Von Xantens Kolumne – Präsidiale Handpsychologie

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Von Siegfried von Xanten

Zwei Hände. Von Dürer. Eine der berühmtesten Zeichnungen der Welt. Neben dem Feldhasen. Der Pop Art-Künstler Andy Warhol ließ sich die Studie auf den Grabstein meißeln. Nicht den Feldhasen, sondern die Hände. Was wollte er uns damit sagen? Andy Warhol, der Meister des Siebdrucks. Und welche Aussage steckt in einem Händedruck?

Die Hand ist ein Greiforgan. Mit einem opponierbaren Daumen. Und damit der Möglichkeit des Pinzettengriffs. Beim Menschen und bei den meisten Primaten. Und warum opponierte der Präsident dagegen, die Hand der Bundeskanzlerin zu greifen? Die Antwort ist nicht so einfach. Man muss die Handpsychologen befragen. Eine Reihe von Experten „widmet sich regelmäßig und ausführlich dem Phänomen.“

Was hat es mit den Händen eines Menschen auf sich? Und was hat es mit den Händen des Präsidenten auf sich? Ob er sich schon mit Feldhasen beschäftigt hat, ist nicht bekannt. Aber wenn es um Hände geht, versteht der Präsident keinen Spaß. „Händeschütteln ist sein Markenzeichen“. Sagen die Medien. Und wollen sich einen Spaß auf Kosten des Präsidenten machen. Weil er beim „Asean-way-handshake“ durcheinanderkam.

Allerdings muss man wissen, dass Präsident Duterte für den Präsidenten eigens ein Liebeslied sang. Und dass es in Korea Krabben aus strittigen Gewässern gab. Und dass der Präsident eine der letzten koreanischen Trostfrauen umarmt hatte.

Unstrittig ist, dass die Handschlag-Geschichte mit Emmanuel Macron bereits mehrere Kapitel hat. Beim ersten Treffen packte der Franzose fest zu. Zum Abschluss der Militärparade vom 14. Juli revanchierte sich der Präsident dann. Mit einem Händedruck, für den er sich 18 und noch einmal 7 Sekunden Zeit nahm. Der Franzose kam dabei aus dem Gleichgewicht und konnte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten:

„Selbst als Trump Macrons Frau Brigitte zum Abschied zwei Küsschen auf die Wangen drückt, hat er die Hand seines Gegenübers weiter fest im Griff. Erst nach etlichem Schulterklopfen lässt der Republikaner wieder los. Der US-Präsident zeigt Macron deutlich: Mit mir ist nicht zu spaßen.“

Zu den Händen im Allgemeinen gibt es auch allerlei Redensarten, von denen der Feldhase vermutlich nichts weiß. Man kann etwas in die Hand nehmen. Zum Beispiel einen Sumpf trocken legen. Oder der Teufel kann seine Hände im Spiel haben. Zum Beispiel bei dem hinlänglich bekannten amerikanischen Klo. Weshalb sich die Reinigung hier etwas umständlicher gestaltet.

Oder man kann – damit der opponierbare Daumen nicht opponiert – seinen Daumen auf etwas haben. Wie zum Beispiel der Präsident auf den Vermögen suspekter Individuen und Institutionen. Aufgrund seiner Executive Order.

Im Übrigen gibt es noch jede Menge Handzeichen. Die Maurerbrüder wissen das. Aber das soll hier ebenso wenig Thema sein wie der Feldhase.

Kurzum, ist die Hand im Spiel, erschließt sich ein gewaltiges Reich an Redensarten. Ein ungeheures Konnotationsuniversum. Nicht zu vergessen die „Hand Gottes“. Maradona 1986. 31 Jahre später wurde Maradona dann ja bekanntermaßen gegendert. Die Maradona und Jesus im Schlauchboot. Ob Jesus eine ausgeprägte Daumenmaus besitzt, ist nicht bekannt. Die Daumenmaus gehört, anders als der Feldhase, nicht zu den Nagetieren.

Aber laut Ruediger Dahlke spricht aus einer kräftig ausgeprägten Daumenmaus Lebensenergie. Und wer, wie der Essener, auf etwa 2000 Jahre zurückblicken kann, sollte auch Lebensenergie haben. Ruediger Dahlke ist Arzt. Und Rita Fasel ist eine Kollegin. Beide haben sich eingehend mit Händen beschäftigt.

