Die uns medial präsentierte “Welt“ ist ihrem Wesen nach ein Bühnenstück in einem Theater. Abgelenkt von immer neuen Szenen in immer höherer Folge halten die dargebotenen Illusionen uns, die Zuschauer, in ihrem Bann und erschweren uns die Erinnerung daran, wer wir sind, was wir sind und wie Leben wirklich funktioniert.
Noch nie in der bekannten Geschichte war das Ablenkungsangebot derart hoch wie es heute ist. Programmierte der Fernseher uns einst auf wenigen Kanälen mit ausgesuchten Inhalten zu festgelegten Zeiten, sehen wir uns heute einer unendlichen Schwemme von Angeboten gegenüber: Netflix, Amazon Prime, PlayStation, “Handy“, Soziale Medien im Internet – all dies eröffnet uns die Möglichkeit, in die uns angebotenen Scheinwelten abzutauchen. Dabei ist stets zu bedenken, dass die Frage, wie tief wir abtauchen, wie sehr wir uns den angebotenen Ablenkungen hingeben, ein Gradmesser für den Zustand der Verkümmerung unserer verwurzelten Anbindung an das echte Leben ist.
Jeder von uns lässt auf die eine oder andere Weise zu, von den angebotenen Illusionen eingefangen zu werden. Und sich diesen Umstand aktiv bewusst zu machen, geht mit einer besonderen Form der Heilung einher. Zwar besteht jederzeit die Möglichkeit, den Zuschauerraum des Theatersaals zu verlassen, doch die Wenigsten tun dies tatsächlich, und sei es nur für eine gewisse Zeit. Der Grund dafür dürfte überwiegend am menschlichen Wesenszug der Neugierde festzumachen sein, denn verlasse ich den Zuschauerraum, dann könnte ich ja etwas verpassen …
Ich habe mich über die vergangenen Wochen auf die hinterste Reihe des Zuschauerraums zurückgezogen und das Geschehen auf der Bühne eher beiläufig verfolgt und zur Kenntnis genommen. Die offene Ausgangstür bot mir dabei die Gelegenheit, den Saal immer wieder mal zu verlassen und unverbrauchte Luft zu atmen, echtes Licht in meine Augen strömen zu lassen und die Bewegungen der Luft zu spüren – eine bemerkenswert heilsame Erinnerung an das wahre Wesen, welches in uns allen auf seine Wiedererweckung wartet.
Glaube
“Man kann alle Menschen eine gewisse Zeit zum Narren halten. Man kann einige Menschen die ganze Zeit zum Narren halten. Aber man kann nicht alle Menschen die ganze Zeit zum Narren halten.“ (Abraham Lincoln)
Die meisten, wenn nicht alle Menschen haben sich mittels auf vielerlei Ebenen einprogrammierter Glaubenssätze dahin erzogen worden zu sein, im Außen einen Heiland zu suchen – einen oder etwas, der oder das die Verantwortung für einen selbst übernimmt. Die Angst vor der Selbstverantwortung ist bei vielen Menschen in der Tat bemerkenswert. Dabei sind die mittels Angst und “Schuld“ gedrückten Knöpfe in einem selbst zumeist auf das verzerrte Spiegelbild der eigenen Erfahrungen und Erwartungshaltungen zurückzuführen. Das, was bestimmte Meldungen, bestimmte Äußerungen anderer und bestimmte dadurch in einem selbst gedrückte Knöpfe im Inneren auslösen, bietet indes jedem die augenblickliche Gelegenheit zur Selbstbetrachtung und in der Folge zum Überdenken der eigenen Selbstverständlichkeit. Ob diese genutzt wird, obliegt jedem selbst.
Zweifel, in Verbindung mit der vermeintlichen Ohnmacht als Einzelner etwas bewegen zu können, Wirkung entfalten zu können, sowie die tief einprogrammierte Angst davor, für sich selbst einzustehen, Entscheidungen für sich selbst zu treffen und sich auch den Folgen zu stellen, zeugen von einem nachhaltigen Mangel an Selbsterhaltungstrieb. Ein eindeutiges und vor allem unkommentiertes “Nein“ birgt dagegen eine enorme Kraft, ebenso wie die Fähigkeit, zu bestimmten Sachverhalten einfach zu schweigen.
