir keine Handhabe besitzen, eine Rehabilitierung zu verlangen … Machen Sie einmal den Leuten deutlich, dass die Waffen-SS keine Juden erschossen hat, sondern als hervorragende Soldaten von den Sowjets gefürchtet war“ |
Juni
Dass der Antiquitätenhandel in San Telmo, in Buenos Aires, hervorragend ist, findet die argentinische Polizei nicht. Der Antiquitätenhandel hat sich auf Nazi-Devotionalien spezialisiert. Die Polizei ermittelt. Gegen 9 Objekte. Medaillen, Messer und Schutzhelme mit Hakenkreuz und Reichsadler. Zuvor waren in einem Vorort bereits 75 Nazi-Relikte aus einer Privatsammlung beschlagnahmt worden. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass die beiden Funde zusammengearbeitet haben.
Eine Spur führt nach Solingen. Da es sich in Summe nur um 84 Objekte handelt, muss man sich wenigstens mengenmäßig bezüglich der Symbolkraft nicht so viele Gedanken machen.
Ganz anders in Österreich. Dort geht es nur um ein Objekt. Aber mit Symbolkraft. Und das soll sich jetzt ändern. Die Symbolkraft des Geburtshauses des Führers darf enteignet werden. Sagen die österreichischen Verfassungsrichter. Die Symbolkraft ist dann mittellos und das Haus kann umgebaut werden. So dass es die Symbolkraft nicht wiedererkennt.
Juli
Die Nato hat einen perversen Film über die Waldbrüder gedreht. Viele Waldbrüder waren Mitglieder der Waffen-SS. Herrlich finde das die Nato, sagen die Russen.
August
Keine Waldbrüder, sondern eine problematische Glocke findet sich in der Pfalz. Und die möchte die Evangelische Kirche abrüsten. Im pfälzischen Herxheim. Wegen Vaterland und Führer. „Alles für’s Vaterland – Adolf Hitler“.
Auch, wenn der Bürgermeister, Roland Becker, stolz ist, die Glocke zu haben. Eine Expertin soll auch noch befragt werden. „Früher erklang die Glocke viermal pro Stunde und gab Hochzeiten und Trauerfeiern bekannt.“ Die Glocke läutet seit 83 Jahren. 5 Jahre fehlen ihr noch zur Symbolkraft per aetatem.
Taro Aso fehlten die richtigen Ideen. Deshalb bediente er sich beim Führer. Anschließend musste er zurückrudern. Taro Aso ist Finanzminister in Japan. Er lobte Hitler dafür, „richtige Motive“ gehabt zu haben. Zuvor nahm er sich die Nationalsozialisten bezüglich der angestrebten Verfassungsänderung zum Vorbild, um Japan aufzurüsten.
September
Abgerüstet werden soll nun der Personalstand einer Grund- und Übergangsschule im US-Bundestaat Vermont. Eine Lehrerin soll entlassen werden. Weil sie den Drittklässlern den Hitlergruß beigebracht hatte: „Und jetzt werden wir ‚Heil Hitlerʻ sagen“. Die Lehrerin war ihrem Umfeld zuvor durch nichts Ähnliches aufgefallen. Meinte das Umfeld.
Das Umfeld von Satan musste evakuiert werden. In Moskau. Satan ist eine Fliegerbombe vom Typ SC-1800. Die Bombe der deutschen Wehrmacht ist in einem perfekten Zustand. Auch farblich. Satan verließ die Baustelle in Moskau mit Hilfe des Kampfmittelräumdienstes.
Oktober
Wurde vom Kampfmittelräumdienst gleich mitentsorgt.
November
Ohne Kampfmittelräumdienst verließ der Führer nach Protesten aus den USA das De-Mata-Museum in Yogyakarta, Indonesien, obwohl er bei Besuchern sehr beliebt war und sich gerne für Selfies zur Verfügung gestellt hatte.
Ganz grußlos wollte ihn ein Amateur-Radsportler der Altersklasse 75 Jahre und älter in Oberösterreich aber nicht gehen lassen. Bei der Siegerehrung grüßte er den Führer. Eine „legitime Form der Meinungsäußerung, wie der Moderator der Renn-Veranstaltung befand. Der Mondseer Bürgermeister Karl Feurhuber zeigte die drei an. Der über 75-jährige Sportler bekam lebenslanges Startverbot.
Ob er statt Fahrrad in Zukunft mit der Luftwaffel unterwegs ist, ist nicht bekannt. Allerdings sorgt auch diese in entsprechendem Ambiente für reichlich Schlagzeilen. Wie die jüngst abgehaltene Party einer Studentenvereinigung in Norwegen zeigt. Eine Nazi-Mottofete mit Barkeepern in SS-Uniformen und Getränken mit Namen wie „Blitzkrieg“, „Nacht und Nebel“ oder „Luftwaffel“. Der Führer fand sich auf der Getränkekarte als Hipster wieder.
Wieder fand auch die Evangelische Kirche etwas. In der Pfalz hatte man gesucht und fünf weitere Glocken aus der NS-Zeit gefunden. Mit teils problematischen Inschriften. So Oberkirchenrat Michael Gärtner in Speyer.
Nicht ganz so problematisch sieht man in England den Umgang mit Hitlers „Mein Kampf“. Diskussionen und die Schrift sollen helfen, das freie Denken zu fördern. Man hofft ein Gegenmittel „gegen das Gift der politischen Korrektheit“ zu finden.
Dezember
Einen Käufer finden soll der Parade-Mercedes des Führers. Ein Mercedes-Benz 770K kommt unter den Hammer. In dem Wagen fuhr dereinst sogar Mussolini mit. Durch München.
Nicht versteigert – fast hätte ich noch die folgende September-Nachricht vergessen -, sondern veröffentlicht wurde der CIA-Bericht, dass der Führer nach seinem Selbstmord nach Argentinien ausgewandert ist.
Ob er dort wieder geschrieben hat oder noch schreibt, wird vielleicht das Jahr 2018 zeigen.
Es bleibt spannend.
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