Nimm die Hand und du weißt Menschen richtig einzuschätzen. Ein Diagnoseweg. Sagen Ruediger Dahlke und Rita Fasel. Entscheidend sind die „Handform, die Beschaffenheit der Innenfläche, die Form eines jeden Fingers, der Nägel und Kuppen bis hin zu den Fingerabdrücken.“

Es gibt vier Handtypen. Sagen Ruediger Dahlke und Rita Fasel.

  • Da ist der Erdhand-Typ mit der quadratischen Hand und kurzen Fingern. Bodenständig, verlässlich und stressanfällig. Schwachstelle ist das Verdauungssystem.
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  • Und dann gibt es die Feuerhand. Eine lange Handfläche und kurze Finger. Eine Feuerhand kann zupacken und organisieren. Und neigt zu Herz- und Gefäßkrankheiten.
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  • Und dann ist da die Lufthand. Eine quadratische Handfläche und lange Finger. Die Lufthand ist wissbegierig und scharfsinnig. Und sie reist gern, versteht sich auf Geldanlagen. Und hat Spaß an Computern. Und soll zur Entspannung Yoga machen.
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  • Und schließlich ist da die Wasserhand. Ein langer Handteller und lange Finger. Die Wasserhand ist feinfühlig und künstlerisch veranlagt. Sie neigt zur Übempfindlichkeit und zu Allergien und verträgt keinen Leistungsdruck.

Man wünscht dem Präsidenten eine Erd- und Feuerhand. Ohne die üblichen Verdauungs- und Gefäßprobleme.

Ob Franco Verdauungs- und Gefäßproblem hatte, weiß ich nicht, aber seine rechte Hand wurde beschnitten. Weil sie nicht zum Gesamteindruck passte. Am 23. Oktober 1940 kam es auf dem Bahnhof des Städtchens Hendaye nahe der französisch-spanischen Grenze zum einzigen Treffen zwischen dem Führer und Franco.

Der Caudillo war im Luxuswaggon „SS 3“ angereist. Der Führer in seinem Waggon „Erika“. Allerdings kam Franco 8 Minuten zu spät. Das ärgerte den Führer. Er gähnte 18-mal am Stück, als der Caudillo sprach. Erzählt Ramón Serrano Suñer, der Franco als Minister nach Hendaye begleitet hatte. Wobei Ramón Serrano Suñer lieber von 15 bis 20-mal spricht.

Das wiederum ließ den Caudillo vermutlich so verkrampfen, dass er die Finger der rechten Hand auf dem Erinnerungsfoto krampfhaft ausstreckte. Was wiederum die spanische Nachrichtenagentur Efe wenig beeindruckend fand und sie dazu veranlasste, dem Caudillo die Finger abzuschneiden. Auf dem Erinnerungsfoto.

Ungeheuer beeindruckt war Panzergeneral Ludwig von Crüwell von den Händen des Führers:

„Von allen Körperteilen, die nur in der performativen Nahbegegnung Eindruck erzeugen, während sie in der visuellen Reproduktion verschwimmen, stachen Hitlers Hände hervor.“ […] Was ganz Auffallendes sind seine Hände – wunderschöne Hände. Und das fällt auf Bildern nie auf. Er hat Hände völlig wie ein Künstler.“

Nicht auffallen wollte den Medien, dass der Führer Jesse Owens die Hand gegeben hatte. Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. Sagt Siegfried Mischner, früher Sportreporter beim Rias.

Anfang der sechziger Jahre war Jesse Owens wieder in Berlin. Es gab eine Pressekonferenz. Jesse Owens zeigte ein Foto. Und das Foto zeigte, wie der Führer ihm die Hand schüttelte:

„Das war einer meiner schönsten Augenblicke in Berlin […] Entstanden sei das Foto vermutlich im Raum hinter der Ehrentribüne. Die vorherrschende Meinung im Nachkriegsdeutschland habe gelautet: Hitler habe Owens ignoriert. ‚Wir haben daraufhin beschlossen, über das Foto nicht zu berichten. Die Presse war damals gehorsam‘, sagt Mischner.“

Damals? Es gibt Dogmen, die überdauern: „Wahrheit ist unser kostbarster Besitz. Laßt uns sparsam mit ihr umgehen.“ Das Dogma der Medien.

Und der Präsident? Hat es nun in die Hand genommen, wie bereits berichtet, das amerikanische Klo zu reinigen. Und Hand an den tiefen Staat zu legen. Das amerikanische Klo ist ziemlich groß und der tiefe Staat sehr tief. Da will man seine Hände sehr klein sehen.