Auch solche Menschen, welche sich mindestens zum Teil aus der sie umgebenden Matrix gelöst haben, identifizieren sich nach wie vor über das, was sie glauben zu wissen. Dieses vermeintliche Wissen mag sich verändert haben; einiges mag über Bord geworfen und durch anderes ersetzt worden sein, doch bleibt der Glaube an eine bestimmte Wahrnehmung die Grundlage für das jeweilige Bild der “Welt“ sowie der eigenen Position in dieser. Bisweilen wird gar verzweifelt an diesen beiden Aspekten festgehalten; es wird geglaubt und dabei negiert, dass der mit großem Abstand überwiegende Teil der zugrundeliegenden Informationen reine Illusion ist und mit dem eigenen, echten Leben in keinerlei Verbindung steht.
Die von den allgegenwärtigen Medien in regelrechtem Dauerfeuer immerfort erneuerten Nebelschwaden hindern fast jeden daran, die Wirklichkeit um ihn herum ungefiltert wahrzunehmen. Meinungen werden gemacht, indem für jede Strömung Narrative mittels Meldungsserien aufgebaut werden. Eins der belegt nachhaltigsten Mittel der Wahl ist die Bestärkung ohnehin bereits vorhandener Ängste und angesichts der Vielzahl von medialen Möglichkeiten, die individuelle Wahrnehmung der “Welt“ zu bestätigen, lassen sich so auch sämtliche der verschiedenförmigsten Herden in eine vorbestimmte Richtung lenken.
Ausnahmslos alle Meldungen des Tagesgeschehens stellen zwangsläufig Zerrbilder der Wirklichkeit dar. Ungeachtet der Frage, ob das, was gemeldet wird, auch wirklich geschehen ist und wenn ja, ob es auch so geschehen ist, wie es dargelegt wird, ersetzt der Glaube an eine Illusion zunehmend die Wirklichkeit. Dies alles dient, neben der Ablenkung vom echten Leben, der Meinungsbildung und Festigung von Glaubenssätzen, mittels steter Wiederholung basierend auf der Bedienung ohnehin bereits vorgefertigter Denkmuster, welche wiederum allzu oft auf unhinterfragten Narrativen beruhen. Seien sich auch manche Menschen dieser Umstände bewusst, so gelingt doch nur den wenigsten der Ausbruch aus diesem von Außen induzierten, gedanklichen Kreisverkehr.
Erinnerung: “Panem Et Circenses – Illusionstheater und Wirklichkeit“
Sich für einige Zeit bewusst aus dem medialen Spektakel herauszunehmen und sich in Ruhe und ohne Rechtfertigung um Dinge zu kümmern, welche in der unmittelbaren und echten Nähe ihre Wirkung entfalten, führt zur sehr heilsamen Erinnerung an den vollkommen offenbaren Unterschied zwischen der glaubensbasierten Scheinwelt und der anfassbaren Wirklichkeit. Genau diesen Weg habe ich über die vergangenen Wochen beschritten, indem ich mich bewusst aus dem medialen Zirkus ausgeklinkt habe.
Bühnenblick
Wenngleich uns jeden Tag aufs Neue allerlei Illusionen auf verschiedenen Ebenen präsentiert werden und dies jedem nachhaltig bewusst sein sollte, ist ein regelmäßiger Blick auf die Bühne dennoch sinnvoll, offenbart sich damit doch mindestens das, was vom Zuschauer zu denken erwartet wird. Fast ausnahmslos alles, was uns dargeboten wird, dient allerdings einerseits unserer Ablenkung vom echten Leben und soll andererseits unsere jeweilige Wahrnehmung der “Welt“ bedienen. Bedenke: Energie folgt der Aufmerksamkeit:
“Mein Sohn, in jedem von uns tobt ein Kampf zwischen 2 Wölfen. Der eine Wolf ist böse. Er kämpft mit Neid, Eifersucht, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Lügen, Überheblichkeit, Egoismus und Missgunst. Der andere Wolf ist gut. Er kämpft mit Liebe, Freude, Frieden, Hoffnung, Gelassenheit, Güte, Mitgefühl, Großzügigkeit, Dankbarkeit, Vertrauen und Wahrheit.”
„Und welcher der beiden Wölfe gewinnt?“
„Der, den du fütterst.“
Insofern obliegt die Frage, ob und wie weit sich der geneigte Leser von den künftig hier wieder präsentierten Teilen des Bühnenstücks gedanklich und emotional einfangen lasst, wie stets der eigenen Wahl. Ich halte das Hinschauen weiterhin ausdrücklich für ratsam, dies jedoch in dem vollen Bewusstsein, womit wir es zu tun haben, verbunden mit den nach wie vor gültigen Kernfragestellungen zur Selbstbetrachtung und Selbstbestimmung:
1. Betrifft mich das?
2. Ist das meine Aufgabe?
Alles läuft nach Plan …
Der Nachtwächter
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