Marco Antonio Rubio ist ein US-amerikanischer Politiker der Republikanischen Partei und seit Januar 2011 Senator für Florida im Senat. Marco Antonio Rubio hatte im US-Wahlkampf den späteren Präsidenten „wegen seiner ‚kleinen Hände‘ verspottet und gemeint, dass man ‚Männern mit kleinen Händen‘ nicht trauen könne.“

Der kanadische Journalist Graydon Carter bezeichnete den Präsidenten gar als „short-fingered vulgarian“, also als vulgären Menschen mit kleinen Fingern. Und mit der stillen Post war die Nachricht zu einer Studentenzeitung gelangt, die von einem „short-fingered Bulgarian“ gehört haben wollte.

Welche Art Hände Marco Antonio Rubio und Graydon Carter haben, weiß ich nicht. Aber „das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit.“

Die Medien wollen auch beobachtet haben, dass Melania nicht die Hand ihres Mannes nahm. Nicht am Flughafen von Palm Beach und nicht am Flughafen von Ben Gurion. Wegen Stormy Daniels. Sagen die Medien. Und wollen den Nagel auf den Kopf getroffen wissen.

Aber was hat Stormy Daniels mit Ben Gurion zu tun? Und welche Rolle spielen dessen Nägel? Ben Gurion starb bereits am 1.12.1973. Sind seine Nägel seitdem gewachsen? Selbst Mediziner glauben das. Dass die Fingernägel und die Haare von Toten weiter wachsen. Ein weiteres Mythologem. Denn was tot ist, wächst nicht. Außer in Horrorfilmen .

Aber warum nahm der Präsident dann nicht Netanjahus ausgestreckte Hand? Und ließ den israelischen Ministerpräsidenten zunächst einfach stehen? Und warum drückte er die Hand des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe 19 Sekunden? Und warum antwortete Shinzo Abe mit einer Augenrolle? Wie besonders aufmerksame Twitterer zu bemerken glaubten. Hatte der Präsident sich um eins verzählt und sollten es eigentlich 18 Sekunden werden?

„Die meisten Frauen achten bei Männern zuerst auf die Hände.“ Und sie erwarten sich durch die Hände Hinweise auf den Charakter. In etlichen Kulturen gelten die Greiforgane mit dem opponierbaren Daumen als Spiegel der Seele. Und als Hinweis auf die männliche Bestückung.

Eine „Studie […] besagt, dass Männer je nach Zeige- bzw. Ringfingerlänge besser oder eben schlechter bestückt sind. Je kürzer nämlich der rechte Zeigefinger im Verhältnis zum rechten Ringfinger ist, desto größer ist ihr Penis.“ Womit das Nasen-Johannes-Mythologem einpacken kann. Zur Sicherheit kann man dann noch auf das Nagelbett schauen. Je breiter, desto länger und breiter das Gemächt.

Der Präsident kennt die Studie. Garantiert. „I guarantee you there’s no problem. I guarantee you.”

Wenn es um Hände geht, versteht der Präsident keinen Spaß. Und dann kann es auch schon mal vorkommen, dass er gar keine Hand gibt. Sagen die Medien.

“I’m also very much of a germaphobe, by the way, believe me.” Sagt der Präsident. Hat er eine Germanenphobie? Oder bezieht sich die Phobie auf bestimmte Deutsche? Und warum schüttelte der Präsident der Bundeskanzlerin nicht die Hand? Obwohl die doch darum angehalten hatte.

Es heißt: „Ein schlaffer Händedruck weist auf Desinteresse und fehlenden Respekt hin.“ Und ein fehlender Händedruck?

Germaphobie ist der englische Ausdruck für Mysophobie. Die Angst vor Schmutz und Ansteckung. Und dem begegnet der Mysophobe mit diversen Reinigungsritualen und –zeremonien. Und die Reinigungszeremonien scheinen in vollem Gange zu sein. Und der Händedruck des Präsidenten spricht Bände. Selbst wenn er fehlt.

Schmutz und Dreck werden ausgekehrt. Zuerst in Amerika und dann in aller Welt. Hoffentlich.

Einige Menschen sollten sich Sorgen machen. Und um diese Art von Sorgen zu vergessen, hilft auch nicht Mark Twains Rezept, das sonst eigentlich immer hilft, „nur Schuhe zu tragen, die eine Nummer zu klein sind.“

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